Thema: Ganzsachen mit privaten Zudrucken
Cantus Am: 08.06.2012 16:34:46 Gelesen: 268208# 206@  
@ asrah_de [#205]

Hallo Detlev,

die ersten beiden Beispiele würde ich so bewerten, wie manche sogenannte Privatpostkarten, die z.B. über Ebay angeboten werden, und wenn sie dann bezahlt sind und bei mir eintreffen, stelle ich sehr schnell fest, dass das nur normale Postkarten sind, auf die man ein Bildchen aufgeklebt hat. Auch hier wirkt der Aufdruck so, als wäre da ganz etwas Dünnes aufgeklebt.

Was mich an den ersten beiden Karten zusätzlich stört, ist die Gefälligkeitsabstempelung. Die Post ist bei der Vorlage von Postwertzeichen (und jede Ganzsache ist als kompletter Beleg ein Postwertzeichen) stets bereit, diese und mögliche Zusatzfrankaturen mit dem dafür vorgesehenen Poststempel zu entwerten, und nur die wenigsten Poststellen bestehen dann auch darauf, dass man das vorgelegte Poststück auch wirklich versenden muss. Vor diesem Hintergrund sehe ich die ersten beiden Belege lediglich als Stücke, die irgend ein Sammler für sich persönlich angefertigt hatte, sei es für die eigene Sammlung oder auch zum Tauschen, auf keinen Fall jedoch für den regulären Postverkehr.

Ich würde daher hier gar nicht erst auf die Gültigkeitsdauer der Karten eingehen, sondern alleine die Machart und der offensichtlich nur private Verwendungszweck (von der Herstellung zur Abstempelung und dann in die eigene Sammlung) dürften eine Erfassung als privaten Zudruck ausschließen.

Wären dagegen die Karten tatsächlich echt am 2.10.1990 gelaufen, dann wären sie wohl, unabhängig von der Technik des Zudruckes, zu erfassen, vielleicht aber mit einem Hinweis, dass es sich nach bisheriger Erkenntnis um nachträglich manipulierte normale Postkarten handelt.

Wer sich intensiv mit diesem Sammelthema beschäftigt, wird dann vermutlich auf ein passendes Nachschlagewerk auch zugreifen können und es sich beim Angebot solcher Karten sehr genau überlegen, ob er sie sich zulegt; allen Anderen ist das sowieso egal.

Die dritte von dir gezeigte Karte trägt einen Zudruck von einer Art, wie er in der DDR völlig untypisch war; fast könnte man schon auf den ersten Blick vermuten, dass sich da jemand selber ein Erinnerungsstück gebastelt hat. Ich denke, man sollte diese Karte nur dann erfassen, wenn weitere Exemplare dieser Art bekannt werden, die aber sämtlich andere Absender und auch andere Empfänger haben sollten, also vermutlich aus einem regulären Postverkehr stammen.

Außerdem sollte beachtet werden, dass moderne Zudruckkarten üblicherweise immer über eine bestimmte Adresse der allgemeinen Sammlerschaft bekanntgegeben und auch zugänglich gemacht werden. Wo es dagegen völlig anonym verläuft, sollte man die Finger von lassen, denn da deutet dann alles auf eine versuchte Manipulation oder Verfälschung hin.

So, jetzt gehe ich erst einmal Kaffee trinken. Die, die hierzu ihre eigene Meinung haben, möchte ich ermuntern, das auch in angemessener Form schriftlich zu tun.

Viele Grüße
Ingo
 
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