Thema: Das Grading von Briefmarken
drmoeller_neuss Am: 04.05.2024 22:21:38 Gelesen: 434# 33@  
Wir sollten alle wieder auf den Teppich zurückkehren und verbal abrüsten.

Grading gab es schon immer, es wurde aber in Sammlerkreisen nicht so genannt, und kein Sammler wäre auf die Idee gekommen, besonders gut "gegradete" Marken in Plastikkapseln einzuschweissen.

"Sehr gut zentriert", "für diese Marke eine aussergewöhnliche Erhaltung" und ähnliches konnte man schon immer in den Attesten der bekannten Prüferverbänden (BPP, VP etc.) lesen. Allerweltsmaterial von Berlin bringt ein Mehrfaches vom Katalogwert, wenn auf den Marken Vollstempel kleiner Berliner Postämter sind. Ein ideal gestempelter Posthornsatz aus dem Bedarf kommt preislich an einen postfrischen, "geschlegelten" Satz heran. Ich habe selbst einen solchen Satz "Industrie und Technik" für ein Mehrfaches des Michel-Katalogwertes verkauft.

Dobe vergleicht Äpfel mit Birnen. Klassische italienische Marken sind in perfekter Erhaltung absolut selten. Das zeigt schon alleine die Tatsache, dass Marken mit Mängeln akzeptiert werden, die in anderen Sammelgebieten in der Ramschkiste landen würden. In den USA hat schon immer die Zentrierung eine größere Rolle gespielt als in Europa.

Da kam ein Syndikat aus gerissenen Händlern, Auktionshäusern und willfährigen Prüfern auf die Idee, Kapital daraus zu schlagen. Wie bei allen Schnellballsystemen machen die Initiatoren den meisten Profit. Der kleine Sammler steht am Ende der Nahrungskette.

Für die in diesem Thema gezeigte Scott 552 (Michel 260) macht diese Grading-Prozedur natürlich keinen Sinn. Die Marken haben eine Milliarden-Auflage. Die abgebildete Marke ist vielleicht besser als andere und verdient im Groschenbuch (10 Cent pro Marke) einen Platz, wenn man sich nicht am Stempel stört. Schlechtere Marken landen bei mir im Schuhkarton (ca. 20 Euro/Kilo, d.h. etwa 0,1 - 0,2 Eurocent pro Marke). Die Preisdifferenz ist schon der Faktor Hundert, man muss aber vom richtigen Niveau ausgehen. Genauso wie bei moderner, postfrischer USA-Ware, die mit schlechter Zentrierung als Frankaturware für ein Drittel des Postpreises verramscht wird, und bei guter Zentrierung eben den Postpreis erzielt.

Anbei eine Steckkarte mit USA-Marken, die für mich persönlich das höchste Grading verdienen. Mein Durchschnittseinkaufpreis pro Marke war 10 Eurocent.


 
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