Thema: Alliierte Besetzung Französische Zone: Michel Bewertungsschema
Kavalier15 Am: 30.11.2012 15:39:55 Gelesen: 9737# 1@  
Ungereimtheiten bei der MICHEL-Bewertung Französische Zone

Vor einigen Jahren führte MICHEL in seinem Deutschland-Spezial für die drei Freimarkenausgaben der Französischen Zone, also Baden 1 bis 34, Rheinland-Pfalz 1 bis 41 und Württemberg 1 bis 37, ein geändertes Bewertungssystem ein. Jede Hauptnummer beginnt mit einer Bewertung für die „billigste Sorte, ungeprüft“. Dann folgt die Aufstellung und Bewertung der einzelnen Typen.

MICHEL machte damit meines Wissens erstmals eine Unterscheidung zwischen geprüften und ungeprüften Marken. Wie allgemein bekannt kann man seine Marken beim BPP auf Echtheit (auch des Stempels) prüfen lassen und auf Wunsch nach Farben und Typen. Und das Sammlervolk durfte bislang davon ausgehen, dass die in den MICHEL-Katalogen genannten Preise für echte Marken gelten, gleich, ob geprüft oder ungeprüft. An der Sinnhaftigkeit des geänderten Bewertungssystems für die Französische Zone lässt sich zweifeln.

Ein Beispiel: Die Marke Rheinland-Pfalz Nr. 17, also die 6 Pf., gibt es in den Typen III und IV, welche postfrisch mit 2,20 bzw. 3,00 EUR bewertet wurden. Halten wir fest: Bei jeder Marke dieser Hauptnummer handelt es sich entweder um die eine oder um die andere dieser beiden Typen, eine andere gibt es lt. MICHEL nicht. Ungeprüft wertet die Marke jedoch nur 30 Cent, also nur etwa ein Siebentel vom tatsächlichen Wert. Es ist mir unbegreiflich, dass Marken, die nicht geprüft wurden, eine derartige Abwertung erfahren.

Was mag sich die Katalog-Redaktion dabei gedacht haben? Glaubt man, dass die Sammler nicht in der Lage sind, die Typenunterschiede selbst erkennen zu können? Das hieße an den eigenen Bild- und Textbeschreibungen für die Typenunterschiede, wie sie im Katalog gegeben werden, zweifeln. Hier kann man dem MICHEL jedoch nur das Kompliment machen, alles so aufbereitet zu haben, dass auch der halbwegs erfahrene Sammler die Typenbestimmung vornehmen kann. Etwas anderes ist es mit der Farbbestimmung, bei welcher der MICHEL-Farbenführer oft auch nicht weiterhilft, weil er – anders als die Marken selbst - auf hochwertigem, holzfreien Karton gedruckt ist, wodurch sich andere Farbtöne ergeben.

Zurück zum Thema. Wollte man vielleicht den Prüfern zu mehr Umsatz verhelfen? Wohl kaum. Sie prüfen lieber hochwertige Marken. Und warum nahm MICHEL diese Zäsur in der Bewertung nur für die Französische Zone vor, nicht aber für andere Gebiete, wie zum Beispiel die Bautenserie der Bizone? Außerdem: Bei der Nr. 35. 6 Pf. dunkelbraun bis schwärzlichgraubraun fehlt die Angabe „billigste Sorte, ungeprüft“, jedenfalls im MICHEL 2009. Obwohl es bei dieser Hauptnummer vier Varianten gibt. Für einige andere Nummern gilt das Gleiche.

Wer die Marken dieses Gebietes tauscht, nachdem er sie nach Typen einwandfrei bestimmt hatte und daher nicht prüfen ließ, wird dafür wohl kaum den von MICHEL vorgeschlagenen Discountpreis anrechnen. Mich interessiert die Meinung anderer Sammler zu dieser Problematik.

Schöne Grüße

Kavalier15
 
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