Thema: Recht: Abmahnung des BPP wegen Verletzung seiner "Marke BPP" durch Händlerin
Zackensonne Am: 15.02.2024 14:52:32 Gelesen: 630# 17@  
Danke, Lars, ich finde das immer sehr interessant, was Du schreibst. Unabhängig von konkreten Fälschungen habe ich alleine durch Deine Erfahrungswerte schon einen ziemlichen Sinn für Gefahren entwickelt.

Was für mich ein völlig neuer Gedanke ist:

Abmahnungen machen Sinn, und treffen „die Richtigen“ -an so einen Gedanken muss ich mich erst mal gewöhnen. Ich denke da bin nicht nur ich sehr vorsichtig, und erst mal total skeptisch. Ich denke viele haben so aus eigener Erfahrungen Abmahnwellen, die einen Mark überziehen, als eher eine zusätzliche Bedrohung wahrgenommen. Will sagen: gewisse Kollegen stören durch ihr Verhalten auf dem Markt den Wettbewerb … und zwar ganz massiv - und zusätzlich zu diesen Kollegen drohen dann auch noch Abmahnungen - und ich denke der Reflex, zu gucken, aus welcher Ecke Abmahnungen kommen, mit welchen Interessen, steckt sehr tief. Es geht nämlich dabei ans Eingemachte. Abmahnungen als hilfreich im Kampf gegen „die Richtigen“ zu sehen ist was komplett neues für mich. Ich bleibe skeptisch.

Und ich möchte noch mal was zu diesen „den Richtigen“ sagen. Ich habe das schon mal aufgeschrieben, möchte es aber wiederholen. Du hast ja den Sammlerschutz im Sinn - Abmahnungen wie hier diskutiert beziehen sich ja auf Wettbewerb und Marken usw. In dem Bereich in dem ich früher mal gehandelt habe, hatte (und habe ich immer noch) ein sehr sehr klares Bild davon, was das für Leute sind. Ich gehe eine Straße entlang, links ein Schaufenster, ein kurzer Blick, eine Sekunde höchstens, und ich weiß was Sache ist. Und zwar egal, ob ich den Inhaber kenne oder nicht.

Ich überblicke sofort das Angebot, die Preisstruktur brauche ich dann gar nicht mehr ansehen. Ich sehe es einfach. Das sind Leute, die ihren Umsatz mit Mist machen. Ihr ganzes Geschäft ist auf Mist gebaut. Da geht es, auf die Philatelie übertragen, nicht um hier und da mal eine nachgummierte Marke, oder einen Falschstempel, oder fehlendes Wissen über Spezialgebiete, sondern um hunderte, eher tausende Euro Umsatz mit Mist im Monat - und zwar um gut gängiges, gesuchtes Standardmaterial. Vereinzelte falsche oder kaputte Sachen im Angebot zu haben, ist total unrentabel … ein Prozent Umsatz mit Mist, der gut sichtbar leuchtet, wirft einen krassen Schatten auf ein Angebot, und der schmälert den Umsatz und Gewinn weit mehr als dieses eine Prozent Umsatz.

Deshalb sind alle, die irgendwie klar bei Verstand sind, auch sofort bereit und dankbar, diese gelegentlichen Irrtümer zu minimieren. Wie gesagt, ein paar Leute sind schludrig, aber egal. Leute, die ab und an was nicht wissen oder lax sind, das sind für mich, zumindest unter Wettbewerbsgesichtspunkten, nicht „die Richtigen“ , die nehmen mir nichts weg - aber das waren, so weit ich mich erinnere, sehr wohl Leute, die Abmahnungen bekommen haben, und die deshalb mitunter aus dem Markt gekegelt wurden. Nicht nur, weil das teuer war. Eher, weil sich sich in ihrer Ehre gekränkt sahen, und weil sie nicht in einem Markt agieren wollten, auf dem unter Kollegen solche Mittel angewandt wurden - und zwar zusätzlich zu den ganzen unsäglichen Konkurrenten, die durch unsägliches Angebot den Umsatz kaputt gemacht haben, und die erstaunlich gut mit Abmahnungen klar kamen.

Wie gesagt, diese Idee, Abmahnungen nicht als zusätzliche Bedrohung auf einem durch Schlingel gestörten Markt zu sehen, sondern als Hilfe, diesen Gedanken muss ich erst mal sacken lassen. Wenn ich bestimmte Foren ansehe, bestimmte Dinge höre, bestimmte eitle Fingerzeige - bleibe ich skeptisch. Der Graubereich ist mir zu undeutlich, bei Leuten, die man, wie ich beschrieben habe, sofort erkennt, sofern sie nicht ohnehin unter Kollegen schon längst bekannt sind, hätte ich keine Zweifel.
 
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