Thema: Abenteuer auf der Reise – Auge in Auge mit der örtlichen Postverwaltung
Bendix Gruenlich Am: 31.07.2023 18:52:45 Gelesen: 3051# 41@  
Haben wir vor kurzem hier im Forum nicht die ungläubige Frage gelesen, wer denn noch schreibe?

Also, ich tue das. Weil ich gerne sammle, Briefmarken für mich Gebrauchsgegenstände sind, aus Freundschaft und Verbundenheit - auf der Reise erlebe ich zeitliche Freiheit. Warum da nicht einen Gedanken / eine Stimmung / eine Impression teilen (und dies dezent übermitteln).

Ich bin immer wieder überrascht, wie positiv das wirkt. Dem Empfänger des folgenden Poststücks schicke ich möglichst einmal im Jahr ein Kärtchen. Man ruft sich in Erinnerung und grüßt aus der Ferne (mit einem schönen Motiv, Frankatur die gefallen soll und einem individualisierten Text – weil wir Freude machen wollen). Mein Gott, wie oft ist er schon umgezogen – und was hat alle diese Umzüge über die Jahre überlebt: meine Karten, jawohl – weil die gefallen haben. Letztlich ist das nur ein Nachgeben, nämlich dem eines bereits vorhandenen, unterbewussten Sammeltriebs, dem wir Briefmarkensammler ja alle, aber offener, verfallen sind. Jetzt hat er die Karten digitalisiert und die Originale habe ich bekommen, darüber habe ich mich sehr gefreut. Ich teile das mal heute hier.



Auch einen anderen Bekannten, des Briefmarkensammelns garantiert unverdächtig, erwischte ich mal dabei, dass er anlässlich einer Reunion die zeitnah nach dem Eintreffen einer meiner Karten stattfand, er diese in die Luft hob und dann auf den Stapel (!) zu den anderen empfangenen legte.

Nazaré, das sagt Euch vielleicht was. Ja, das ist der Surfer-Hotspot in Portugal mit beeindruckenderen Wellen als auf Hawaii. Von der Szene Ende der 1990er entdeckt. Und ich war dabei, in 2001 war von einem Überrennen des netten Ortes durch Surfer noch nichts festzustellen. Aber ich kam abends an, hatte ein schönes strandnahes Quartier und fragte mich, ob ich noch kurz schwimmen gehen sollte. Ich mag den Atlantik und seine Wellen, aber ich kann nur sagen, das hätte absolute Lebensgefahr bedeutet. Die Dünung war heftig und hätte einen Menschen schlicht erschlagen. Aber auch schon ein Spaziergang am breiten, langen Strand war beeindruckend, die Kraft und Gewalt der Wellen, die Frische und Kühle des Ortes mit der durch Gischt versetzen Luft. Ein sehenswertes und erlebbares Spektakel.

Für diejenigen denen der Beitrag zu bunt und gegenwärtig war, also den Pietisten der Philatelie, zeige ich noch mal einen Klassiker zu deren Beruhigung.



Von 1892. Eine Nr. 66 – Auflage 15.880.000 und Nr. 70 – Auflage 50.702.000, daher keine Seltenheiten. Motiv: König Carlos I, der 1908 auf dem Praca do Comercio einem Attentat zum Opfer fiel – also, alle die nach der Krone streben, seien gewarnt, und mögen zur Kenntnis nehmen, wie das enden kann („Uneasy lies the head that wears the crown“ so Shakepeare). Links: prächtig – Sechseckstempel mit interessanten Schmuckelementen.

Wahrscheinlich kaum bekanntes historisches Detail: portugiesischer Staatsbankrott in 1891 – seitdem arbeiteten die Hauptgläubiger Großbritannien und Deutschland ernsthaft an Plänen zur Aufteilung des portugiesischen Kolonialreiches in Afrika (bis man sich 1914 selbst gegenseitig an die Kehle ging). Das Zeitalter des puren Imperialismus.
 
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