Thema: (?) (2877) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 23.01.2013 10:04:16 Gelesen: 1083318# 166@  
Hallo Manfred,

vielleicht nicht deine Zeit, aber gut beschrieben allemal! :-)

Er ging von Neuburg an der Donau in das unter 12 Meilen entfernte Augsburg, wofür, wie du richtig geschrieben hast, 3x Porto nach dem Regulativ vom 1.7.1849 anfielen.

Weil er poste restante zu gestellen war, durfte er nicht ausgetragen werden, sondern verblieb bei der Hauptbriefpostexpedition Augsburg im Aushängekasten für restante gestellte Briefe. Das spielte sich alles am 4.7.1849 ab.

Dann muss aber ein Nachsendeauftrag vorgelegen haben, denn von sich aus waren diese Briefe 3 Monate lang auszustecken, was man hier nicht machte. Jedenfalls wollte der Empfänger seine Post nach Würzburg nachgesandt haben und zwar an das philatelistisch berühmte Handelshaus Venino. Herr Wierendorf wollte auch seine restante Briefe in Würzburg zugestellt haben, so dass die Augsburger Post in seinem Auftrag "poste restante" strich und die neue Adresse vermerkte.

Die 3 Kr. für die erste Strecke wurden abgestrichen und durch 6 Kr. ersetzt, weil es von Augsburg nach Würzburg über 12 Meilen waren. Dann hat man bemerkt, dass es ja ein restante Brief war, der mit der Ankunft in Augsburg als zugestellt galt und für den eben keiner zuvor das Porto bezahlt hatte.

Also notierte man oben links "pro 9 xr Porto", also abzuliefern für 9 Kr. Porto, denn die 6 Kr. kamen zu den in Augsburg bereits lastenden 3 Kr. hinzu.

Die Dienstleistung poste restante selbst kostete 4 Kr., war aber "erfolgsabhängig", das heißt, nur wenn der Empfänger auf der Post seinen poste restante gestellten Brief auch abholte, wurden sie von ihm verlangt und flossen in die Kasse der Abgabepost.

Da hier in Augsburg nicht ausgeliefert und für Würzburg als Abgabepost gestrichen, fielen sie erst gar nicht an.

Ich habe den Brief vor über 20 Jahren gekauft, weil mir auch die verschiedenfarbigen Stempel sehr gut gefielen und ich 3 Porti auf einem Brief - noch dazu mit poste restante - bis dato nicht gesehen hatte. Daran hat sich auch nach 20 Jahren intensivster Sammelei nichts geändert und es beweist sich immer wieder, dass gutes Geld für außergewöhnliche Briefe, die schon vor über 160 Jahren selten und ungewöhnlich waren, auszugeben nicht das dümmste ist, was ein Sammler machen kann.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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