Thema: (?) (668) Postverhältnisse Bayern - Österreich
bayern klassisch Am: 10.11.2023 17:49:14 Gelesen: 15429# 640@  
Liebe Freunde,

bis 30.6.1851 hatte Thurn und Taxis das württembergische Postregal verpachtet bekommen, aber am 1.7.1851 wurde alles verstaatlicht. Damit war der Weg frei für den Anschluß Württembergs an den Deutsch-Österreichischen-Post-Verein (DÖPV).



Allerdings dauerte es noch bis zum 1.9.1851, bis man tatsächlich beitreten konnte.

Wegen der zeitlichen Nähe, galt es nun auch Marken zu emittieren, die waren jedoch zum 1.9.1851 noch nicht vorhanden. Erst ab dem 15.10.1851 kamen die Freimarken Württembergs an die Schalter.

Wir haben also 2 enge Phasen im Jahr 1851 vor uns:

1) Die ab dem 1.7.1851 bis zum 31.8.1851, also die Vormarkenzeit unter der württembergischen Staatspost, und

2) die Zeit ab dem 1.9.1851 bis zum 14.10.1851, als Württemberg zwar im DÖPV war, aber noch keine Marken hatte.

Demzufolge sind frankierte Briefe der Klasse 2) notwendigerweise bar frankiert worden und man muss sie suchen (Franko-Vermerk und Frankobetrag siegelseitig notiert waren Pflicht) ... nur findet man kaum welche und wenn überhaupt, dann sind sie oft unattraktiv, weil sie die Sammler über 150 Jahre lang kaum beachteten, schlecht unterbrachten, oder gleich entsorgten.

Heute kann ich den mit Abstand schönsten Brief aus dieser Zeitspanne zeigen: Verfasst am 30.9.1851 in Künzelsau mit Postaufgabe am selbigen Tag zahlte der Absender 9 Kreuzer siegelseitig in Rötel notiert bis zum Empfänger Voith in Steyr in Österreich, folglich unter 1 Loth und über 20 Meilen.

Die Leitung württembergischer Briefe nach Österreich führte praktisch immer über Bayern, so auch hier, auch wenn der Brief in einem verschlossenen Briefbeutel Bayern transitierte und siegelseitige Stempel daher mangeln müssen.

Man gehe einen Monat zurück und der Brief hätte eine ganz andere Tarifstruktur gehabt:

13 Kreuzer Gemeinschaftstaxe Württemberg und Österreich (also je 6,5 Kreuzer) und 7 Kreuzer für Bayerns Transit (offen oder geschlossen) hätten dem Absender ein Franko von 20 Kreuzern abverlangt.

Dank der segensreichen Entwicklung ab der Mitte des 19. Jahrhunderts kostete er jetzt nur 9 Kreuzer - und das Briefgewicht war auch erweitert worden, von zuvor 8,75g einfach auf jetzt 15,624g einfach, fast eine Verdoppelung also.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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