Thema: Bund: Passerverschiebungen
PLF-Fan Am: 28.04.2024 15:32:22 Gelesen: 2216# 39@  
Wer hat einen Bund Block 14 ohne Plattenfehler?

Diese Frage ist natürlich rhetorisch gemeint.

Bitte lesen Sie vor einer Antwort unbedingt die nachfolgenden Ausführungen.

Einleitung

Wie die Überschrift schon suggeriert, geht es um den Bund Jugendstil Block von 1977 (Jugendstil in Deutschland) mit der Michel Nummer 14.

Die Gesamtauflage von 11.125.000 Blocks wurde im Offsetdruckverfahren hergestellt, bei dem biegsame Metallplatten um die Druckzylinder gespannt werden. Der Druck erfolgt dann über Gummituchzylinder (indirektes Druckverfahren).

Es handelt sich um einen gut gestalteten, aber ansonsten eher langweiligen Block.

Es gibt wenige Besonderheiten, der Katalogpreis ist niedrig und über aktuell gezahlte Preise im einstelligen Cent-Bereich braucht man nicht weiter zu reden.

Der einzige Plattenfehler wurde schnell gefunden und ist auf ca. 50 % der Blöcke vorhanden.

Aber stimmt das wirklich?

In amerikanischen Webesendungen, wenn alles angepriesen und der fantastische Preis genannt wurde, kommt zum Schluss immer noch der berühmte Satz

„But wait, there is more“

Dies gilt auch für den Jugendstil-Block.

Hier gibt es tatsächlich „mehr“ zu entdecken und manch eine/r wird es vielleicht bereuen, ein seltenes Schätzchen billig aus der Hand gegeben zu haben. Es hatten sich bei mir im Laufe der letzten Jahrzehnte Hunderte Blocks in einem Schuhkarton angesammelt und warteten auf ihre Entsorgung. Zuvor wollte ich die Blocks aber noch nach Exemplaren mit und ohne Plattenfehler sortieren.

Hierbei fiel auf, dass der einzige bis dato bekannte Plattenfehler teils gravierende Unterschiede aufwies. Dieser Umstand musste natürlich genauer untersucht werden und heute kann das Ergebnis, nach einer bereits erfolgten Veröffentlichung in Pospi´s Welt ( http://www.pospis-welt.de ) auch auf PhilaSeiten präsentiert werden.

Forschungsergebnis Bund Block Jugendstil in Deutschland (Michel Block 14)

Die Auswertung von über 300 Blocks im Bereich des Plattenfehlers Michel Block 14 I hat ergeben, dass 11 klar unterscheidbare Druckphasen mit 11 unterschiedlichen Plattenfehler-Varianten existieren. Alle mir vorliegenden Blocks ließen sich eindeutig diesen 11 Druckphasen zuordnen.

Interessanterweise gab es keinen einzigen fehlerfreien Block. Alle Blöcke zeigen den Fehler Michel Block 14 I in verschiedenen Ausprägungen / Varianten.

Verwendete Abkürzungen:

OR für oben rechts
UR für unten rechts
L für links

Untersucht wurde die Entstehung des Plattenfehlers auf der 30 Pfennig-Marke (Michel 923).

Beschreibung: Bruch in der Linie des ersten und zweiten Blütenblattes links.

Katalognummern: Michel Block 14 I, Philotax DEB013-005, Schantl Block 14 f A, POSPI 01/00/1977/977-1.

Wie weiter unten festgestellt werden kann, wird in fast allen Katalogen (auch in einem bekannten Deutschland Spezial Katalog) nicht der vollständig ausgeprägte Plattenfehler abgebildet.

Es ist anzunehmen, dass der Offsetdruck des Jugendstil-Blocks vollumfänglich mit einer oder mehreren fehlerhaften bzw. beschädigten Metallplatten durchgeführt wurde.

Druckphase 1 (POSPI-Nr. 01/00/1977/011-6)

Die Blöcke der Druckphase 1 zeigen eine Kerbe unten rechts (Bereich UR) und einen Haarriss oben rechts (Bereich OR). Es existieren verschieden starke Ausprägungen. Der Haarriss ist manchmal nur mit einer guten Lupe zu erkennen.



