Thema: Neustrukturierung im Schwaneberger Verlag
Vernian Am: 03.02.2013 10:11:16 Gelesen: 8790# 11@  
@ drmoeller_neuss [#9]

Solange die Zahl der Sammler konstant bleibt, wird für jeden bei ebay angebotenen gebrauchten Katalog an anderer Stelle ein neuer gekauft. Problematisch wird es, wenn der gesamte Markt schrumpft. Hier wäre der Schwaneberger Verlag gut beraten, mit anderen Verlagen wie Scott oder Yvert zu kooperieren. Man muss sich von dem Wunschgedanken verabschieden, alleine im kleinen deutschsprachigen Markt die ganze Welt abdecken zu wollen.

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Der erste Satz ist illusorisch, denn die Zahl der Sammler schrumpft seit inzwischen Jahrzehnten. Altsammler sterben weg, Jungsammler kommen weniger nach, da sich das Freizeitverhalten generell geändert hat. Die Ausgabepolitik der allermeisten Postanstalten ist ebenfalls hinderlich, denn die Vielzahl für Sammler produzierten "Leckerbissen" und Ausgaben lässt natürlich nicht nur bereits Sammelnde zunehmend Abstand von vielen Gebieten nehmen, sondern schreckt potentiell Interessierte auch ab.

Der dritte Satz ist etwas, dass ich ohnehin nicht verstehen kann. Wer sich einmal mit der Preisfindungspolitik des MICHEL-Verlages auseinandergesetzt hat - und in den vergangenen Jahren ist dies von MICHEL auf Grund der Diskussionen über Katalognotierungen des öfteren kommuniziert worden - weiß, dass überhaupt keine Zusammenarbeit oder auch nur ein "aufeinander abstimmen" der in den jeweiligen Ländern erzielten Preise für Briefmarken stattfindet. Was zur Folge hat, dass ein und die selbe Marke / Satz / Ausgabe in einem Michel-Katalog einen vollkommen anderen Preis hat als in einem Y&T oder Scott oder ... - was zwar durch "nationale Unterschiede bei Angebot und vor allem Nachfrage" erklärt wird, aber bei größeren Differenzen als Begründung als nicht mehr ausreichend betrachtet werden kann.

Ein schönes Beispiel sind die Besetzungsausgaben 1939/1945 von Elsaß und Lothringen, die im Y&T im normalen Frankreich-Katalog notiert sind, also dort als zu Frankreich als Sammelgebiet im weiteren Sinne gezählt werden. Während MICHEL 2010 die Überdruck-Hindenburg-Sätze Elsaß MiNr. 1-16 und Lothringen MiNr. 1-16 postfrisch mit 35.- Euro notiert, stehen die Sätze im Y&T 2009 mit 80.- € für das Elsaß und 83.- € für Lothringen - und diese Differenz von weit mehr als doppelt so groß findet sich schon seit Jahren in den beiden Katalogwerken. Sicher, in Frankreich selbst sind diese Ausgaben möglicherweise weniger häufig angeboten / zu finden als in Deutschland, da es ja eine deutsche Besetzungsausgabe war - aber in den Zeiten des Internet-Handel dürfte doch dieses Argument keine besondere Gewichtung mehr haben. Der Ehren-Rettung beider Kataloghersteller gegenüber sei erwähnt, dass die Preise in gestempelter Erhaltung immerhin nahezu gleich sind.

Wie auch immer in Bezug auf die Preisfindung argumentiert wird - derartige Differenzen sind für Sammler nicht nachvollziehbar (und können ebenfalls abschrecken) und zeigen, wie notwendig auch eine Kooperation zwischen den Katalogherstellern in Bezug auf die Preisfindung angebracht wäre. Bislang aber sieht man sich offenbar nur als Konkurrenten, und das wird so lange sein, bis entweder einer in den Konkurs geht und vom Markt verschwindet, oder es beiden / mehreren Katalogverlagen so schlecht geht, dass eine Fusion die einzige Alternative darstellt zum Überleben.

Gruß

Vernian
 
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