Thema: Schweiz: Preissenkungen im SBK 2012 – das falsche Signal !
Richard Am: 24.11.2011 08:12:47 Gelesen: 9320# 1@  
Der nachfolgende Beitrag ist in der Schweizer Briefmarken Zeitung (SBZ) November 2011 erschienen. Der Autor hat uns dafür ein Veröffentlichungsrecht gegeben. Mit dem SBK ist der Schweizer Briefmarken Katalog gemeint.

Preissenkungen im SBK 2012 – das falsche Signal!

Von Frank Andreas Vogl, Vaduz

Wenn ich an die salbungsvollen Reden etlicher Präsidenten von Sammlervereinen denke, die in ihren Ausstellungen oder monatlichen Zusammenkünften gehalten werden, stellt sich ganz automatisch eine Frage:

Wieso werden die Sammler immer wieder gelobt, ja bestärkt, ihre Sammlungen zu hegen, auszubauen und möglichst grosszügig zu gestalten, wenn dann im umgekehrten Verhältnis, nämlich beim jährlichen Treffen der Händlerschaft zur Preisgestaltung der Kataloge, all jene Lobpreisungen mit Füssen getreten werden?

Wie kann es sein, dass eine kleine, cirka 10 köpfige Gruppe, verantwortlich für verschiedene Preisgruppierungen, über das Wohl aller Sammler und aller Händler hinweg, die Preisgestaltung nach ihren, von wenigen, aber nicht allen Mitgliedern, des Schweizer Händler Verbandes getragenen, eigenen Vorgaben bestimmt, was die Sammler und Händler ungefragt zu akzeptieren haben?

In fast 47 Berufsjahren in der Philatelie gab es immer wieder Länder, die oft jahrelang schlecht verkäuflich waren, um sich dann plötzlich wieder am Markt zu erholen. Dabei wurden meist keine Preisreduzierungen vorgenommen, sondern man setzte auf stagnierende Preise, die sich dann wieder im Markt mit der Zeit konsolidierten.

Das von einer kleinen Händlerschaft gewünschte und somit erhoffte Signal, man werde neue Sammler mit sinkenden Preisen generieren, ist nicht nur völlig falsch, es spiegelt vor allem keinesfalls die Wünsche der Sammler wieder. Jeder Sammler fühlt sich brüskiert, wenn er ohne Einfluss auf die „marktgerechten Preise“ mit ansehen muss, wie sich seine mit Liebe und mit viel Aufwand gesammelten Objekte, preislich allmählich nach unten bewegen.

Selbst die jedermann bekannte Tatsache, dass unsere grossen Sammler langsam wegzusterben drohen und bisher zu wenige neue und junge Sammler für unsere Philatelie Interesse zeigen, ist daran nicht alleine Schuld. Neues Interesse erzeugt man bei potentiellen Sammlern nicht durch Preissenkungen von seltenen, älteren Briefmarken.

Marktverunsicherung geschieht auch dadurch, dass Auktionatoren ihre Ausrufspreise derart schwach gestalten, dass selbst für wirkliche Luxussammlungen Ausrufspreise von 1,5 – 2,5 % vom Katalogwert gedruckt werden, die dann mit dem 10 bis maximal dem 15 fachen Ausruf (was meist weniger als 20 % für eine Luxussammlung vom Katalogwert ausmacht!) zugeschlagen werden. Käufer von diesen Losen sind grundsätzlich Händler, einzelne Sammler trauen sich hier kaum zu bieten, weil sie verunsichert werden von einem allzu niedrigen Ausruf, gemessen an der vorgegebenen Luxusqualität, die dadurch unglaubwürdig erscheint, und somit ein Gebot eines Endabnehmers in den meisten Fällen verhindert.

Bei dieser Taktik wird nur immer wieder vergessen, dass gerade solche Methoden auch ihre begrenzte Laufzeit haben denn, wem wollen alle die Händler, die diese grossen aber extrem günstigen Sammlungen, die oft auch noch mit langläufigen Krediten vom Handel finanziert sind, noch in Zukunft verkaufen? Einzelkäufer / Sammler werden bei einer so restriktiven Preispolitik, die jeden Wertzuwachs verhindert, keinerlei Interesse am Sammeln von Briefmarken mehr finden können.

Eines sollten wir uns vor Augen halten, es sind in allererster Linie die mittleren Sammler, die noch Ländersammlungen pflegen und möglichst auch ausbauen, die damit den wahren Markt stützen. Die elitäre Ware, bestehend aus den Altstaaten, ist zwar das Salz in der Suppe, aber für die Masse der Sammler weder erschwinglich und leider auch nicht preisgestaltend für die moderne, häufige Sammlerware.