Druckphase 2 (POSPI-Nr. 01/00/1977/011-7)

In Druckphase 2 kommt ein weiterer Bruch an der linken Ecke eines imaginären schwarzen Dreieckes hinzu (Bereich L).



Druckphase 3 (POSPI-Nr. 01/00/1977/011-8)

In Druckphase 3 liegen nun 3 Brüche in den Bereichen L, OR und UR vor.
Die untere Spitze des Dreiecks (Bereich UR) befindet sich zunächst links, später auch rechts der diagonalen schwarzen Hauptlinie. Es hat den Anschein, als ob das schwarze Dreieck nicht mehr fixiert ist und herumwandert.



Druckphase 4 (POSPI-Nr. 01/00/1977/011-9)

Bei Druckphase 4 erkennt man den Versuch, mit einer Retusche den Bereich UR zu reparieren. Die diagonale Hauptlinie wurde wiederhergestellt, die Brüche L und OR jedoch nicht.



Druckphase 5 (POSPI-Nr. 01/00/1977/011-10)

Die Retusche UR hielt nur kurze Zeit. Druckphase 5 zeigt den (An-) Bruch der Retusche UR sowie die Brüche L und OR.



Druckphase 6 (POSPI-Nr. 01/00/1977/011-11)

In Druckphase 6 ist die Retusche UR komplett gebrochen (mit Lücke).



Druckphase 7 (POSPI-Nr. 01/00/1977/011-12)

Nach dem Misserfolg mit Retusche UR wurde nun versucht, die Bereiche L und OR mit Retuschen zu reparieren. Die schwarzen Hauptlinien in den Bereichen L und OR sind wieder durchgehend, der Bruch UR wurde nicht bearbeitet. Die rechte untere Spitze des schwarzen Dreiecks befindet sich fast perfekt über der Hauptlinie.



Druckphase 8 (POSPI-Nr. 01/00/1977/011-13)

Offensichtlich gab es ein weiteres Problem im Bereich L. Die neue Retusche führt zu einer leicht nach oben versetzten Hauptlinie.



Druckphase 9 (POSPI-Nr. 01/00/1977/011-14)

Hinzugekommen ist in dieser Phase ein deutlicher Bruch im Bereich OR.
Die rechte untere Spitze des schwarzen Dreiecks (Bereich UR) befindet sich nun rechts der Hauptlinie.



Druckphase 10 (POSPI-Nr. 01/00/1977/011-15)

Erneuter Bruch im Bereich L mit sehr stark nach oben versetzter Grundlinie des Dreiecks. Ab Druckphase 10 ist auch die Hauptlinie im Bereich OR stark versetzt. Die rechte untere Spitze des schwarzen Dreiecks (Bereich UR) befindet sich rechts der Hauptlinie.



Druckphase 11 (POSPI-Nr. 01/00/1977/011-16)

Druckphase 11 zeigt den voll ausgeprägten Plattenfehler:

- Die neue Retusche im Bereich L führt zu einer leicht nach oben versetzten Hauptlinie.
- Bruch im Bereich UR mit der rechten unteren Spitze des schwarzen Dreiecks rechts der Hauptlinie.
- Die Hauptlinie im Bereich OR ist stark versetzt.



Die in den meisten Spezial-Katalogen verwendeten Abbildungen zeigen übrigens eine Momentaufnahme der Druckphase 9.

Schlußwort

Nun wünsche ich allen viel Spaß und Erfolg beim Kontrollieren des eigenen Block-Bestandes. Können Sie Exemplare aus allen 11 Druckphasen finden?

Kleiner „Spoiler“:

Manche Druckphasen dauerten länger (viele Exemplare im Umlauf) und manche waren offensichtlich nur von sehr kurzer Dauer (sehr wenige Exemplare im Umlauf).
Falls Sie ein Exemplar mit einer neuen Fehlervariante oder ganz ohne Fehler (Druckphase 0) finden, wäre ich für eine entsprechende Nachricht sehr dankbar.

Viele Grüße

PLF-Fan
 
Quelle: www.philaseiten.de
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