Thema: Schweiz: Streifbänder bestimmen
Cantus Am: 11.07.2012 00:01:36 Gelesen: 14277# 9@  
@ sanuba [#8]

Hallo,

du darfst bei der Katalognennung nicht die verschiedenen Kataloge miteinander vermischen; jeder Kataloghersteller hat seine eigene Nummerierung, um da nicht Urheberrechte eines anderen Katalogherstellers zu tangieren. Wenn du hier im Forum fragst, nenne ich die Katalognummer nach Michel, wenn du bei der Basler Taube fragst, bekommst du eine Antwort nach dem Zumstein-Ganzsachenkatalog der Schweiz. Beide Kataloge liegen vor mir, beide sind sehr gut, aber recht unterschiedlich aufgebaut. Wenn du dich näher mit den Ganzsachen der Schweiz beschäftigen möchtest, empfehle ich dir dafür den Zumstein-Katalog, allerdings ist er um einiges teurer als der Michel.

Doch zurück zum Streifband. Von ganz wesentlicher Bedeutung ist bei diesen frühen Streifbändern der Wertstempel. Das Problem ist, dass es damals zwei verschiedene Wertstempel gab, jeweils zu zwei und/oder 5 Centimes. Der erste Wertstempel, den alle Streifbänder tragen, die zwischen 1873 und 1896/97 erschienen sind, tragen (in unterschiedlichen Farben) den folgenden Wertstempel.



Diese Streifbänder sind bei Michel unter den Nummern S 3 bis S 12 zu finden, bei Zumstein unter den Nummern S 5 bis S 15. Die Angabe zur Größe des jeweiligen Streifbandes ist jedoch in beiden Katalogen identisch, das kann auch gar nicht anders sein. Die Größenangaben bei Ganzsachen werden im Übrigen niemals in Zentimetern, sondern immer und ausschließlich in Millimetern vorgenommen, wobei es bei Zumstein auch Größenangaben von halben Millimetern gibt.

Im Jahr 1897 und bis zur Ausgabe von 1903 wurden Streifbänder mit leicht geändertem Wertstempel hergestellt; der sieht so aus:



Die Streifbänder mit diesem Wertstempel findest du im Michel unter S 13 bis S 17, bei Zumstein unter den Nummern S 16 bis S 20.

Auf den ersten Blick sieht man vielleicht den Unterschied nicht, aber der wesentliche Unterschied ist in dem Wappen über der Ziffer zu sehen. Bei dem frühen Wertstempel ist das Wappen an der Unterseite flach, bei dem späteren Wertstempel gibt es dort eine spitze Ausbuchtung nach unten. Diesen Unterschied in den Wertstempeln findet man im Übrigen auch bei den Postkarten der damaligen Zeit.

Das Papier des von dir gezeigten Streifbandes beschreibt der Michel als "Starkes gelbes Hanfpapier", der Zumstein als "dünnes gelbes, sehr starkes und zähes Papier". Wie du siehst, kann man ein und die selbe Sache ähnlich und doch sehr unterschiedlich beschreiben.

Zum Schluss noch der Hinweis, dass das von dir gezeigte Streifband bei einer Höhe von über 80 mm im Michel als S 11 B gelistet wird, beim Zumstein als S 15, und im Jahr 1896 erschienen ist.

Bei der von dir angegebenen Größenangabe ist mir noch aufgefallen, dass du nicht korrekt gemessen hast. Bei der Höhe des Streifbandes kann die Messung stets nur einen Näherungswert angeben, denn diese Streifbänder waren in großen Bögen gedruckt worden, von denen dann mit der Schere durch waagerechten Schnitt die einzelnen Streifbänder abgetrennt wurden. Da wurde dann das eine mal etwas breiter und das nächste dann etwas schmaler. Bei deinem Streifband ist deutlich zu erkennen, dass sowohl Ober- als auch Unterseite unterschiedlich beschnitten worden sind.

Was die Breite des Streifbandes betrifft, so gilt da nicht die zufälligerweise vorderseitig zu sehende Breite, sondern das gesamte Streifband muss gemessen werden, also die Breite der Vorderseite + die Breite der Rückseite + die Breite des Papiers, das übereinander geklebt worden ist. Ich gebe zu, dass dieses Vermessen nicht immer einfach ist, aber wenn du diese drei Maße addierst, wirst du in etwa zu der angegebenen Gesamtbreite von 361 mm kommen.

Wenn du dich näher mit solchen Streifbändern beschäftigen möchtest, dann schick mir eine Mail, ich habe in meinen Dubletten bestimmt noch derartiges Material herumliegen, das ich abgeben könnte.

Viele Grüße
Ingo
 
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