Die Deutsche Post ist einen ungewohnten Weg gegangen, was Motiv und Grösse betrifft. Dann muss sich die Deutsche Post der Kritik stellen. Das Design finde ich gelungen, ein schönes Stück Gebrauchskunst. Mit der Grösse bin ich auch nicht einverstanden. Die geringfügige Einsparung bei den Druckkosten kann doch nicht ausschlaggebend gewesen sein. Ich hätte der Marke das normale Dauerserienformat gegönnt.

Auch bereits im Jahre 1997 wurde über die Ergänzungsmarke zu 10 Pfennig heftig diskutiert. Das Motiv wurde kritisiert, da vor lauter Autos und Lastwagen kein Platz für Kinder auf der Strasse sei.

Ich bin sehr froh, dass Briefmarkenmotive überhaupt noch von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Sonst kommt irgendwann einmal der Finanzminister oder der Bund des Steuerzahlers auf die Idee, dass eine europaweite Ausschreibung und Vergabe aller Briefmarkendesigns an eine einzige Werbeagentur für zwei Jahre viel billiger kommt, als jetzt der ganze Brimborium mit dem Kunstbeirat und den Kosten für Konkurrenzentwürfe. Viele Länder machen das bereits. Die Marken sehen dann alle gleich aus.

Als Briefmarkensammler bin ich mit dem modernen Design der meisten Marken auch nicht einverstanden: die künstlerische Gestaltung beschränkt sich auf eine Internetsuche nach einem geeigneten Photo und die Auswahl einer passenden Schrift. Das schafft jede Wald-und Wiesen-Werbeagentur. Wo sind Künstler von einem Format wie Gerd Aretz, Heinz Schillinger, Joachim Ries oder Manfred Gottschall, die noch selbst gezeichnet und hervorragende Entwürfe geliefert haben?