Thema: Zehn Fragen an die Vorstandskandidaten des BDPh
Eric Scherer Am: 30.08.2013 13:29:31 Gelesen: 41861# 37@  
Hallo zusammen,

nur ein paar Worte zum Thema "Neue Medien". Allgemein glaube ich, dass bei aller Qualität der verschiedenen Antworten der verschiedenen "Kandidaten" doch ein grosses Missverständnis vorliegt. Die "Neuen Medien" sollte man korrekt als "Social Media" bzw. "Soziale Medien" bezeichnen. Diese sind wirklich neu und dürfen mit den "Hypebegriffen" der E-Commerce-Welle nicht verwechselt werden - etwa Blogs, Foren, Webshops oder Webpages. Aktuell kann ich mit ganz wenigen Ausnahmen im Bereich der (organisierten) Philatelie keine Angebote im Bereich "Social Media" ausmachen.

Das interessante bei "Sozialen Medien" ist weniger die technologische Ausprägung sondern die Tatsache, dass wir einen fundamentalen (und aus meiner Sicht irreversiblen) Wandel bzgl. gesellschaftlicher und (psycho-)sozialer Verhaltensweisen erleben. Soziale Medien haben das Verhalten bzgl. Kommunikation und Netzwerken von sehr vielen Individuen nachhaltig verändert. De facto ist das Thema aber auch ein Generationsthema und führt für eine gewisse Zeit (10 bis 30 Jahre) zu "Parallelgesellschaften". Soziologisch spricht man hier vom "Digital Devide" zwischen jenen, die die neue "Social Media-Gesellschaft" leben und jenen, die sich dieser verwehren und auf traditionelle Formen, etwa die Organisation in Verbänden oder Vereinsabende beharren.

Für mich ist wichtig, dass beide Seiten ihre Berechtigung haben und ohne jede Form von "Moralismus" als berechtigt zu bewerten sind. Dazwischen gibt es "digitale Grenzgänger", deren Zahl massiv steigt. U.a. gehe ich fest davon aus, dass immer mehr Senioren gerade durch Soziale Medien trotz körperlicher Einschränkung weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Ich habe mit meinem Eltern (75 und 80 Jahre) zwei perfekte Beispiele, die ihre iPads lieben, Facebook-Einträge posten und ständig E-Mails schreiben.

Ich selbst finde das toll. Was mir leider auffällt, ist - bis auf wenige aber wohl eher als "halbtot" zu erklärende - Ausnahmen, in der organisierten Philatelie diese "Sozialen Medien" komplett absent sind. Allen die meinen, "aber wir haben ja diese tollen Foren" sei hier gesagt: "ja - das sind tolle Foren, aber Foren sind nicht wirklich Soziale Medien" (ich selbst habe in den Achtziger Jahren das erste Mal mit Wissenschaftlichen Foren zu tun gehabt. Alle Forenbetreiber: das ist keine Kritik - das ist ein Lob für Euch - alle Verbandsfunktionsträger und Vordenker: Nein, ein Forum ist keine Social Media-Strategie.

Die Frage, die sich stellt, ist ob der BDPH gewillt ist, sich auf das Thema einzulassen. Natürlich wäre es berechtigt zu sagen "nein - das brauchen wir nicht" (aber das tut noch nicht einmal die katholische Kirche). Aus meiner Sicht ist klar:

1) ja - der BDPH muss hier was tun.
2) Ideen gibt es mehr als genügend - wirklich.
3) die Kosten sind extrem überschaubar - zu zweiten Mal: wirklich.

Damit von Herrn Benatek angesprochene Problem der "gesellschaftlichen Wertschätzung der Philatelie" natürlich noch nicht gelöst. Auch dieses muss man angehen. Der Nachteil dieses Problems ist, dass es hier keine Patentlösung gibt.

Um dem BDPH in aller Kürze eine kleine "Strategie" zu "verpassen" würde ich folgendes vorschlagen:

1) Beibehaltung der hochwertigen, klassischen Verbands- und Vereinsarbeit (Zeitschrift Philatelie, Ausstellungswesen, Vereinsarbeit vor Ort) --> halten der bisherigen Mitglieder

2) Öffnung der Verbandsphilatelie für bisher nicht organisierte Philatelisten und Philatelie-Begeisterbare mit einfachen Mitteln und ohne Peinlichkeiten über Soziale Medien, z.B. auch über die Schaffung einer virtuellen Ortsgruppe und einer Virtualisierung von bisherigen "offline"-Angeboten (ja - ich selbst würde die Zeitschrift "Philatelie" am liebsten online und am besten gleich auf meinem iPhone und iPad lesen!)

3) Image-Marketing für die Philatelie an sich (dies ist der schwierigste Punkt. Er sollte ohne Peinlichkeiten erfolgen - auch hier sehe ich soziale Medien als Schlüssel - wieso werden Briefmarkenausstellungen eigentlich nicht über GroupOn vermarktet?)

Wenn man die Gesetze der Wirtschaftlichkeit berücksichtigt, kann man Punkt 1) mit bestehendem Aufwand weiterverfolgen und Punkt 2) hat sicher ein ausgewogenes Kosten-Nutzen-Verhältnis.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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