Thema: (?) (26) Deutsches Reich: Amtliche Ganzsachenpostkarten mit privatem Textzudruck
Cantus Am: 04.01.2024 00:08:46 Gelesen: 1126# 24@  
@ JohannesM [#22]

Hallo Eckhard,

Fettnäpfchen ist falsch, ein Umschlag gehört einfach nicht unter eine Überschrift, die da lautet auf Postkarten.

Zu deinen beiden neuen Postkarten-Beiträgen will/muss ich aber auch wieder etwas sagen.

Die untere Postkarte mit dem Zudruck vom Verein ehemaliger Pioniere Halberstadt finde ich reizvoll, diese Karte fußt auf einer der ab 1902 verwendeten amtlichen Urkarten, wobei eine genauere Bestimmung nur bei Vorlage der Karte möglich ist, denn man unterscheidet Karten mit oder ohne Wasserzeichen im Postkartenkarton.

Die obere Karte, bedruckt mit einem Wertstempel zu 3 Pfennig und der Inschrift "Reichspost", ist leider keine Zudruckkarte, denn ein Zudruck setzt ja voraus, dass es amtlicherseits so eine Karte ohne den Zudruck am Postschalter zu kaufen gab, das trifft hier aber nicht zu.

Postkarten mit so einer Art von Wertstempel und der Angabe "Reichspost" gab es nur ab einem Frankaturwert von 5 Pfennig oder mehr. Daraus folgt zwingend, dass das keine Zudruckkarte sein kann, sondern eine private Ganzsachenpostkarte. Ich denke aber, wir könnten sie trotzdem hier stehen lassen, damit auch Andere sich daran orientieren können, wenn sie überlegen, ob ihre Karte nun eine amtliche Karte mit Zudruck oder eine ganzlich privat bestellte Ganzsachenpostkarte ist.

Bei jeder Ganzsachenpostkarte mit irgendwelchen Text- oder Bildzudrucken ist zuerst zu prüfen, ob es die jeweilige Karte ohne die Zudrucke als amtlich ausgegebene Postkarte beim Postamt zu kaufen gab. Dabei darf nicht nur auf den Wertstempel geschaut werden, sondern der gesamte Vordruck der Karte ist da maßgeblich, also z.B. die Schriftform für das Wort Postkarte, mit oder ohne das Wörtchen "An", seine Stellung auf der Karte, also unter der "Postkarte" oder weiter rechts, Art und Anzahl der Adresslinien, bei Punkten statt Linien gibt es welche mit oder ohne Punktlücken, mit eng zusammen oder weit auseinanderstehenden Punkten, mit verschiedenen oder ohne Wasserzeichen im Postkartenkarton, mit unterschiedlicher Papierstärke des Postkartenkartons und manch Anderem mehr.

Natürlich ist mir klar, dass Laien dieses Sammelgebietes nur unter großen Schwierigkeiten feststellen können, ob es solche amtlichen Postkarten gab oder nicht. Da ist es hilfreich, wenigstens einen gebrauchten Ganzsachenkatalog Deutschland von Michel im Regal stehen zu haben, so wie ich, der ich keine losen Briefmarken mehr sammle, aber dennoch die Michel-Briefmarkenkataloge aller Erdteile vorrätig habe, um auch gelegentlich bei solchen Themen mittun zu können.

Wenn es denn keine amtliche Ursprungskarte für die Karte, die man hier zeigen will, zu kaufen gab, dann kann es sich nur um eine private Ganzsachenpostkarte handeln. Auch dazu gibt es passender Ganzsachenkataloge, im vorliegenden Fall ist das der "Michel Privatpostkarten-Katalog Deutschland / Deutsches Reich 1873-1945" (2.Auflage 1982), wo deine gezeigte Karte unter der Rubrik "Vordruck Bücher-Zettel" mit der näheren Bezeichnung "Halberstadt, Schimmelburg" und mit der Katalogbezeichnung PP8-B 13/014 aufgeführt ist; damaliger Wert für ungebraucht = 30 DM.

Für private Ganzsachenpostkarten vom Deutschen Reich gibt es selbstverständlich auch ein eigenes Thema, das da lautet " Deutsches Reich: Privatganzsachen / Postkarten" [1].

Natürlich gibt es auch noch neuere Fachbücher und Kataloge, insbesondere die von Hanspeter Frech, da ich das Thema aber nicht sammle, habe ich mir diese Werke nicht zusätzlich zugelegt.

Viele Grüße
Ingo

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=5137&CP=0&F=1
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/10798
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