Thema: Altdeutschland Bayern: Belege in die Schweiz
bayern klassisch Am: 04.08.2023 15:19:18 Gelesen: 2979# 49@  
Liebe Freunde,

ich würde es nicht Postbetrug nennen, aber sicher eine grenznähere Aufgabe mit gern gesehener Portoermäßigung - dergleichen Briefe dürften nicht häufig sein und ich kann jetzt einen davon zeigen, der es "in sich" hat (einen von 58.000 Briefen an Isler).





Ein Brief unter einem Loth wurde von Herrn Carl Isler in Nürnberg am 27.8.1860 verfasst und war gerichtet an Firma Jacob Isler & Co. in Wohlen in der Schweiz. Nürnberg lag im 3. Rayon, Wohlen im 1. Rayon, womit das Porto 9 Kreuzer für Bayern (30 Rappen) und 3 Kr. für die CH (10 Rappen) betragen hätte.

Aber Isler wäre nicht Isler gewesen, wenn er dieses hohe Porto einfach so hingenommen hätte - er hat den Brief noch am selben Tag (nur mit der Bahn möglich) nach Augsburg gebracht und erst dort aufgegeben und zwar zwischen 17.00 und 18.00 Uhr. Der etwas verwackelte Augsburger Zweikreiser bestätigt dies.

Nun taxierte ihn Augsburg mit 6 Kreuzer für den 2. Rayon zur CH in blauer Kreide. In Basel malte man eine 6 für Bayern und eine 3 für die CH in typischer Rötel. Dann strich man dieses mathematisch anspruchsvolle Werk durch und notierte folgerichtig 30 Rappen für den Empfänger zu zahlen. Am Folgetag kam der Brief in Wohlen an. Fazit: 3 Kr. oder 10 Rappen Ersparnis durch einen cleveren Schweizer!

P.S. In Frankreich ging im 18. Jahrhundert, bedingt durch die in der Oberschichte weitläufig bekannte, große Cleverness der Schweizer Finanzdienstleister, folgendes geflügelte Wort um:

Wenn ein Schweizer Banquier durchs Fenster springt, springen sie am besten einfach hinterher.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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