Thema: (?) (241) Nachportobelege / Nacherhebung von Porto
DL8AAM Am: 01.07.2023 21:10:21 Gelesen: 16568# 249@  
Chaos bei der Post? - Die rechte Hand, weiss nicht was die linke verlabelt?

Hier ein interessanter Beleg aus dem Bereich der Bearbeitung unzureichend frankierter und deshalb zurückgesandter Sendungen:



Quadratischer Umschlag (11 x 11 cm) für eine speziell gedruckte Einladung, die zu etlichen Dutzend versandt wurde. Ursprünglich freigemacht mit dem Standardbriefporto zu 85 Cent.

a) Die Sendung wurde ausgesondert und per Handstempel im Briefzentrum Göttingen entwertet, BRIEFZENTRUM 37 al am 23.06.2023 (Freitag). Da das Format nicht der Norm entspricht, wurde die Sendung mit einem entsprechenden gelben Label ("... unterfrankiert ... bitte 15 Cent nachfrankieren ...") versehen und an den Absender zurückgesandt.

Das heisst die Post forderte - statt dem Standardbriefporto - das Porto für die nächste Portostufe, d.h. für einen Kompaktbrief. Der Absender klebte nun die auf dem Label geforderten 15 Cent nach und gab die Sendungen in einem "Postamt" in 37079 Göttingen persönlich ab. Dort wurde die Nachfrankatur per Handstempel am 28.03.2023 entwertet. Das Label wurde, wie darauf beschrieben, an der Perforation abgezogen, so dass nur noch der rechte Teil des Labels "als Beleg" für eine Nachfrankatur verblieb.

b) Nun fiel wohl beim zweiten Durchlauf im Briefzentrum Göttingen einem anderen Postler auf, dass auf Grund des Formats statt dem Standardbriefporto wohl nicht nur das Porto für einen Kompaktbrief fällig wird, sondern der übernächste Portosatz für einen Großbrief, d.h. 1,60 €. Also wurde ein weiteres gelbes "Nachzuzahlen"-Label ("... es fehlen 60 Cent ...") verklebt und die Sendung ging erneut an den Absender zurück. Dieser ging nun wieder zu einem "Postamt" seines Vertrauenes, dort wurden die nachnachgeforderten 60 Cent gezahlt und per Digitalmarke (Schalterlabel bzw. Postfreistempel; Gerätenummer F1011A2541) am 29.03.2023 nachfrankiert. Das zweite Label wurde ebenfalls abgezogen. Deshalb kleben nun gleich zwei gelbe Reststreifen aus der Nachfrankaturbehandlung übereinander auf dem Umschlag.

c) Am 01.07.2023 ging die Sendung hier nun ein.

Chaos pur... zumindest sollte man als Kunde erwarten können, dass sich die Mitarbeiter innerhalb eines Briefzentrums einig über die Entgelte sind? Dort sollten zumindest ja auch keine Bäckereifachverkäufer die Post machen, sondern "echte" Postler?

Im Absenderort gibt es keine Postfiliale, nur noch einen Briefkasten, d.h. der Absender musste jeweils über 15 km (1-Way) nach Göttingen fahren, um ein "Postamt" aufsuchen zu können, wo a) die selbstklebenden 10 und 5 Cent-Marken gekauft und nachgeklebt und b) per Digitalmarke nachfrankiert werden konnte.

Eigentlich würde ich aber auch erwarten, dass die innovative Einladungskarten-Spezialdruckerei, die ja auch die passenden Umschläge im Set mitverkauft hat, dem Kunden einen Tipp geben sollte, dass das ein ganz spezielles "Sonderformat" eines Briefes ist und man trotz seines kleinformatigen Leichtgewichts das Porto für einen "500 Gramm-Großbrief" verkleben muss. Einem normalen (inzwischen kaum noch briefeversendenden) Otto-Normalverbraucher-Kunde käme es sicherlich niemals in den Sinn, dass das etwas so Abweichendes sein könnte, dass dieser überhaupt auf die Idee kommen würde, dass man eine Extrarecherche zum nötigen Briefproto starten müsse. ;-)

Nur zur Ergänzung: Der Brief mit seinen 110 mm x 110 mm hätte zwar die Mindestmaße für einen Kompaktbrief erfüllt (100 mm x 70 mm), aber nicht Zusatzvorgabe, dass die Länge mindestens das 1,4-Fache der Breite betragen muss. Also bleibt in diesem Fall wirklich nur noch der Großbrief übrig, der zwar die selben Mindestmaße vorgibt, bei dem aber die Vorgabe zum Länge-Breite-Verhältnis entfällt [1].

Beste Grüße
Thomas

[1] https://www.deutschepost.de/content/dam/dpag/images/G_g/Gesamtpreisliste/dp-leistungen-und-preise-01-2023.pdf
 
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