Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 21.05.2011 19:28:48 Gelesen: 1116621# 354@  
Museum wird zu Sonderpostamt

Von Norman Zellmer

Fuldaer Zeitung, Fulda/Rhön (28.04.11) - Das höchstgelegene Museum Hessens wird am Samstag zum Postamt: Die Philatelie-Abteilung der Deutschen Post frankiert Briefe und Postkarten mit einem Sonderstempel. Außerdem wird eine Sonderausstellung eröffnet und ein Denkmal enthüllt.

Seine Liebe zum Segelflug ist groß, auch wenn Gerhard Büttner selbst gar nicht fliegen kann: Seit mehr als 50 Jahren ist der Fuldaer auf der Jagd nach Stempeln, Marken, Postkarten, Briefen und philatelistischen Belegen, die den Segelflugsport zeigen. „Dafür braucht man Jahre und manchmal Glück, bis man so eine Sammlung zusammen hat“, sagt der Fuldaer. Seine Exponate, rund 150 in zwei Alben, erzählen eine Geschichte: Die Geschichte des Segelflugsports auf Hessens höchstem Berg. Fast lückenlos kann er die Sportereignisse seit den ersten Rhön-Segelflugwettbewerben in 1920 dokumentieren. Aus fast jedem Jahr hat er eine Karte, einen Stempel oder Brief. Denn: „Zu jedem Segelflug-Wettbewerb hat die Post dort ein Postamt eingerichtet“, sagt der 65-Jährige.

Die Sammlung umfasst Kartenserien der Wettbewerbe von 1923, seltene Lithografien von der Wasserkuppe, Ansichten von Fliegergedenktagen, Sonderstempel zu Segelflugrekorden, Propagandakarten, Briefmarken aus der Inflationszeit, Vignetten (eine Art Privatmarke zu Werbezwecken der Rhön-Rossitten-Gesellschaft (RRG)), Eintrittskarten und Postkarten vom Eröffnungstag der Wettbewerbe.

Ein seltenes Stück ist ein Eilkuvert an eine Taxameterfabrik in Leipzig. „Offenbar ist einem Piloten beim Wettbewerb ein Instrument kaputt gegangen und er hat eine Bestellung aufgegeben“, erklärt Büttner. Auf einer Postkarte ist die Vignette der RRG kopfstehend abgebildet. „Beim Druck sind die Karten offenbar verkehrt herum gewesen.“ Dies sei selten.

Ebenso selten sind ovale Stempel des Berggasthofes M. Vey auf der Wasserkuppe und die Postkarte eines Erstfluges vom 17. Juli 1932. Laut Schreiber ist der Flug jedoch ausgefallen und einen Tag später nachgeholt worden. Als Beweis trägt die Karte einen weiteren Stempel: „Mit dem Segelflugzeug befördert“. Viele der Karten und Briefe tragen Stempel von Gersfeld oder der Wasserkuppe. Viele unterscheiden sich durch Details oder wurden nur kurzzeitig verwendet.

Zusammengetragen hat der Rentner und gelernte Maschinenschlosser, gleichzeitig Vorsitzender des Briefmarkenvereins „Fuldensia“, die Sammlung über mehrere Jahrzehnte. Die Stücke hat er bei Auktionen, Händlern und durchs Tauschen bekommen. „Gerade bei Auktionen muss man oft Glück haben. Da muss man schon ein wenig verrückt sein“, sagt der gebürtige Seifertser, der nur schriftlich bietet und nur ein Gebot abgibt.

Historie der Wasserkuppe

Die Sammlung ist dabei nicht allein etwas für Briefmarkenfans: Sie verdeutlicht gleichzeitig die Historie der Wasserkuppe: Ansichtskarten zeigen das Gipfelareal mit dem früheren Berggasthof, vier Radome in den 70er-Jahren, die 1944 bombardierte Hermann-Göring-Halle, alte Flugzeuge, Bilder früherer Segelflugwettbewerbe und wie Gersfeld und die Flieger mit Stempeln und Marken Werbung für sich und die Rhön machten.

Zu sehen sein wird seine Sammlung ab Samstag, 30. April, im Segelflugmuseum. Sie wird parallel zum Sonderpostamt um 10 Uhr eröffnet. Die Mitarbeiter der Philatelie-Abteilung aus Weiden/Oberpfalz werden an diesem Tag die Sonderbriefmarke „Segelflug auf der Wasserkuppe“ mit dem Motiv des Riedelgleiters von 1920 auf einer vom Museum gestalteten Postkarte verkaufen und Postsendungen mit einem Sonderstempel frankieren. Diesen hat die Stiftung Deutsches Segelflugmuseum zum Jubiläum „100 Jahre Segelflug auf der Wasserkuppe“ in Auftrag gegeben. Er zeigt Segelflugpionier Hans Gutermuth in dem Segelflugzeug FSV VIII aus dem Jahr 1911.

„Auf diesen Stempel sind wir mächtig stolz“, sagt Karl-Theodor Rack, Vorsitzender des Fördervereins des Segelflugmuseums. Unter mehreren Entwürfen wurde das Motiv von Post und Museum nach einem Originalfoto aus dem Museumsarchiv ausgewählt. Rack wird zusammen mit Büttner, einem Nachfahren Gutermuths und Vertretern der Deutschen Post das Postamt eröffnen. Die Postkarte des Segelflugmuseums mit der Sondermarke und -stempel wird nur am Samstag, 30. April, im Museum ausgegeben. Weitere Exemplare können danach über das Segelflugmuseum erworben werden.

Außerdem stellt die Darmstädter Hobby-Historikerin Ursula Eckstein ein Buch vor und es wird vor dem Eingang des Museums ein Denkmal zur Ehrung der im Ersten Weltkrieg gefallenen Flieger und abgestürzten Segelflugpiloten enthüllt. Es wird die Bronze-Gedenkplatte tragen, die das Originaldenkmal von 1920 zierte. Es stand direkt auf dem Gipfel und wurde vor Jahrzehnten abgerissen.

(Quelle: http://www.fuldaerzeitung.de/nachrichten/fulda_und_region/Fulda-Region-Museum-wird-zu-Sonderpostamt;art25,405537 )



Gerhard Büttner
 
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