Thema: Märchen auf Feldpostkarten im Ersten Weltkrieg
evwezel Am: 30.08.2023 14:49:18 Gelesen: 558# 1@  
Liebe Sammelfreunde,

auf den ersten Blick denkt man bei “Feldpost“ nicht unbedingt an Märchen-Ansichtskarten. Trotzdem wurden während dem Ersten Weltkrieg unzählbar viele Ansichtskarten mit Abbildungen der Märchen der Gebrüder Grimm an die Lieben in die Heimat geschickt. Uber den Grund dafür kann man nur spekulieren. Vielleicht wollten die Soldaten ihre Frau und Kinder nicht unnötig beunruhigen, oder suchten sie einfach eine Ablenkung von den Schrecken des Krieges.

In diesem Thema möchte ich gerne Vorbilder zeigen und ich lade jeden ein, etwas beizutragen.

• die Feldpostkarte muss geschrieben sein zwischen 1914 und 1918 und tatsächlich gelaufen sein;
• der Text auf der Textseite der Feldpostkarten soll völlig transkribiert werden.

Ich fange heute mit „Aschenbrödel“ [1] an. Es handelt sich hier um zwei Feldpostkarten, geschrieben am 1. Juni 1918 und 6. Juni 1918.

Viele Grüße,

Emiel

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Transkription

Teure[2] Luise!

Eben erhielt ich Dein Paket
u. gestern Deinen l. Brief.
Herzlichsten Dank, liebe
Luise. Wir hatten heute noch-
mals Besichtigung; das
wird nun die letzte ge-
wesen sein in H.[3] Ich hoffe
morgen Zeit zu haben
um Dir mehr zu schrei-
ben.
Die innigsten Grüße
u. Küsse
Dein
Anton

Briefstempel
Nicht lesbar.

Feldpoststempel
Feldpost
-1.6.18.10-11V

Absender
Gefr. Schnitzler, Feldrekr. Depot.
18. ?. Batterie D. Feldpost 44

Adresse

An
Fräulein
Luise Engel
Krauchenwies [4]
Hohenzollern

[1] Siehe https://www.helpster.de/unterschied-zwischen-aschenputtel-und-aschenbroedel_126739. Im Grunde bezeichnet Aschenputtel und Aschenbrödel ein und dieselbe Person. Es gibt jedoch Unterschiede, was die Herkunft der Namen betrifft. Das Märchen wurde im Märchenband der Gebrüder Grimm festgehalten. Diese Version vom Jahr 1812 ist wohl auch die bekannteste. Bei den Gebrüdern Grimm trägt das Mädchen den Namen Aschenputtel. Der deutsche Schriftsteller Ludwig Bechstein übernahm die weitverbreitete Geschichte in seine Märchensammlung. Hier heißt das Mädchen allerdings Aschenbrödel. Die Geschichte bleibt allerdings dieselbe.
[2] Ich vermute, Anton hat sich hier vertan und wollte „Treue Luise“ schreiben...
[3] Hautmont. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Hautmont
[4] Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Krauchenwies


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Transkription

Liebe Luise!

Wir sind eben im Begriff,
uns von Hautmont zu ver-
abschieden. In einigen Stunden
soll der Transportzug abgehen,
ich glaube zu Feldart. Reg. 600.
Ich habe nicht mehr viel Zeit
muß noch packen. Gestern
hatten wir noch eine große
Übung. Herzlichsten Gruß
Dein Anton

Briefstempel
Feldart. Rekr. Depot 18

Feldpoststempel
Feldpost
-6.6.18.10-11V

Feldpostvermerk
Feldpost

Absender
Gefr. Schnitzler, Feldrekr.
Depot. 18.

Adresse
An
Fräulein
Luise Engel
Krauchenwies
Hohenzollern
 
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