Thema: Oskar Klan über Wertentwicklung und Wertberechnung von Briefmarken
DL8AAM Am: 23.02.2012 14:30:40 Gelesen: 15717# 6@  
@ filunski [#5]

Ziemlich zutreffend,

weil es in China selbst mehr Sammler gibt als Deutschland Einwohner hat

Nur bin ich mir nicht sicher, ob das alles "Sammler" bzw. Philatelisten sind. Es sieht oft so aus, als ob hinter den Aktionen eher Spekulationsformen oder Geldanlageformen zu vermuten sind. In China war (ich meine immer noch) Glückspiel offiziell verboten, da der "gemeine Chinese" aber schon fast spirituell dieser Neigung frönt, haben sich in der Vergangenheit, seit der - naja nennen wir es mal - Liberalisierung, immer mehr Chinesen den Aktien und sonstige Anlegeformen, als Ausgleich zugewandt. Ein paar kleinere Blasen sind da schon geplatzt. Das nächste Megablasenplatzen, die des Immobilienmarkts wartet schon, mit Auswirkungen bis in die tiefste deutsche Provinz.

Da stehen ja bekanntlich auf Pump gebaute Geisterstädte von der nachgebauten europäischen Kleinstadt mit einigen 10.000 Einheiten bis zu Hochhaus-Plattenbausiedlungen mit Millionen von Wohnnungen oder Megabürokomplexe, leer in der Pampas rum, siehe die von Albert Speer Junior [ernsthaft, es ist sein Junior...hi] gebaute German City (hier sollen aber inzwischen sogar 5 von den 50.000 Wohnungen bewohnt sein) [1], die Kopie "Neu-Hallstatt" [2] oder Thames Town etc. Der Markt für chinesischen Briefmarken wird sicherlich zu großen Teilen aus ähnlichen Beweggründen gesteuert. Was nicht heissen soll, dass die echte Sammlerszene zu vernachlässigen sein sollte, trotzdem beinflussen, wenn nicht sogar verfälschen, diese Entwicklungen das weltweite philatelistische Marktgeschehen. Eine ähnliche Situation hatten wir vor ein paar Jahren hier in Europa mit der Spekulationsblase um Europa- bzw. CEPT-Marken, nur im Kleinstformat. Zum Glück beschränken sich die chinesischen Investoren, aus mehr patriotischen Gründen, eher auf die Ausgaben Chinas und stürzen sich weniger auf die des Gweilo. ;-)

sollte ... nur Finanzmittel einsetzen deren Verlust er verschmerzen kann.

Das hatte schon mein alter Gemeinschaftskundelehrer auf'er Schule gesagt. Spielt (="Spekuliert") nur mit Mitteln, die a) Euch wirklich gehören und b) die wenn sie doch mal weg sein sollten, Euch nicht tangieren oder gar ins Unglück stürzen. Nie, never never ever, mit Geldern, die man wirklich braucht! Das gilt in weiten Teilen übrigens auch für ganz normale Geldanlagen, so wie mündelsichere, griechische Staatsanleihen oder solide isländische Bankpapiere. ;-)

8% Rendite bei einer 100%igen Sicherheit verschenkt keiner. Das wusste schon gute alte Pauker, mit seinen selbstgezimmerten Öko-Sandalen aus alten Autoreifen, verwaschenen Häkelpulli und Rastalocken, damals in den guten alten End-80ern.

Gruß
Thomas

[1]: http://io9.com/5850214/welcome-to-the-deserted-german-city-outside-of-shanghai
[2]: http://reisen.t-online.de/kopiertes-oesterreich-alpendorf-niemand-will-in-chinas-hallstatt-wohnen/id_53670068/index
[3]: http://www.cnngo.com/shanghai/play/shanghai-thames-town-327844
 
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