Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 03.04.2008 11:52:46 Gelesen: 1202188# 15@  
Verein für Philatelie und Numismatik "Niedersachsen" Osnabrück

Durchwühlen bis zur Queen

Neue Osnabrücker Zeitung / jpet, Osnabrück (31.03.08) - Gelb, Grau, Rot, Braun und Grün. Bisher verläuft die Suche von Felix erfolgreich. In fünf Farben hat er die Königin schon gefunden. Aber wo ist nur die Blaue? Wieder greift Felix tief in die Pappkiste auf seinem Schoß und pflügt die enthaltenen Briefmarken gründlich um.

Die nächste Marke, die Felix aus dem Kasten zieht, hat auf den ersten Blick Ähnlichkeit mit dem gesuchten Motiv. Kopfschütteln - doch nicht die Queen. "Mama, wer ist das?", fragt der Neunjährige und deutet auf das Konterfei eines Mannes. "Juan Carlos, König von Spanien." - "Aha." Auf der nächsten Marke sind afrikanische Antilopen abgebildet - auch nicht das, was Felix eigentlich sucht.

Um ihn herum laufen an diesem Samstag gerade die ersten Osnabrücker Philatelistentage. Udo Große-Kracht, der Vorsitzende des Vereins für Philatelie und Numismatik "Niedersachsen" Osnabrück, nennt es lieber schlicht "Werbeschau". Viele, vor allem die jüngeren Besucher, wüssten nicht, dass Philatelie eigentlich Briefmarkenkunde heiße. Numismatik sei die Münzenkunde. Ein bisschen Reklame hätten die Briefmarken- und Münzenfreunde bitter nötig. "Wir wollen gezielt neue Sammler ansprechen", sagt Große-Kracht. Deshalb habe sich der Verein ein aufwendiges Programm einfallen lassen.

Besucher können sich fotografieren lassen und erhalten dann einen bedruckten Sonderumschlag mit ihrem Bild. Das Erlebnisteam Briefmarke, eine Promoter-Gruppe der Deutschen Post, verteilt einen Sonderstempel. Gleichmäßig über das Wochenende verteilt, laufen im Saal des Kreishauses Vorträge wie "Dem Fälscher auf der Spur" oder "Wie gestalte ich meine Albenblätter auf dem PC selber?". Besonders Kindern soll die Liebe zum Sammeln vermittelt werden. Sie dürfen - Felix macht es vor - auf die sonst üblichen Philatelisten-Werkzeuge Pinzette und Lupe verzichten und sich an der Wühlkiste auslassen. Nur ein Köder: "Die Kinder finden die vielen Farben toll, suchen sich Tiermotive raus und sortieren alles Mögliche", sagt Große-Kracht. Schwups, schon hat man den Nachwuchs an der Angel.

Neue Sammler sind bitter nötig. Der Markt braucht frisches Blut. "Die Preise haben ihren Tiefstand erreicht", sagt Gerhard Pohle. Ein Satz, den der Händler aus Hamburg schon seit Jahren wiederholt. Seitdem der 73-Jährige in Rente ist, betreibt er einen professionellen Briefmarkenhandel und zieht mit seiner Frau Helga von Ausstellung zu Ausstellung. Auch in Osnabrück ist er dabei. "Besser als vor dem Fernseher sitzen", sagt er.

Ungläubig schaut er rüber zu Felix, der noch immer in die Wühlkiste vertieft ist. Bei ihm wäre so was undenkbar. "Schaun Se mal", sagt er und zieht mit der Pinzette ein paar Marken aus den sorgsam in Kartons sortierten Folien. Dann legt er die empfindlichen Stücke nebeneinander auf eine Pappschale, in der sonst üblicherweise Currywürste serviert werden. Jetzt zieht Pohle seine übliche Jauch-Show durch. Damit kriegt er sie alle. Wie heißt dieser Baum? Was ist das für ein Vogel? "Wenn Sie Briefmarken sammeln würden, wüssten Sie es", sagt Pohle und legt lächelnd die Stirn in Falten.

Auch Felix ist mittlerweile zufrieden. Der Inhalt der Wühlkiste ist halb auf dem Beistelltisch verteilt und der blaue Kopf von Queen Elizabeth endlich gefunden.

(Quelle: http://www.neue-oz.de/information/noz_print/osnabruecker_land/19104390.html)
 
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