Thema: Altdeutschland Preussen: Stempelformen
Magdeburger Am: 12.10.2011 17:15:54 Gelesen: 14979# 2@  
@ Werner Steven [#1]

Hallo Werner Steven,

ich nehme Deinen Beitrag als Beispiel für das Postamt Magdeburg. Wie überall gab es Unterscheide.

In Magdeburg wurden erstmalig 1808 Ortsstempel genutzt. Die ersten waren sogenannte Postwärter-Stempel bevor die "echten" westphälischen Stempel verwendet worden. Nach Abzug der Franzosen sind Ortsstempel nicht bekannt.

Die ersten preussischen Ortsstempel, welche mit Beginn des Jahres 1817 eingesetzt wurden, fanden auch in Magdeburg Verwendung. Jedoch sollten nur Brief bestempelt werden, welche in Ausland gingen, auch in das deutsprachige. Erst ab 01.März 1817 waren alle Brief zu stempeln. Verwendet wurden zweizeilige Stempel. Als Bsp. 02.02.1817 nach Braunschweig.



Postwärtereien, welche dem Postamt Magdeburg unterstanden, stempelten mit Einzeiler und liefen zum übergeordneten Postamt. Bsp. Heimersleben nach Dessau.



Verschiedene zweizeilige Stempel wurden verwendet. Als nächste Form wurden Nierenstempel ab etwa 1826 eingesetzt, welche parallel neben den schon verwendeten eingesetzt wurden.



Da auch diese Form keine befriedigen Ergebnisse brachte, kam der kleine Einkreiser mit Angabe der Uhrzeit ab etwa 1832 auf. Vieles spricht dafür, dass bei diesen Fingerhut-Stempel nur die Tages- und Monatsangabe wechselbar waren. Die Durchmesser liegen etwa zwischen 18 bis 21 mm.

Soweit ich bisher gesehen habe, verschwand der Nierenstempel sowie auch der Zweizeiler. Für die Uhrzeit 7 - 8 ist der Zusatz M = Morgens mir bekannt. Einen Zusatz A = Abends habe ich noch nicht gesehen.



1838 wurden erstmals grosse Zweikreiser verwendet, welche suggessive den Fingerhutstempel ablösten. Hier handelt es sich defintiv um Stempel mit feststehenden Stundenangaben. Da nur für die Uhrzeit 7 - 8 Früh- als auch Abendzeiten möglich waren, wurden diese mit dem Zusatz M = Morgens und A = Abends versehen. Ob dieser Zusatz tauschbar war, scheint fraglich.



Ohne jetzt auf Einzelheiten einzugehen, wurde ab 1841 (in der Litheratur wird jedoch schon 1839 erwähnt) ein kleiner L2 - Stempel eingesetzt. Bisher ist er nur bei der Fahrpost, bei Retourbelegen, Insinuationsdokumenten und Transitbelegen bekannt. Er soll bis 1851 verwendet worden sein.



Mit Einführung der Freimarken, gab es ab 15.11.1850 den Vierringstempel, welcher zur Markenentwertung genutzt wurde. Zusätzlich wurde der Ortsstempel beigesetzt. Hier in der Regel der bisher in Verwendung gebliebene grosse Zweikreiser.



Einen zweizeiligen Rahmenstempel gab es wahrscheinlich ab 1848/9, welcher jedoch bisher nur als sogenannter Nachtstempel in Gebrauch war.



Eine Jahresangabe läßt sich ab 1863 nachweisen. Es sind teilweise defintiv schon genutzte grosse Zweikreis-Stempel hierfür bearbeit worden, möglicherweise auch noch nicht genutzte bzw. neue. Sicher ist auch, dass mindestens ein neuer Zweikreiser verwendet wurde, bei dem die Uhrzeit wechselbar war. Dieser kommt mit dem Uhrzeitzusatz N = Nachmittag vor, mit V = Vormittags noch nicht gesehen.



Als letztes zur Preussenzeit, wurden große Einkreiser ab etwa Mitte 1867 eingesetzt. Diese beendeten alle vorher verwendeten Stempelgeräte.



Selbstverständlich gibt es noch mehr Stempel, wie den Hufeisenstempel, Franco-Stempel in Form des großen Einkreisers, welche vor dem Einsatz des grossen Einkreiser eingeführt wurden. Diese sind auch während der Zeit des Norddeutschen Postbezirks weiter verwendet wurden. Ich habe auch auf die Stempel des Bahnpostamtes verzichtet.

Vielleicht kann jemand anderes hier ein anderes Beispiel noch zeigen.

Mit freundlichem Sammlergeruss

Ulf
 
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