Thema: Alles um mehr oder weniger ausstellungsreife Exponate - Tips und Tricks
Altsax Am: 25.01.2024 10:23:06 Gelesen: 1131# 41@  
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"Hinzukommt das Exponat, insbesondere wenn es ein Gebiet ist das auch von den Juroren kaum einer kennt, bewerben, Artikel schreiben, Forschungsergebnisse publizieren, mit Juroren sprechen etc."

Genau das ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, genannt das "Bunter-Hund-Syndrom". Ein ausgeprägter Selbstdarstellungsdrang des Ausstellers (sofern er nicht die Lästigkeitsgrenze überschreitet) ist nicht nur hilfreich, sondern bei ausgefallenen Gebieten sogar erforderlich für gute Bewertungen (sofern das Material dem Anspruch genügt).

Selbst sehr erfahrene Juroren können auch bei guter Vorbereitung nicht die Besonderheiten jedes Gebietes vollständig beurteilen. Man orientiert sich in solchen Fällen ersatzweise gerne an der "Bedeutung" des Ausstellers. Vor Jahrzehnten hat ein sehr bekannter und anerkannter Philatelist die Probe aufs Exempel gemacht, indem er ein Exponat mit Marken und Belegen in arabischer Schrift im Wettbewerb zeigte, die überwiegend nicht postalischen Ursprungs und zudem völlig falsch beschrieben waren. Der Exponataufbau entsprach allen Bewertungsregeln. Die Bewertung fiel wie erwartet aus: Gold.

Diese Anekdote machte die Runde und führte zu viel Spott über die Juroren. Wer selbst Juror war und das Glück hatte, nicht in diesem Gremium tätig gewesen zu sein, spottete nicht, sondern gab zu, vermutlich ähnlich gehandelt zu haben.

Kürzlich führte der bayrische Landesverband das Experiment einer Online-Ausstellung mit anschließendem Juroren-Seminar durch, an dem die Aussteller teilnehmen konnten. Die Juroren hatten also viel Zeit, sich mit den Exponaten zu beschäftigen und konnten ihre Beurteilungen mit den anwesenden Ausstellern erörtern. Dabei gab es Erläuterungen auf höchstem Niveau, die von einer tiefgehenden Beschäftigung mit den Exponaten zeugten, ebenso wie solche mit oberflächlichen Allgemeinplätzen, wie man sie von vielen Jurygesprächen kannte. Es kommt also immer darauf an, welche Juroren man gerade "erwischt". Grundsätzlich dürften solche Veranstaltungen aber sehr hilfreich sein, weil Gelegenheit besteht, ausführliche Beurteilungen fremder Sammlungen kennenzulernen und daraus zu lernen.

Wer sich dem Wettbewerb stellt, muß damit rechnen, daß seine Ergebniserwartungen nicht erfüllt werden. Das gilt nach wie vor, obwohl sich in den letzten Jahrzehnten die Bewertungen so entwickelt haben, wie die Schulnoten: Die "Gaußsche Normalverteilung" hat ihr Maximum nicht mehr in der Mitte der Skala. Es verschob sich immer mehr in Richtung Bestnote. Die Gesellschaft kann offenbar immer weniger mit dem Leistungsgedanken umgehen.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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