Thema: Wolfgang Maassen - Autor und Urgestein der Philatelie wird 75 Jahre
drmoeller_neuss Am: 08.02.2024 14:49:05 Gelesen: 475# 3@  
Rezension der Festschrift zum 75. Geburtstag von Wolfgang Maassen

Wolfgang Maaßen kann ja schlecht über sich selbst schreiben, und außerdem wäre es dann wieder ein Drei-Kilogramm-Wälzer geworden. Dr. Jan Clauss hatte die zündende Idee, zu Ehren von Wolfgang Maaßens 75. Geburtstag eine Festschrift herauszugeben und hat seine philatelistischen Wegbereiter um Beiträge gebeten. Finanziell wurde das Werk von Dieter Michelson und dem Auktionshaus Heinrich-Köhler unterstützt. 34 Autoren aus acht europäischen Ländern haben Nettes, Anerkennendes, Privates und Kritisches zum Geburtstag geschrieben.

Der längste Beitrag stammt von Thorsten Berndt, der als Chefredakteur der DBZ nicht immer mit einer Meinung mit Wolfgang Maaßen war. Die Philapress-Verlagsgruppe mit der DBZ hätte gerne die "Philatelie" verlegt, was der Verband jahrelang verweigerte. Trotzdem findet Berndt viel Anerkennung für das philatelistische Schaffen von Maassen und belegt mit einer Anekdote, dass Wolfgang Maaßen immer für Diskussionen offen war. Es ging um Maaßens Vorschlag in Sindelfingen, "das Kriegsbeil zu begraben". Nach der Aussprache wurde Thorsten Berndt zu einem Vortrag vor dem Consilium Philatelicum eingeladen, eine Ehre, die früheren Chefredakteuren der Philapress-Gruppe verwehrt geblieben war.

Zwischen Peter Feuser, dem streitbaren Auktionator und Inhaber des Auktionshauses Südphila und Wolfgang Maaßen hat es auch öfters geknistert. Trotzdem bringt Peter Feuser ein nettes Geburtstaggeschenk mit: der wohl früheste deutsche Beleg mit dem Wort "Briefmarke" (und nicht Franco- oder Freimarke) aus dem Jahre 1862.

Rainer von Scharpen beschwert sich über die vielen Schachtelsätze aus der Feder von Maassen, die ihm bei der Übersetzung ins Englische für das AIJP-Magazin arge Kopfschmerzen bereitet haben.

Der Vorsitzende des deutschen Auktionatorenverbandes, Harald Rauhut, berichtet über Reibereien, ärgerliche Artikel in der Verbandszeitschrift und über ein Pressearbeit-Seminar mit Wolfgang Maaßen, das an der Hotelbar seinen privaten Ausklang fand. Seit diesem Abend hat Harald Rauhut Angst vor dem Wort "Absacker", darf aber seitdem Maaßen duzen.

Unbedingt lesenswert ist auch der Artikel von Franz-Karl Lindner "Nomen est omen - oder: Der Name ist Programm". Zu jedem Buchstaben des Namens kommt eine Geschichte, die beiden A's im Nachnamen stehen für "Ausdauer" und "Ausstellungen".

Das letzte Kapitel des Buches umfasst die knappen Lebensläufe der Autoren. Hier hätte man sich auch einen Lebenslauf vom Jubilar Wolfgang Maassen gewünscht, um die Beiträge im Kontext besser einordnen zu können.

Es menschelt zwischen den Buchseiten, die reine Philatelie kommt in der Festschrift etwas zu kurz. Zwei Fachartikel befassen sich mit Torres-Usigli-Fälschungen altdeutscher Staaten und mit den slowenischen Kettensprenger-Marken. Ein paar Unsauberkeiten im Satz mögen der Hektik der letzten Tage der Erstellung geschuldet sein, der Vorname des ehemaligen deutschen Außenminister ist falsch geschrieben, an einigen Stellen stimmen die Umbrüche nicht, und im Beitrag von Rainer von Scharpen sind ganze Zeilen verschluckt worden.

Das Buch ist mehr als ein privates Geburtstagsgeschenk für Wolfgang Maaßen. Wer zwischen den Zeilen lesen kann, und etwas Vorkenntnisse über den Werdegang der organisierten Philatelie in Deutschland hat, bekommt ein interessantes Geschichtsbuch im doppelten Sinn geliefert.

Festschrift zum 75. Geburtstag von Wolfgang Maassen. Von Dr. Jan Ulrich Clauss (Herausgeber) und 37 eingeladenen Autoren, Verlag druckfrey Neulingen 2024, ISBN 978-3-943 280-20-3. Format DIN A5, 140 Seiten, farbige Abb., Softcover gebunden
Erhältlich beim Herausgeber Dr. Jan Clauss (clauss @ arge-jugoslawien.de) für 22 EUR (portofrei innerhalb Deutschlands).

 
Quelle: www.philaseiten.de
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