Thema: Haben wir Briefmarkensammler eine Lobby ?
drmoeller_neuss Am: 30.10.2011 20:00:37 Gelesen: 51913# 55@  
Die in diesem Thread geforderte Briefmarkenlobby soll wohl um alles kümmern, um die privaten Katalogherausgeber, um die Postverwaltungen und den Versandhandel, der die Sammler schröpft und, und, und ... Ein Super-Verbraucherverband der Briefmarkenkonsumenten eben.

Und der BDPh kann diese allumfassende Rolle nicht wahrnehmen, weswegen aus allen Rohren gegen den BDPh geschossen wird. Da wird der BDPh schon einmal mit der desolaten Situation in Griechenland verglichen - Thema verfehlt.

Lars verteidigt als tapferer Einzelkämpfer den BDPh - eigentlich würde ich die Aufgabe eher dem Pressesprecher zuordnen, als dem Finanzreferenten (Schatzmeister).

Zum Thema Katalogpreise: wenn Bund/Berlin-Spitzen in postfrischer Luxusqualität vom Handel regelmässig für 40% angeboten werden, dann stimmt etwas mit den Katalognotierungen nicht (mehr). Bei Altdeutschland und gestempelten Marken kann man immer noch mit der Qualität argumentieren, und eben nur ausgezeichnete Spitzenstücke erzielen 100% Katalogwert. Aber bei modernem postfrischen Material? Postfrischer als postfrisch geht nun mal nicht.

Natürlich könnte man die Kataloge sammlerfreundlicher gestalten: den eigentlichen Katalogteil mit der Markenbeschreibung und jährlich ein Nachtragheft mit aktualisierten Preisen (die meisten ändern sich ohnehin nicht) und den Neuheitenkatalogisierungen. Marken unter 5 EUR bekommen gar kein Preisansatz, sondern nur ein Sternchen mit dem Hinweis: "Bei dieser Marke handelt es sich um sogenannte Massenware. Diese Marke kann nur in grösseren Posten und Sammlungen gehandelt werden. Briefmarkenhändler berechnen im Verkauf eine Bearbeitungsgebühr, die auch von der angebotenen Leistung abhängig ist. Sammlern wird empfohlen, solche Marken im Stücktausch zu tauschen."
Was glaubt Ihr, was passieren wird: ein Aufschrei wird durch die Sammlerschaft gehen, dass sich die Katalogherausgeber zum Totengräber des Hobbies machen würden. Natürlich wird dann der BDPh wieder zur Hilfe gerufen, um gegen die "bösen Buben" vorzugehen. Wer kennt nicht das Zeremoniell auf Tauschtreffen: ellenlange Kolonen mit Centbeträgen, die im Kopf auf Papier zusammengezählt werden, und mit dem Satz enden: "Hans/Günther/Stefan (oder so ähnlich), ich habe bei Dir jetzt 2,70 EUR Tauschguthaben".

Der Sammler braucht übrigens nicht jedes Jahr neue Kataloge, im Gegensatz zum Schwaneberger Verlag, der mit dem Geschäftsmodell der jährlichen Kataloge seine Redaktion finanzieren muss.

Zum Thema Spenden: Warum ruft der BDPh nicht aktiver dazu auf? So mancher Sammler würde seine Sammlung lieber beim BDPh sehen, als sie von desinteressierten Erben bei einem drittklassigen Provinzauktionator verramscht zu sehen. Entsprechende Textvorlagen für Vermächstnisse würden den Spendern die Entscheidung erleichtern. Für Geldspenden hilft der Hinweis auf die steuerlichen Absetzbarkeit, dank der kalten Progression sind bereits Facharbeiter vom Spitzensteuersatz betroffen, so dass sich der Fiskus bei jeder Spende an den BDPh sich etwa mit der Hälfte beteiligt.

Zur Mitgliederstruktur des BDPh: man könnte die Ortsvereinsmitgliedschaft und die BDPh-Mitgliedsschaft voneinander entkoppeln. Dann gäbe es nur Direktmitglieder, wobei man über den Ortsverein zum einem niedrigeren Beitrag Mitglied beim BDPh wäre, da der Ortsverband einige Verwaltungsarbeit übernimmt. Wer gar nichts vom BDPh wissen möchte, lässt es eben bleiben. Das amerikanische Modell wäre also auch in Deutschland möglich. Viele Sammler wollen aber nicht die absolute Basisdemokratie (die auch zusätzliche Kosten verursachen würde, schliesslich müsste der Präsident per Briefwahl gewählt werden), sondern wünschen sich etwas mehr Offenheit mit Entscheidungen, die die Zukunft oder die Finanzen des Verbandes betreffen. Mich würde auch interessieren, ob die knapp 2000 Mitglieder, die jedes Jahr der BDPh verliert, ausschliesslich durch Tod und Alter ausscheiden.
 
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