Thema: Rumänien für Sammler
Heinz 7 Am: 26.06.2013 23:58:19 Gelesen: 594582# 68@  
@ DL8AAM [#64]

Lieber Thomas,

ich habe das Büchlein studiert, das du uns vorgestellt hast; es ist hochinteressant! - Es zeigt aber auch, wie schwierig das Briefmarkensammeln vor 140 Jahren noch war! Das Büchlein umfasst 61 Text-Seiten (p. 5-65), davon sind nicht weniger als 21 Seiten (p. 15-35) reserviert zur Besprechung der 54, der 81 und der 108 Parale-Marke (Michel Nrn. 2-4) in - ACHTUNG! - JE FÜNF TYPEN!

Heute weiss man, dass jeder Wert nur mit einem einzigen Urstempel gedruckt wurde (Handeinzeldruck). Die übrigen 4 "Typen" (wie der Autor sie nannte) waren also FÄLSCHUNGEN - Unglaublich! Aber auch logisch - die Marken waren bereits beliebt und nachgefragt, aber noch kaum bekannt (meist nur vom Hörensagen). Dies lud offenbar gleich mehrere Fälscher ein, solche Nachahmungen herzustellen und sie den Händlern und Sammlern anzubieten. Sie fanden offenbar genügend Käufer für ihre Schwindelprodukte!

Ich habe in der Zeitschrift "Le Timbre-Poste" von Moens von 1867 nachgesehen, worin dieselbe Arbeit bereits abgedruckt wurde (das gescannte Büchlein ist eine Zweitauflage, von 1869). Und - auch hochinteressant: 1867 kannte der Autor die 27 Parale-Marke (= Michel Nr. 1) noch nicht! Diese wird dann im Büchlein auf Seiten 36-38 ausführlich beschrieben als einzig bekanntes Stück "type unique".

Heimbüchler schreibt in seinem ersten Handbuch treffend (Seite 61): "Aus den Veröffentlichungen von Legrand und J.-B.Moens ist erkennbar, dass sie in anfänglicher Unkenntnis zunächst Fälschungen aus Rumänien oder anderen Quellen erwarben und danach erst lernten, echt und falsch zu unterscheiden." - Und Moens war nicht irgend ein unerfahrener Händler, sondern ein Pionier und ein Wegbereiter der philatelistischen Forschung.

Hübsch an dem Büchlein ist, dass auch Ganzsachen und Essays beschrieben sind.

Freundliche Grüsse - Heinz
 
Quelle: www.philaseiten.de
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