Thema: Briefmarken geerbt: Welchen Wert haben sie ?
Richard Am: 16.02.2008 16:32:02 Gelesen: 11209# 1@  
Wenn ein Koffer voller Briefmarken wertlos ist - Verein lädt zur Beratung: "Erbschaften" sind meist nicht viel wert/Enttäuschte Besucher

Von Christine Dressler

Wiesbadener Kurier, Geisenheim (13.02.08) - Eigene oder ererbte Briefmarkensammlungen sind meist wertlos.Wie man das feststellt und sie trotzdem anbieten oder sinnvoll nutzen kann, erklären die Briefmarkenfreunde Rheingau bei einem überlaufenen Informationsabend in ihrem Vereinshaus.

Aller Illusionen beraubte der Informationsabend der Briefmarkenfreund Rheingau gut zwei Dutzend Männer und Frauen. Hoffnungsfroh kamen sie mit Mappen, ganzen Stapeln von Alben und sogar Koffern voller Briefmarkenins Vereinshaus. "Was mache ich mit meiner ererbten oder in der Jugend aufgebauten Briefmarkensammlung?", wollten alle wissen. "Da steckt ja eine Menge Geld drin", ging jeder davon aus, einen kleinen oder größeren Schatz zu besitzen, der sich gut verkaufen ließe, wenn man nur wisse, wo und wie.

Hoffnungen zerstört

Doch was der Experte und Vorsitzende des Briefmarkensammlervereins Peter Heck schilderte, bewahrheitete sich bei der Begutachtung der vermeintlichen Schätze. "0815-Ware, Ebay oder Flohmarkt. Sieht schön aus, aber Wert hat es nicht", zerstörten Heck und Vorsitzender Klaus-Peter Dietel vom Rheingauer Verein und zehn seiner 50 Mitglieder alle Hoffnungen, als sie die Sammlungen durchsahen.

Selbst in umfangreichen entdeckten sie oft nur ein, zwei Marken, die "30 bis 40 Euro bringen" könnten. Die enttäuschten Gäste fanden den Abend "trotzdem sehr interessant" und bereuten den Besuch nicht. "Jetzt weiß ich wenigstens Bescheid" oder"kann mich leichten Herzens von den Sachen trennen", erklärten die meisten. Doch zwei Männer beschlossen, das Erbe praktisch zu nutzen und selbst weiter zu sammeln. Das freute die Gastgeber und Heck lobte diese Entscheidung als "beste Alternative" und "Nonplusultra" für die Sammlungsverwertung. Denn fast keiner sammle Briefmarken als Anlage,sondern aus Spaß. "Andere Hobbys kosten auch Geld", riet er, an die Freude des Erblassers zu denken, statt sich über den Wertverfall zugrämen. "Trennen Sie sich von dem Gedanken, das Geld, das da mal investiert wurde, auch nur annähernd zu bekommen", betonte Heck.

Das gelte für 95 Prozent der Sammlungen. "Was nicht vor 1870, vielleicht noch 1900 datiert", ist "in der Regel Massenware", also wertlos. Nach der Euro-Einführung "verloren Marken ab 1969 im freien Fall" an Wert. Dazu sinke die Zahl der Sammler, steige die der Anbieter von Ererbtem und überfluteten "kommerzielle Markenanbieter seit Jahrzehnten" den Markt. "Da wird den Leuten stark das Geld aus der Tasche gezogen." Die ungestempelte deutsche Eine-Mark-Marke sei noch 2,5 Cent wert, gab Heck ein Beispiel. Das mache "außer Bundesrepublik 1949 bis 1954 und Berlin 1948 bis 1955 alles andere unverkäuflich". Das gelte auch für ausländische Marken und die zwischen 1872 und 1945 "in millionenfacher Auflage" erschienenen. Eine "ordentliche Dritte-Reich-Sammlung" erziele heute nur noch 450 Euro und sogar der Posthornsatz von 1951, der bei 9000 Mark lag, bei bester Qualität gerade mal etwa 800 Euro. "Seit Jahren im Trend" lägen aber möglichst alte Briefe "mit nicht abgelösten unbeschädigten Marken, bestimmten Frankaturen" (Stempeln) und Belegen wie Luftpost oder Einschreiben-Rückschein.

Fachleute fragen

"Zeigen Sie Ihre Marken auf jeden Fall Fachleuten", empfahl Heck die Beratung im Verein. Der garantiere für Neutralität. Heck warnte vor "Wald- und Wiesenaufkäufern". Anbieten könne man Sammlungen auch stationären Händlern wie den zwei in Wiesbaden und Auktionshäusern, die aber Provision und kaum Massenware nähmen. Für sie fände, "wer Glück hat", eventuell auf Flohmärkten, in Vereinen oder im Ebay Käufer. Ansonsten könne man Marken an karitative Einrichtungen wie Bethel spenden, gab Heck einen letzten Tipp: "Sie verwenden die Marken zur Beschäftigungstherapie."

(Quelle: http://www.wiesbadener-kurier.de/region/objekt.php3?artikel_id=3160520)

Marken und Moneten: Die Hoffnung ist groß. Der Gewinn liegt jedoch meist deutlich unter den Erwartungen. RMB/Margielsky


 
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