Thema: Alles um mehr oder weniger ausstellungsreife Exponate - Tips und Tricks
Frankenjogger Am: 21.01.2024 21:17:07 Gelesen: 1804# 26@  
@ Lars Boettger [#25]

Hallo Lars,

recht herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort. Gerne gehe ich darauf ein.

Du schreibst auf meine Frage "Wer legt eigentlich die Bedeutung der einzelnen Exponate fest? Gibt es da eine Art Katalog? Macht das die Jury bei jeder Ausstellung anhand der gezeigten Exponate? Oder macht das jeder Juror nach eigenem Ermessen?" folgendes:

"Wenn Du ein Juror werden willst, dann musst Du eine Ausbildung durchlaufen. Zwei Eleveneinsätze mit anschliessender Beurteilung Deiner Leistung sowie der Besuch von Jurorenseminaren gehören zum Pflichtprogramm. Bei den Seminaren wird anhand von Beispielen über Punkte wie "Bedeutung", "Präsentation" oder "Plan" gesprochen. Als Juror bist Du immer im Team unterwegs und präsentierst dann Dein Ergebnis den anderen Juroren. Ich habe es schon oft erlebt, dass sich das gesamte Jurorenteam bei abweichenden Meinungen vor einem Exponat versammelt und diskutiert hat. Erst wenn alle Juroren einig sind, steht ein Ergebnis für ein Exponat."

Vielleicht habe ich die Frage nicht exakt genug formuliert, aber mit deiner Antwort bist du nicht auf meine Frage eingegangen, du hast versucht, sie allgemein zu beantworten.

Ich versuche es mal anders.

Du schreibst: "Es ist meine Aufgabe als Aussteller, die Juroren davon zu überzeugen, dass mein Exponat "bedeutend" ist. @ 22028 [#23] macht das m.M. nach sehr gut. Er stellt seine neuen Belege und seine Forschungsergebnisse in den Foren und auf seiner Webseite dar. Dazu veröffentlicht er Artikel in den massgeblichen Medien wie "The Philatelist". Meine Strategie ist, die luxemburgische Philatelie und Postgeschichte durch ein sogenanntes "Display" bei der Royal Philatelic Society in London im Mai 2024 zu präsentieren. Das ist eine langfristige Strategie, aber sie zeigt durchaus Wirkung."

Kann 22028 es dadurch schaffen, die maximale Punktzahl für "Bedeutung" zu erreichen? Oder bleibt es eben doch bei -1, -2 oder gar -3 Punkten.

Das von dir genannte Beispiel aus "Hintertupfingen" (du hast das übrigens, vielleicht unbewusst, ziemlich herablassend dargestellt) ist genau der von mir im Beispiel genannte Liliputaner.

Warum ist eigentlich die "Klassik", und damit die von dir genannten Themen "Altdeutschland" und "Kaiserreich" der Obermaßstab als Kriterium für die Güte eines postgeschichtlichen Exponates?

Mein Hauptthema ist die "Berliner Währungsreform" nach 1945, ein überaus interessanter postgeschichtlicher Zeitabschnitt. Ich fühle mich diskriminiert, wenn mein Thema in den Vergleich mit der "Klassik" gebracht wird und in der Bedeutung als minderwertig betrachtet wird. Das ist einfach überhaupt nicht zu vergleichen und es führt genau zu dem "Gschmäckle" bei vielen, dass "Großgold" eben nur einem gewissen finanzkräftigen Klientel vorbehalten ist.

Ich habe Seltenheiten in meinem Exponat, da würden sich manche Klassik-Sammler danach sehnen, aber es wird augenscheinlich nicht so honoriert, weil halt keine 18 Kreuzer Württemberg nach Übersee oder 3 Stück Bayern-Einser drauf kleben.

Deine Frage "Mich würde von Dir interessieren, was Deine Erwartungshaltung war. Aus der Diskussion sehe ich bei Dir eine grosse Frustration. Also woran liegt es?" versuche ich zu beantworten.

Meine Erwartung ist eine gerechte und nachvollziehbare Beurteilung, soweit das in den etwa 15 Minuten Zeit für die Juroren überhaupt möglich ist. Diese Erwartung liegt wohl auch an mir selbst. Ich bin ein gerechtigkeitsliebender Mensch und wenn ich feststelle, dass durch schwammige Regelungen, oder durch nicht nachvollziehbare Entscheidungen eben auch willkürliche Entscheidungen möglich sind, dann finde ich das eben ungerecht.

Und ja, bei mir existiert eine gewisse Frustration, die ich aufgrund meiner Erfahrungen bei der Ausstellung meines Exponates auf Rang 2 gemacht habe. Die Erfahrung war, im Nachgang betrachtet, einfach nachhaltig negativ. Das hat sich dann bei Rang 1 bei der Naposta etwas relativiert, aber auch nicht ganz.

Definitiv ein Grund für meine Frustration ist auch die gefühlte Diskriminierung von Exponaten für moderne Themen nach 1945 (vielleicht sollte ich sagen nach "Klassik"). Aber auch, und das habe ich schon erwähnt, die immer wieder für mich ausweichenden Reaktionen der Juroren im Jurorengespräch auf die Präsentation (Design) der Exponate und eben nicht auf die wesentlichen Inhalte, die ja eigentlich 95 %, eigentlich eher 98 % der Bewertung ausmachen (sollten). Und ich glaube, ich bin nicht der Einzige dem es so geht.

Viele Grüße,
Klemens
 
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