Thema: Rohrpostbelege
DerLu Am: 27.09.2011 21:58:52 Gelesen: 1307738# 704@  
@ blaujacke [#703]

Guten Abend,

die Karte ist unterfrankiert, was fehlt ist die Weiterleitungsgebühr. 1904 lag Tegel nicht im Rohrpostbezirk von Berlin, daher musste zur Rohrpostgebühr noch die sogenannte Weiterleitungsgebühr in Höhe des normalen Kartenportos verklebt werden. Da Tegel zu diesem Zeitpunkt noch nicht zum Nachbarortsverkehr von Berlin gehörte (das änderte sich erst 1912) waren dies 5 Pfennig.

Die Weiterleitungsgebühr beinhaltete aber in Zustellbezirken die zur Oberpostdirektion Berlin gehörten, dies galt für Tegel, das die Sendungen "mit besonderen Boten" zugestellt wurden - also mit Eilboten. Daher rührt wahrscheinlich die Kennzeichnung als Eilsendung.

Jedenfalls wurde die Karte auf dem "normalen" Briefschalter des Postamtes N54 aufgeben, vielleicht hatte der dortige Beamte nicht den genauen Überblick, welcher Vorort zum Rohrpostbezirk gehörte und welcher nicht (obwohl Tegel zu dieser Zeit noch weit außerhalb Berlins lag). Die Karte ist dort dann zur Rohrpostbetriebsstelle im gleichen Postamt gewandert, bekam dort seinen Rohrpoststempel und den Leitvermerk 4. Auch der dortige Beamte hat die fehlenden 5 Pfennig nicht bemerkt. Weiter zum Postamt N4 am Stettiner Bahnhof. Dort traf er um 16:00 ein und wurde mit dem Zug um 17:52 nach Tegel transportiert. Und auch in Tegel wurde das fehlende Porto nicht gemerkt

Warum diese Karte, die doch durch einige Postlerhände ging, nicht mit Nachporto belegt wurde, darüber kann man heute wahrscheinlich nur spekulieren - solche Sendungen sind aber nicht allzu häufig.

Natürlich wäre die Karte als Karte mit Eilzustellung ebenfalls unterfrankiert gewesen. Das effektive Porto wäre gleich gewesen: 5 Pfennig für die Karte und 25 Pfennig für die Eilzustellung im Ortsbezirk also ebenfalls 30 Pfennig.

Gruß

DerLu
 
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