Thema: Duphil - Duisburger Philatelistentage 13. - 15. Mai 2011
drmoeller_neuss Am: 20.05.2011 14:39:11 Gelesen: 8809# 9@  
Aus dem Artikel geht nicht hervor, ob diese British Guyana echt ist oder nicht. Es gibt mehrere Gutachten anerkannter Forschungseinrichtungen, die sich einander widersprechen. Und die philatelistische Prominenz will sich auf "echt" oder "falsch" nicht festlegen.

Wieder zurück auf dem Boden der Realität oder genauer der Duphil. Ich habe mir beide Tage angetan, und die PR nach aussen war tatsächlich das beste an dieser Veranstaltung.

Ansonsten fand sie fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Hatten die Veranstalter Angst um die kostbarer Marke, und deshalb die Duphil und das Programm nirgendwo angekündigt?

Viel Licht und noch mehr Schatten waren dicht beeinander:

1. Die Pressearbeit war das absolute Glanzstück der Duphil. Die meisten Veranstalter sind schon froh, wenn sich die Presse überhaupt blicken lässt, schnell zwei Photos vom Eingang aus macht und ein paar dort zufällig befindliche Zaungäste über das Briefmarkensammeln allgemein befragt. Der Rest wird dann in der Redaktion zusammengedichtet. Bei der Duphil war der WDR fast zwei Stunden anwesend, und der Reporter hat sich mit dem Thema intensiv auseinanergesetzt und zahlreiche Life-Interviews geführt. Für mich ist der Bericht in keinster Weise launisch, sondern stellt die Duphil viel besser da, als sie wirklich war.

2. Auch am Veranstaltungsort in Duisburg-Huckingen lässt sich nichts aussetzen. Wer die normalen Tauschtagslokale in Schulen oder verrauchten Kneipen kennt, war vom Steinhof angenehm überrascht (der Veranstalter wahrscheinlich weniger von den Kosten). Eine grosszügige Halle, kostenlose Parkplätze und die Schnellbahn direkt vor der Tür, und das ganze barrierefrei.

Der Brötchen- und Kaffeenachschub klappte reibungslos, statt der üblichen wabbeligen Plastikbecher gab es vereinseigene Tassen aus Porzellan. Und das Herzstück der Duphil war auch würdig präsentiert (ob die British Guyana nun echt ist oder nicht).

3. Die Händler hatten interessantes Material mitgebracht und nicht nur die Reste von der Messe Essen. Eine Postfiliale aus Mönchengladbach konnte erworbende Belege direkt stempeln und hatte auch die anderen Neuheiten mit im Gepäck. Die wenigen Besucher waren kaufkräftig genug, so dass die Händler noch auf ihre Kosten gekommen sein dürften, die netten, aber bedauernswerten Menschen von der Postfiliale sicher nicht.

Nun zu den Schattenseiten:

4. Die beiden ersten Vorträge fanden noch mit erheblicher Verspätung fast ohne Publikum statt, danach wurde das Programm mangels Interesse und Publikum ganz ausgesetzt. An den Referenten lag es sicher nicht. Die Themen der beiden Vorträge waren interessant und gut dargeboten: Alte Stempelmaschinen des Deutschen Reiches, und als Kontrast die moderne Privatpost. Hier hatten sich die Referenten sogar die Mühe gemacht, die Firmensitze der privaten Postorganisationen aufzuspüren. So manche Privatpost hat ihren Sitz in einer Mietskaserne, Dritter Stock rechts, zweimal klingeln, und der Fuhrpark besteht aus einem Fahrrad.

5. Die Ausstellung: Extremer geht es wirklich nicht mehr, einer der wenigen Besucher sprach sogar von "Beleidigung der Jury". Schade, denn es waren wirklich interessante Sammlungen ausgestellt. Eine hervorragend aufgebaute Motivsammlung zum Thema "Fische" hat es mir angetan, und der Besitzer stand Rede und Antwort. Die Sammlung ist nach Fischarten systematisch aufgebaut, wobei auch Randgebiete wie Fischereiwesen nicht zu kurz kommen. Die Blätter werden immer wieder durch interessante Belege aufgelockert, wie ein Antarktisbeleg, der anstatt nach Heidelberg in Deutschland nach Heidelberg in Südafrika fehlgeleitet wurde. Solche Stücke sind das Salz in einer ansonsten auch gut aufgezogenen Motivsammlung. Auch die Dokumentationssammlung zur KZ-Post und einige andere waren durchaus akzeptabel. Dazwischen haben sich aber Schülersammlungen erstes Schuljahr verirrt. Bunte Bildchen-Marken, auf Einsteckseiten ohne Beschriftung lieblos zusammengesteckt, dienten wohl zur Abschreckung des Publikums. Auch die Beschriftung einer Heimatsammlung mit krakeliger Kugelschreiberschrift ist gewöhnungsbedürftig, und das Aneinanderreihen von zufällig ausgewählten Vordruckblättern aus einer Ländersammlung ist nicht gerade phantasievoll. Dass die Rahmen ihre besten Tage bereits lange hinter sich hatten, hatte den schlechten Eindruck nicht mehr weiter getrübt.

6. Der Tauschtag: Wenn das ein Grosstauschtag war, kann jeder Dorfverein zukünftig seine internen Tauschtreffen als internationale Mega-Grosstauschtage bezeichnen. Am Sonntag kam ich kurz nach 10 Uhr an, und wunderte mich, dass noch nichts aufgebaut war und keine Besucher da waren. Normalerweise ist auf Grosstauschtagen das interessante Geschäft dann fast schon gelaufen. So blieb es auch dann, es kam keiner und ich konnte mir den hohen Eintritt von 3 EUR sparen.

7. Eine Tombola ist ganz nett, aber müssen die Preise aus "Rudi's Resterampe" kommen? Da waren die Trostpreise schon fast interessanter, echt gelaufene Bildpostkarten mit passendem Stempel.

Schade, der Verein und der Veranstalter haben ihr Herzblut in die Duphil gesteckt, aber leider vergessen, den Sammlern vorher Bescheid zu sagen. So blieb für mich umso mehr Zeit, mit Händlern über die Marktlage, die böse Menschheit und über Sammlergewohnheiten zu philosophieren.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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