Thema: Ganzsachen mit privaten Zudrucken
Cantus Am: 06.06.2012 00:04:22 Gelesen: 268551# 201@  
@ asrah_de [#200]

Hallo Detlev,

zunächst herzlich willkommen hier im Forum.

Das, was Joachim mit den privaten Zudrucken auf den Karten des Deutschen Reiches tut so wie Krause/Sehler mit den modernen deutschen Karten oder ich mit den Zudrucken auf österreichischen Postkarten, ist - nach meinem Eindruck - lediglich der Versuch einer Dokumentation alles dessen, was heute noch aufzufinden ist. Mich hat dabei noch nie interessiert, ob ein Zudruck inhaltlich zur Gültigkeit einer Ganzsache passt, denn würde ich alle die Zudrucke, die möglicherweise nach Ende der Gültigkeit einer bestimmten Portoperiode aufgebracht wurden, weglassen oder nicht beachten, würde das sicher spürbare Lücken in meine Bestände reißen, auch wenn der Hauptteil meiner Sammlung vor etwa 1925 endet. Das Besondere an einem privaten Zudruck besteht ja eben darin, dass jedermann sich einer beliebigen Ganzsache zu einem beliebigen Zeitpunkt bedienen kann, um damit per Zudruck Mitteilungen aufzubringen oder zu versenden.

Ich kenne einige Sammler, die von privaten Zudrucken überhaupt nichts halten, denn das Totschlagargument lautet stets, dass schließlich jeder jederzeit solche Zudrucke aufbringen könnte. Dieses Argument lässt sich zwar nicht widerlegen, aber das Anliegen, die bereits existierenden Zudrucke auf Ganzsachen zu dokumentieren, halte ich für eine wichtige Sache im Bereich der Ganzsachenphilatelie.

Eine Bewertung solcher Zudrucke, abweichend von den üblichen Katalogwerten der Ursprungsganzsache, dürfte kaum realisierbar sein. Katalogwerte oder Bewertungen bestimmter Sammlungsteile orientieren sich üblicherweise an der Häufigkeit des einzelnen Exemplars, oft aber auch nur an der Intensität der allgemeinen Nachfrage nach einzelnen Sammelstücken. Das, was ganz vielen als erstrebenswert erscheint, erzielt auf Auktionen höchste Preise, die Unikate dagegen, die ich mein Eigen nenne, interessieren außer mich selber vielleicht noch eine oder zwei weitere Personen und sind deshalb in aller Regel für einstellige Beträge zu haben. Bei privaten Zudrucken kommt noch erschwerend hinzu, dass üblicherweise niemand weiß, wie häufig denn ein bestimmter Zudruck auf einer exakt benannten Ganzsachenkarte aufgedruckt worden ist.

Unter diesen Voraussetzungen nach der Bewertung zu fragen halte ich für verfehlt. Letztlich bestimmen immer Angebot und Nachfrage den Preis. Und man muss schließlich nicht jedem Händler nachgeben, der ganz schnell reich werden möchte, denn bei unseren Sammelinteressen gibt es immer noch genug neues Material zu finden, das gleichfalls erfreuen und die bereits vorhandene Sammlung sinnvoll ergänzen kann.

Viele Grüße
Ingo
 
Quelle: www.philaseiten.de
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