Thema: BPP Vorstand Christian Geigle: 90 % der großen Händler sind unseriös
drmoeller_neuss Am: 06.05.2013 09:01:54 Gelesen: 12740# 2@  
Dieser Focus-Artikel ist das Ergebnis des journalistischen Wahnsinns der heutigen Zeit: Ein vermutlich längeres Gespräch wurde auf ein Zitat reduziert, das komplett aus dem Sinnzusammenhang gerissen wurde.

Wer hat nicht einmal gegenüber dem Chef oder der Familie die Wahrheit verschwiegen? Ich würde behaupten, das fast 100% aller Menschen einmal oder bereits mehrmals in ihrem Leben zum Instrument der Notlüge gegriffen haben. Wer hat nicht in der Schule abgeschrieben, oder dem Lehrer treuherzig erzählt, das Heft mit den Hausaufgaben zu Hause vergessen zu haben, obwohl die Hausaufgaben nach dem Fussballspiel leider gar nicht gemacht wurden? "Schummeln gehört offenbar zum Leben", sagt drmoeller_neuss, und 90% aller Menschen sind unseriös.

Den zweiten Teil meines Beitrages übernehme ich aus dem BDPh-Forum:

Zwischen Geigles "wirklich seriös" und "Betrug" liegt eine grosse Grauzone, in der sich die meisten Briefmarkenhändler bewegen. Nicht alles, was rechtlich erlaubt ist, ist auch "seriös". So werden nachgummierte Marken eben nicht als postfrisch, sondern mit "schöner Gummierung" angeboten. In Auktionskatalogen liest man dann, "optisch ansprechendes Stück". Hier hat sich die Reparatur wirklich gelohnt - für den Anbieter. Fälschungen werden nicht aus Sammlungen herausgenommen, stattdessen wird der Posten als "entsprechend vorsichtig taxiert" oder als "urig und chancenreich" angeboten.

Das Internet hat es erst möglich gemacht, dass jeder zum Briefmarkenhändler werden kann. Die technischen Geräte wie Internet-Computer und Scanner sind in fast jedem Haushalt vorhanden. Als Privatanbieter spart man sich auch noch die Mehrwertsteuer und profitiert von der günstigeren ebay-Gebühr. Zeit spielt keine Rolle, ist ja schliesslich Hobby. Um als professioneller Händler überleben zu können, muss man entweder beim Einkauf den Sammler übervorteilen, und wertvolle Stücke "versehentlich" übersehen. Oder beim Verkauf werden eben Mängel verschwiegen.


Im Alltag ist es auch nicht anders. Geht doch einmal kritisch durch Euren Supermarkt. Gibt es dort auch Schokolade, die nur 85 Gramm anstatt der üblichen 100 Gramm wiegt, oder Chipstüten, die zur Hälfte aus Luft bestehen? Oder der Erdbeer-Fruchtjoghurt, in dem sich genau eine Erdbeere und ansonsten Chemie-Aroma befindet? Mit Geigles Zitat sind alle diese Supermärkte "unseriös". Trotzdem kaufen wir dort alle ein und leben noch immer.

Man sollte Geigles Zitat nicht auf die Goldwaage legen. Der Handel ist aber trotzdem gut beraten, an seinem Ruf einiges zu verbessern und sich auch mehr Gedanken über Kundenbindung zu machen. Ansonsten stellt sich das Problem "Kunde" nicht mehr, und der Handel schafft sich selbst ab.
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/5467
https://www.philaseiten.de/beitrag/65576