Thema: Neustrukturierung im Schwaneberger Verlag
drmoeller_neuss Am: 31.01.2013 14:31:34 Gelesen: 8909# 9@  
Generell sind solche Bilanzen nur begrenzt aussagekräftig. Eine hohe Eigenkapitalquote sagt noch nichts über die Profitabilität eines Unternehmens aus. Sie ist lediglich eine brauchbare Kenngrösse für das Risiko einer Insolvenz.

Aussagekräftiger sind die Umsatzrendite (oder noch besser EBIT, das heisst ohne Berücksichtigung der Fremdkapitalkosten) oder die Gesamtkapitalrendite. Liegt die Gesamtkaptialrendite über den Kosten für die Aufnahme von Fremdkapital, ist eine geringe Eigenkapitalquote per se nichts schlimmes. Dann steigt sogar die Eigenkapitalrendite.

Die interessante Grösse ist der Posten "Vorräte" mit 959.989,74 EUR. Die Vorräte sind mit den Herstellungskosten angesetzt. Wenn das bei einem Katalog etwa 10 EUR sind, liegen 100.000 Kataloge auf Lager. Die bereits ausgelieferten, aber noch nicht bezahlten Kataloge, tauchen in den Forderungen auf. Das Problem ist, dass Briefmarkenkataloge eine verderbliche Ware sind.

Immer mehr Sammler kaufen die Kataloge erst einige Zeit nach der Herausgabe, wenn der Verlag die Preisbindung aufgehoben hat. Dadurch schmälert sich die Rendite des Verlages und es liegt mehr "totes Kapital" herum. Insofern sind die ebooks eine interessante Vertriebsalternative für den Verlag. Allerdings befürchte ich, dass das Vertriebsmodell der Michel e-Bücher bei Sammlern nicht auf Gegenliebe stossen wird. Internet-Zugang zum Lesen notwendig, e-Bücher verfallen nach 5 Jahren. Auch ist der preisliche Abstand im Vergleich zu den gedruckten Katalogen zu klein.

Ich sehe im Handel mit gebrauchten Katalogen kein Problem für den Verlag. Solange die Zahl der Sammler konstant bleibt, wird für jeden bei ebay angebotenen gebrauchten Katalog an anderer Stelle ein neuer gekauft. Problematisch wird es, wenn der gesamte Markt schrumpft. Hier wäre der Schwaneberger Verlag gut beraten, mit anderen Verlagen wie Scott oder Yvert zu kooperieren. Man muss sich von dem Wunschgedanken verabschieden, alleine im kleinen deutschsprachigen Markt die ganze Welt abdecken zu wollen. Vor dreissig Jahren stand das nicht zur Debatte, da die auflagenstarken Deutschlandkataloge die exotischen Übersee-Kataloge quersubventionieren konnten.
 
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