Thema: Deutsches Reich 909/910 SA/SS: Michel streicht die Briefnotierungen
Lammfell Am: 09.08.2023 11:12:03 Gelesen: 19930# 462@  
Man kann es ja mal ausrechnen.

Die Marken sind am 20.4. ausgegeben worden.

Jemand, der an diesem Tag die Briefmarken gekauft hat, wird diese auch an diesem Tag verbraucht haben, weil

a.) das dann ein Ersttagsbrief wäre
b.) derjenige nicht wieder unter den entsprechenden Gefahren zur Post laufen musste - (die Existenz des Postamtes am darauffolgenden Tag war ja auch nicht gesichert)
c.) er sich nicht nach Kauf erneut in die Warteschlange stellen musste, wenn ein Umschlag direkt eingeliefert und vom Postler beklebt wurde - dem Anschein nach war ja damals Hochbetrieb am Briefschalter.

Daraus würde ich ableiten, das niemand Leib und Leben riskiert, um am Folgetag vorfrankierte Post am Schalter abzugeben.

Geht man davon aus, dann wären für 43 Briefe in einer Stunde je Brief eine Bearbeitungszeit maximal von 85 Sekunden möglich, sofern kein Kunde mit anderen Dienstleistungen ausser einem Einschreiben in dieser Stunde am Schalter angestanden hat, was schon unwahrscheinlich ist.

Ein paar Sekunden- um an den Schalter vorzutreten -verbleiben~80 Sekunden entsprechende Zeit, den Umschlag vorzulegen- und seine Wünsche zu äußern. "Bitte die neuen Sondermarken" - verbleiben ca. 70 Sekunden.

Jetzt kommt der Postler ins Spiel

-Brief annehmen- Anschrift auf Brief und Einlieferungsschein kontrollieren noch 65 Sek.
- Geld kassieren noch 60
- Porto zusammenstellen = Sondermarken vorsichtig aus zwei Bogen trennen, da sonst der Kunde bei einer Beschädigung der Marken mit Recht ungehalten wäre, wenn pro Marke 38 Pf Zuschlag fällig sind -noch 45 Sek.
- Wechselgeld zurückgeben ggf. mit weiteren postfrisch erworbenen SA/SS-Marken, Sondermarken verkleben -35 Sekunden
- fehlendes Porto von 14 Pf.= eine Rollenmarken a 8 Pf von der Rolle abtrennen und verkleben- eine Rollenmarke a 6 Pf von der Rolle abtrennen und verkleben -25 Sekunden
- R-Zettel von der Rolle abtrennen und verkleben - 20 Sekunden
- Briefe nach Kundenwunsch sauber stempeln, Einlieferungsschein mit Einlieferungsnummer beschriften, stempeln und zurückgeben noch 5 Sekunden
- Brief zum Trocknen der Stempelabdrucke getrennt von übriger Post weglegen
"Der Nächste bitte".

Dann beginnen die 85 Sekunden erneut - reiner Akkord - für mich schwer vorstellbar. Denn es gibt immer Kunden, die den Einlieferungsschein nicht- oder nur teilweise ausgefüllt haben.

Ein solcher Kunde- und schon wäre es nicht mehr machbar.

Wechselgeld darf natürlich auch nicht aufgefüllt, Hände nicht gesäubert oder das Schwämmchen neu gewässert worden sein.

Immer vorausgesetzt der Stempel wurde korrekt stündlich umgestellt.
 
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