Thema: Rotes Kreuz
duphil Am: 19.05.2008 13:07:41 Gelesen: 234479# 18@  
@ Pete [#69]

Hallo Pete, endlich habe ich eine Antwort für Dich in meinen Unterlagen gefunden.

Während des 1. Weltkrieges haben die Rot-Kreuz Gesellschaften der neutralen Staaten nach teilweise schwierigen diplomatischen Verhandlungen den Austausch von Kriegsgefangenenpost zwischen den kriegstreibenden Parteien übernommen. Den Austausch mit Rußland vermittelten die RK-Gesellschaften von Dänemark (wie dein Beleg ja zeigt), Schweden und Norwegen. Die RK-Gesellschaft der Niederlande half beim Austausch mit Großbritannien, die der Schweiz selber beim Austausch mit Frankreich.

Noch ein paar allgemeine Informationen:

Das Internationale Komitee des Roten Kreuz richtete in der Schweiz eine besondere Agentur ein, bei der alle Listen über die Gefangenen zusammenliefen, ebenso die Nachfragen nach vermissten Soldaten und Zivilinternierten.

Um einmal einige Zahlen zu nennen: Bei dieser Agentur arbeiteten bis zu 1400 freiwillige Helfer und Helferinnen. Bis Ende 1917 hatte diese eine Stelle 8 Millionen Gefangene registriert; täglich wurden zwischen 1000 und 3000 Nachrichten empfangen und weitergeleitet.

Die Schweizer Post übernahm unentgeltlich den Austausch der Kriegsgefangenenpost zwischen Deutschland und Frankreich. Bis September 1915 hatte die Schweizer Post 53 Millionen Briefe, 2,5 Millionen kleinere und 10 Millionen größere Pakete befördert, außerdem 2,5 Million Postanweisungen über umgerechnet 33 Millionen Schweizer Franken.

War der Austausch mit den Westmächten noch relativ problemlos, gab es große Probleme beim Austausch von Briefen, Liebesgaben und Geldsendungen mit Rußland. Aber auch dort konnte mit großen persönlichen Einsatz und diplomatischen Verhandlungen von Rot-Kreuz Delegierten und Freiwilligen das Los der deutschen und österreich-ungarischen Gefangenen ein wenig gelindert werden, wenn auch nicht in dem Maße wie im Westen.

In Deutschland war dem Kriegsministerium unmittelbar das Departement für Kriegsgefangene und das Zentralnachweisebüro unterstellt. Bei dem Departement lag die Verwaltung der Lager für die feindlichen Gefangenen und ihr Einsatz zur Arbeit, z.B. in Land- und Forstwirtschaft.

Das Zentralnachweisebüro war der Mittelpunkt für alle amtlichen Auskünfte über fremde Kriegsgefangene in Deutschland und Deutsche in Feindesland. Die Abteilung für Kriegsgefangene des Deutschen Zentralkomitees vom Roten Kreuz arbeitete eng mit diesen beiden staatlichen Stellen zusammen.

Bald nach Kriegsbeginn wuchs die Arbeit dieser ins Riesenhafte und war kaum noch von diesen Stellen zu bewältigen. So bildeten sich fast automatisch überall im Lande Kriegsgefangenenhilfsausschüsse. Dort konnten sich Angehörige persönlichen Rat und Hilfe z.B. für den Schriftverkehr oder Geldsendungen usw. holen.

Bald setzte auch hier eine planmäßige Arbeitsteilung unter Leitung des Zentralkomitees ein. Der Hamburger Ausschuss übernahm die Hauptarbeit nach Rußland, der in Frankfurt a.M. in den Westen über Holland und die Schweiz. Als die Knappheit an Waren und Lebensmitteln durch den Krieg in Deutschland fühlbar wurde, erhielt der Kölner Ausschuss den Auftrag zur Bearbeitung von Liebesgabensammlungen nach England, der Ausschuss in Stuttgart den nach Frankreich.

Aber erst durch den Einsatz der RK-Gesellschaften der neutralen Länder (siehe oben) gab es eine Möglichkeit, fast allen Kriegsgefangenen im Westen und Osten ein wenig zu helfen.

Mit freundlichen Gruß
Peter
 
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