Thema: Erfahrungen auf Auktionen: Briefmarken im Kreislauf
drmoeller_neuss Am: 07.06.2012 16:36:28 Gelesen: 20341# 8@  
Vorneweg eine Geschichte aus eigener Erfahrung. Vor Jahren hatte ich einmal ein exotisches Sammelgebiet. Auf ebay gab es vielleicht drei bis vier Sammlerkollegen mit den gleichen Interessen. Von einem wusste ich, dass Geld keine Rolle spielt. Entweder man lässt sich in einen sinnlosen Bieterkampf treiben, oder man ändert seine Strategie. Ich habe dann auf das Bieten verzichtet, und die Kollegen haben dann zum Schnäppchenpreis abgeräumt. Ich habe dann die ebay-Anbieter nach der Auktion angeschrieben, und gefragt, ob noch Material da ist. Natürlich habe ich angeboten, etwas mehr zu bieten als auf den letzten Auktionen bezahlt wurde. Einige sind darauf eingegangen. ebay wird es nicht erfreut haben, da der Freiverkauf keine Provisionen erzielt.

Man sollte nicht vergessen, dass unser Markt sehr klein ist. Jeder kennt jeden. In dem Artikel von Dr. Volker Hartung wäre der Autor als Bieter besser nicht in Erscheinung getreten, und hätte im Nachverkauf zugeschlagen. Hätte natürlich auch schief gehen können.

An dieser Stelle schätze ich doch die Transparenz von ebay. Puscher werden schnell entlarvt, und die abgegebenen Gebote kennt wirklich niemand, wenn man einen sniper einsetzt und erst in den letzten Sekunden bietet.

Im Übrigen ist der Artikel doch voller Widersprüche. Der Autor regt sich darüber auf, dass der erste Auktionator die Sammlung zu einem "Schandpreis" von 3500.- Euro ausgerufen hat. Er war aber selbst nicht bereit, den Marktpreis zu bieten. Das hat dann der Kommissionär gemacht. Letztlich hat es sich doch für die Erben gelohnt. Sie haben knapp den halben Einstandspreis erzielt. Von einer solchen Quote können die klassischen Länder- und Motivsammler nur träumen. In anderen Foren haben sich Verkäufer bitterlich darüber beklagt, dass das Auktionshaus zu bequem war, einen Posten in Einzellose aufzuteilen. Das Resultat sehen wir im zweiten Teil des Artikels. Der Auktionator hat es mit dem Einlieferer gut gemeint und hat alles vereinzelt, aber leider nur die Hälfte des Erlöses des ersten Auktionators erzielt. Vielleicht werden die Reste noch in späteren Auktionen verkauft. Ob es die Einlieferer erfreut, solange auf ihr Geld zu warten, steht auf einem anderen Blatt.

Für die Nachkommen kann es nicht schaden, wenn man die eigene Sammlung bewertet. Vielleicht tritt auch schon vorher der Versicherungsfall ein. Jeder Auktionator beschreibt Lose gerne mit dem Kommentar "nach Angaben des Einlieferers xxx Micheleuro". Das treibt den Preis nach oben und der Auktionator muss für eine falsche Angabe nicht gerade stehen.

Jeder Sammler sollte mit seinen zukünftigen Erben Klartext reden. Natürlich ist es am schönsten, die Sammlung weitergeführt zu sehen. Ansonsten muss man das Interesse der Erben realistisch einschätzen. Bei einem Erbfall gibt es viele andere wichtigere Dinge zu erledigen, als die Briefmarkensammlung aufzulösen. Häufig ist eine Immobilie vorhanden. Jeder Monat Leerstand kostet viel Geld. Unter diesem Aspekt ist eine Einlieferung zu einer Auktion die sinnvollste Strategie, obwohl eine Auflösung über ebay viel mehr erlösen würde. Per Testament kann man auch einen Sammlerfreund oder seinen Verein als Vollstrecker mit der Auflösung beauftragen, wenn man das dem Nachwuchs nicht zutraut.

Wenn sich der Nachwuchs nicht für das Sammeln interessiert und ohnehin genügend Erbmasse da ist, kann man auch per Vermächtnis seine Sammlung der Arge zukommen lassen. Über Heimatsammlungen freut sich vielleicht auch der Ortsverein oder das Heimatmuseum. Auch hier gilt es, bereits zu Lebzeiten mit den Verantwortlichen zu reden. Sonst kann es passieren, dass die Heimatsammlung im Keller des Dorfmuseums verschimmelt, weil keiner damit etwas anfangen kann.
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/4347
https://www.philaseiten.de/beitrag/50675