Thema: Auktionen: Was bedeutet ein Verkauf gegen Gebot ?
Cantus Am: 17.07.2013 02:15:32 Gelesen: 14347# 16@  
Hallo,

ich habe gerade auf eine Stempelsammlung bei Schulz-Auktionen in Nürnberg (bei Ausruf gegen Gebot) ein Gebot von etwas über 200 Euro abgegeben (ohne vorher besichtigt zu haben), der Zuschlag erfolgte aber schon bei 140 Euro, sodass ich mit den ganzen Zuschlägen letztlich auf rund 185 Euro gekommen bin. Was folgt daraus?

1) Angeboten war eine Sammlung mit ca. 3.300 verschiedenen Stempeln Bund, Berlin, DDR, meist frankierte Ausschnitte auf A6-Karten aufgezogen. Ausruf = Gebot.

Anders als bei Briefmarken oder Ganzsachen, wo die Erfahrung von Händlern zu realisierbaren Handelspreisen die Grundlage für Katalogbewertungen bildet, tun sich Händler und Auktionatoren noch sehr schwer, so einen Stempelposten zu bewerten. Stempel werden relativ selten gesammelt und der mögliche Interessentenkreis ist doch recht klein. Also überlässt der Auktionator die Einschätzung eines auf der Auktion realisierbaren Zuschlagspreises lieber den Kaufinteressenten.

2) Wo es keine Grundlage für Katalogpreise gibt, zählt alleine der Wunsch des potentiellen Erwerbers, etwas zu kaufen, und je nachdem, wie hoch jeder Bieter für sich den Wert eines Loses festsetzt, so wird er auch sein Gebot abgeben.

3) Der Zuschlag durch den Auktionator erfolgte nicht gegen Höchstgebot, sondern - interessewahrend für mich als Bieter - nur eine Bieterstufe über dem zweithöchsten Gebot. Das ist eine außerordentlich faire Art, mit Kunden umzugehen, denn als Fernbieter hätte ich bei Zuschlag zu meinem eigenen Höchstgebot nie erfahren, ob denn tatsächlich auch - nur eine Bieterstufe tiefer - ein Zweitgebot vorlag.

3) Das Vorliegen mindestens eines zweiten Gebotes zeigt mir, dass es noch andere Sammler gibt, die ein Interesse an solch einer Stempelsammlung haben. Selbst wenn man davon ausgeht, dass vielleicht nur 100 Stempel (von 3.300) für die Sammlung zu gebrauchen sind, so hat sich aus meiner Sicht der Kauf durchaus gelohnt, zumal es einen außerordentlich hohen Zeit- und Geldaufwand bedeuten würde, auf anderem Weg zu versuchen, so viele "neue" Stempel für die Sammlung zu finden.

4) Das faire Verhalten des Auktionators fördert mein Vertrauen in seine Handlungsweise, was sicherlich irgendwann in der Zukunft zu anderen Geboten bei anderen Auktionen führen wird.

5) Ganz allgemein ist es von wesentlicher Bedeutung, was da gegen Gebot angepriesen wird. Bei Sammlungen oder Posten mit Briefmarken bin ich stets sehr misstrauisch und zurückhaltend, gleiches gilt für gemischte Belegeposten, bei Stempelsammlungen dagegen kann man bei dieser Preislage - und sofern man Stempel sammelt - grundsätzlich nichts verkehrt machen.

So weit meine persönliche Bewertung des letzten Zuschlages auf ein Gebot von mir.

Viele Grüße
Ingo
 
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