Thema: Alles um mehr oder weniger ausstellungsreife Exponate - Tips und Tricks
drkohler Am: 21.01.2024 23:56:36 Gelesen: 1764# 27@  
Als Juror muss ich jetzt Dein gezeigtes Material beurteilen. Und da wird sich jeder Juror schwer tun, Dir 20 Punkte für Seltenheit zu geben. Auf das Deutsche Reich bezogen sind die Ganzsachen nicht selten, die Postkarten sind nicht selten und die einfachen Briefe sind nicht selten.

Das ist halt eines der grossen Probleme. Es ist völlig irrelevant, was das Deutsche Reich dazu sagt. Seltenheit ist für die Juroren immer und ausschliesslich auf das gewählte Thema zu beziehen. Gibt es für jedes Luftpostexponat Abzüge, weil keine Inverted Jenny drin steckt? Offensichtlich nicht.

Es ist allerdings extrem schwierig, ein "begrenztes Thema" Jurorentauglich zu machen. Hintertupfingen ist nicht der Brüller, deshalb muss die Synopsis sehr sorgfältig und überdacht geschrieben sein.

Wenn man Pech hat, trifft man auf eine Gruppe "rückwärtsrechnender" Juroren. Denen ist Hintertupfingen im Wesentlichen egal, also geschieht folgendes: Der/die Juror/en entscheiden sich "Dieses Exponat bekommt höchstens diese Punktzahl - und beginnen dann solange Punkte in den Kategorien abzuziehen, bis die Punktzahl beim gewollten Ergebnis steht.

Mit diesem Problem hat sich das US-Ausstellungswesen lange herumgeschlagen (das ist in der Vergangenheit tatsächlich geschehen). Deshalb das präzise Reglement der Amerikanischen Jurorengilde, das auf viele der hier beschriebenen Probleme eingeht. Wenn man als Aussteller den Verdacht hat, "hereingelegt" worden zu sein, muss man das Gespräch mit dem Oberjuror suchen. Dieser ist (zumindest in den USA) verpflichtet, ein solches ausführliches Gespräch zu führen. Wie das in Europa gehandhabt wird - keine Ahnung.

Das Leben als Juror ist allerdings auch kein Klecks. Man sollte Alles wissen, was gar nicht möglich ist. Die Juroren verlassen sich dann auf den einen Juror, der sich zufällig mit dem Thema auskennt (für den Aussteller letzten Endes ein Münzenwurf). Und auch das kann voll in die Hose gehen. Habe ich vor langer Zeit Live in New York miterlebt, als die deutsche Markenheftchensammlung von Gerhard Korn ausgestellt war in einem Exponat. Die Sammlung enthielt ALLES, was an Raritäten und Unikaten bekannt war auf diesem Gebiet. Der deutschstämmige Juror ist auf und ab gehüpft und hat den anderen Juroren erklärt, was sie vor sich sehen. Es gab am Schluss Vermeil (hat mich extrem schockiert damals), weil das Gebiet den Amijuroren offenbar Schnuppe war.

Als Markenheftchensammler hat man es sowieso schwer, deshalb stelle ich nicht aus. Ich habe auch andere MH-Exponate gesehen, die nicht auf einen grünen Zweig kamen.
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/18885
https://www.philaseiten.de/beitrag/334349