Thema: Bogenrand: Formnummer, Plattennummer und Hausauftragsnummer
petzlaff Am: 04.12.2010 09:44:33 Gelesen: 37024# 9@  
@ doktorstamp [#6]

Hier möchte ich gern etwas ergänzen:

Die gedruckten Bogenrandsignaturen der britischen Markenausgaben sind sehr vielfältig und können nicht über die Schiene Formnummer=Plattennummer behandelt werden. Ab den 1930er Jahren wurden die meisten britischen Marken nicht mehr im Platten, sondern im Walzendruck hergestellt. Dabei wurden die alten (zum Teil auch direkt in das Markendesign eingearbeiteten Plattennummern) durch Zylindernummern ersetzt, die den uns bekannten Formnummern entsprechen. Die Zylindernummern sind i.A. nicht als Plattennummern zu betrachten, da von identischen Platten unterschiedliche Zylinder gefertigt wurden. Zylindernummern wurden ursprünglich ohne umgebende Quadrate gedruckt. Bis heute hat sich jedoch die Art der Nummerierung erhalten: es gibt "dots" vom rechten Teilbogen und "no-dots" vom linken Teilbogen, also Formnummern mit oder ohne Punkt. Die eigentliche Platte ist prinzipiell nur aus der Kombination von Zylindernummer (also Form) und der sog. "Control" abzuleiten. Die "Controls" entsprechen grob den uns bekannten Hausauftragsnummern und geben das Verrechnungsjahr der Druckbeauftragung (ähnlich den deutschen HANs) an. Zusätzlich sind für die Ermittlung der Urplatte weitere Merkmale des Drucks hinzuzuziehen.

Hier ein Beispiel: Control "A37" / Zylinder "19 dot" - die Marke stammt also aus dem rechten Teilbogen (".") des ersten Druckauftrags ("A") aus dem Jahr 1937 ("37") und wurde von Zylinder 19 gedruckt.



Alle Auflagen dieser Marke stammen aus demselben Druckauftrag ("A37"). Unterschieden werden die Platten dieser Ausgabe nach dem sog. "Ray Flaw", einem Plattenfehlers, dessen Kommentierung hier zu weit führen würde.

Es gibt 7 Zylinder (Formnummern) ohne "Ray Flaw" - übersetzt in "Platte 1"
Es gibt 10 Zylinder (Formnummern) mit "Ray Flaw" - übersetzt in "Platte 1" da durch Abnutzung entstanden.

Es gibt 5 Zylinder (Formnummern) mit "corrected Ray Flaw" - übersetzt in "Platte 2"

Jetzt wird es kompliziert: Der "Ray Flaw" ist nur auf dem linken Teilbogen ("no dot") nachzuweisen - so etwas ist typisch für Walzendruck - hängt von der Druck-Laufrichtung ab. Es darf also nur der "corrected Ray Flaw" zur Urplattenbestimmung herangezogen werden.

Nichts "einfacher" als das: Alle "corrected" wurden in single Bögen gedruckt, es gibt also ausschließlich "no dots". Demzufolge gibt es die Platte 1 (10 Zylinder/Formen) und die korrigierte Platte 2 (5 Zylinder/Formen). Platte 2 ist selten, insbesondere Platte 2 von Zylinder 10.

Die gezeigte Marke hat nicht den "corrected Ray Flaw" in der linken oberen Ecke, stammt vom linken Teilbogen ("dot"). Zylinder 19dot gibt es nicht mit "corrected Flaw), also stammt diese Marke von "Platte 1".

LG, Stefan
 
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