Da ist es wenig hilfreich, wenn dann z.B. die Schweizer Portomarken extrem verteuert im Katalog erscheinen, dafür aber gute Standardware, ungefragt was der Sammler dazu meint, derart verbilligt wird, dass die Sammler verärgert ihr Sammelgebiet aufgeben werden.

Die Frage ist doch, welcher altgediente Sammler, von neu hinzu gekommenen Sammlern wollen wir hier gar nicht reden, extra wieder mit den Portomarken anfangen würde, eben weil diese nun wirklich teuer geworden sind? Es gibt dem Sammler doch keinerlei Sicherheit, wann diese dann wieder im Preis gesenkt werden, zu einem unbestimmten Zeitpunkt. Das haben die Sammler nun zur Genüge erlebt, woher sollten sie daher den Glauben an eine stabile, langfristig gesunde Preispolitik nehmen?

Man sollte sich immer vor Augen halten, die Sammler sind das höchste Gut der Händlerschaft – ohne Sammler, kein Handel, so einfach ist das!

Vielleicht sollte man ja mal eine grosse Umfrage unter der Sammlerschaft in den grossen Gazetten wie der SBZ, DBZ, Sammlerdienst u.a starten, die die heutige Meinung zum Sammeln von Briefmarken beleuchtet, und zwar von den Endabnehmern, die schlussendlich damit leben müssen, dass ihre Sammlungen immer weniger Katalogwert haben sollen. Dies gilt es im Sinne einer seriösen Markt – und Preisgestaltung unbedingt zu verhindern.

Unsere Sammler von heute, achten viel mehr auf die von ihnen benötigten Beträge, als es beispielsweise vor ihnen ihre Väter und Grossväter taten. Damals wurde noch aus gänzlich anderen Beweggründen gesammelt, meist um fernen Ländern näher zu sein und weniger um wirklich „Geld“ anzulegen. Trotzdem hiess es schon damals, die Briefmarken seien die Aktien des kleinen Mannes! Diese Veränderungen sind uns allen schon lange bekannt, sollten aber, da sie keinesfalls veraltet sind, immer wieder zur Diskussion stehen und neu
überdacht werden, damit es auch heute noch möglich ist, marktgerechte Bedingungen für alle jene zu schaffen, die direkt und persönlich nichts dazu beitragen können, dürfen wäre das bessere Wort.

Ein kleines Beispiel, als Herr JP Bach vor 25 Jahren dem SHVB beitrat, wollte er, dass die 3 Fr. Mythen blaugrün ( Z 129, Mi. 121 ) in postfrischer Qualität ** vom damaligen Katalogwert zu 5.000.- CHF auf 3.000.- CHF gesenkt werde. Diese Marke war regelrecht ein Mythos und von jedem Sammler begehrt! Seit 11 Jahren steht die Marke mit CHF 3.200.- im SBK, erholt hat sie sich nie mehr von diesem Preissturz, weil die Sammler durch einen solchen Preisverfall den Glauben an ein seriöses Sammelgebiet verloren haben! Mittlerweile steht die Marke im neuen SBK gerade mal CHF 2.750.-! Dazu derzeit noch kein weiterer Kommentar.

Die Börse macht es uns doch vor, gehen die Aktien hoch, kaufen sie die Börsianer, gehen sie nach unten, werfen alle das Handtuch und hören auf mit zukaufen – warum sollte es gerade in unserer Philatelie anders sein? Wir alle sind doch lernfähig, warum tun wir es nicht?

Fazit der Geschichte? Hier sind unsere Sammler wie auch alle Briefmarkenhändler gefordert!

Ich wäre wirklich dankbar, wenn sich möglichst viele interessierte Sammler wie Händler zu dieser mittlerweile schwierigen Thematik einmal ernsthafte und diskutierbare Verbesserungsvorschläge einfallen liessen. Diese schriftlichen Vorschläge werden wir dann gemeinsam zum Wohle eines für beide Seiten gesunden und marktgerechten Preiskonzeptes versuchen umzusetzen – diese Form von Demokratie brächte beiden Seiten beachtliche Vorteile.

Ihre Meinung ist gefragt, schreiben Sie bitte an die Redaktion der SBZ, zu Händen von Herrn Hans Schwarz, wobei grösste Diskretion zugesichert wird.

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Soweit der Beitrag von Herrn Vogl, der HIER im Forum gerne diskutiert werden kann, da Herr Schwarz nur für die Schweizer SBZ zuständig ist.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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