Thema: Bund Offsetdruck
Ben 11 Am: 28.12.2023 15:54:39 Gelesen: 394# 3@  
@ Dieter 66 [#1]

Hallo Zusammen,

den Offsetdruck mal etwas genauer zu betrachten, ist eine sehr gute Idee, die ich hier gern mal aufgreifen. Die Rasterwinkel sind ein guter Einstieg.

Die Zählrichtung der Rasterwinkel ist historisch entstanden. Man hat bei der Erstellung der fotografischen Vorlagen eine drehbare Glasplatte mit einem Raster verwendet und diese Platte je nach Farbe gedreht. Ausgangslage war 0° = Senkrecht (= 12 Uhr, oder Kompass-Nord). Gedreht wurde in Uhrzeigerrichtung rechts. Die Praxis hat sich bis heute erhalten. Bei Philatelisten sorgt das regelmäßig für Verwirrung, da Winkel in den Katalogen als mathematische Winkel aus der horizontalen und gegen den Uhrzeigersinn angegeben werden.Ich habe mir angewöhnt, immer den Bezug „aus der Senkrechten“ mit zu nennen, oder von „grafischen“ Winkeln zu sprechen, um eine Abgrenzung von mathematischen Winkeln zu zeigen.

Es wäre jedoch sinnvoll, sich auch in den Katalogen an den Regeln der grafischen Industrie zu orientieren und diese auch anzuwenden, denn Briefmarken sind ein Print-Produkt.

Die Anwendung ist klar definiert. Die stark zeichnenden Farben Cyan, Magenta und Schwarz müssen einen Abstand von 30° haben (bei elliptischen Rasterpunkten sogar 60°), die schwächste Farbe dazwischen mit einem Abstand von 15° zu den Nachbarn.

Für den Betrachter ist die Wahrnehmung von senkrechten / waagrechten Strukturen (0°) besonders deutlich, weshalb hier die schwächste Farbe (Gelb) liegt. Die Wahrnehmung von schrägen Strukturen ist bei 45° am schlechtesten. Hier liegt die stärkste Farbe, meist Schwarz. Damit ergeben sich für die Farben Magenta und Cyan die Winkel 15° bzw. 75°. Auf diesen Winkeln können die Farben getauscht werden.

Wie unterschiedlich Farben auf diesen Winkeln angeordnet werden können, zeigen die Ausgaben der Dauerserie "Welt der Briefe". Hier zum Beispiel das Folienblatt der 5 Cent Marke "Seerose". Dank dem Matrix-Code lassen sich auch die unterschiedlichen Hersteller bzw. Nachauflagen genau zuordnen.



Die Anordnung von Magenta beginnt bei 15°, erscheint auch in 45° und schließlich auch auf 75°. Wichtig ist: wenn eine Farbe ihren Rasterwinkel ändert, ist dieser mindestens bei einer weiteren Farbe auch anders.

Links würde Schwarz auf 45° liegen, in der Mitte hingegen auf 15° und rechts wieder auf 45°.



Ein Moiré ist ein störendes Muster, das durch Überlagerung von mehreren regelmäßigen Rastern entsteht und durch den Betrachter wahrgenommen wird. Wobei die Betonung hier auf "störend" liegt. Die Winkellage der Raster begünstigt das Entstehen von Moirés, ist aber keine Bedingung. Moirés können auch durch Passerverschiebungen beim Druck entstehen und durchaus „schmerzhaft“ sein, wie die Passerverschiebung bei der "Hochwasserhilfe" aus 2002 zeigt. Das Muster verläuft in fast senkrechten Linien. Die Verschiebung der Farben wirkt beinahe "Schmerzhaft".



Streng genommen ist die bekannte Offset-Rosette, das kreisförmige Muster der Rasterpunkte auch ein Moiré. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass dieses Muster nicht als störend wahrgenommen wird. Für manche ist das mittlerweile sogar ein Qualitätskriterium.

Man diskutiert über Offset-Rosetten mit Punkt in der Mitte oder ohne. Ziel sollte es jedoch sein, solche Rosetten generell zu vermeiden.



Viele Grüße
Ben.
 
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