Thema: Zehn Fragen an die Vorstandskandidaten des BDPh
Lars Boettger Am: 01.09.2013 17:27:05 Gelesen: 40938# 63@  
Michael hat recht. Der BDPh-Vorstand hat kein Patentrezept, wie man mit einem Fingerschnippen neue Mitglieder gewinnen kann. Warum kommen wir zur organisierten Philatelie? Meine Gründe sind zwei Fällen recht einfach: Gute Mitgliedermagazine haben mich zur APS und dem BDPh geführt. Zur FSPL bin ich gegangen, weil ich an einer Ausstellung teilnehmen wollte. In den LV NRW kam ich, weil ich auf der Messe Essen zusammen mit einem Freund angesprochen wurde.

Wenn man die Vereine fragt, mit welchem Rezept sie neue Mitglieder gewinnen, dann hört man ganz unterschiedliche Antworten:

- Rang-Ausstellungen
- Briefmarkenschauen
- Tauschtage
- Stempel- und Belegprogramm
- Vereinszeitung
- Vorträge im Verein usw.

Oft ist es ein Mix aus all diesen Dingen.

Wir versuchen schon seit Jahren, diese Aktivitäten entweder finanziell oder mit Broschüren und Zeitschriften zu unterstützen. Aber nicht alle Vereine nehmen das Angebot an. Nicht alle Vereinen können die Angebote annehmen. Nicht alle Vereine haben eine Altersstruktur, die noch Ausstellungen, Tauschtage oder Vorträge zulässt. Es fehlen auf allen Ebene die Leute, die ein Ehrenamt annehmen, sich engagieren. An diesem strukturellen Problem kann auch ein neuer BDPh-Vorstand nichts ändern. Wir haben die letzten Jahre ja nicht geschlafen. Und egal wer Vorstand wird, er hat m.E. keine Lösungen, über die nicht schon nachgedacht wurde. Beispiele:

- Ausstellung zu Weihnachten in einer der Landesvertretungen in Berlin (wer macht das? wie wird das finanziert?) - Hintergrund: Die Briefmarke wieder in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken

- Soziale Medien: In Unternehmen macht das die Marketing-Abteilung, das sind oft mehrere Personen. Wir haben festgestellt, dass das - wenn man von Nachrichten hin zu einer echten Dienstleistung geht - eine tagesfüllende Aufgabe ist. Wer finanziert uns eine Vollzeitkraft? Da reden wir schnell vom Gegenwert von 50 oder 60.000 Euro (inkl. Sozialleistungen, Steuer usw.). Und das Gehalt fällt nicht nur einmal an, sondern jedes Jahr. Die Geschäftsstelle ist mit den anderen Aufgaben schon "zu".

Wir haben, im Gegensatz zum DFB oder ADAC nicht nur einen Bezugspunkt (Fußball oder KFZ), sondern die Philatelie in ihrer ganzen Vielschichtigkeit. Das Spektrum reicht vom Gelegenheitssammler bis hin zum FIP-Aussteller, von der Thematik und Astrophilatelie bis hin zur "Traditionellen Philatelie" und Postgeschichte. Der Fussballbund hat eine deutlich bessere Jugendarbeit, kann sich das aber auch aufgrund seiner Struktur und seiner Medienpräsenz leisten. Zum ADAC geht automatisch jeder, der ein Auto hat (ich übertreibe jetzt). Aber zur Philatelie bzw. in den Verband kommt man nur, wenn man ein bestimmtes Bedürfnis hat: Gute Information oder die Teilnahme an Ausstellungen. Wir gewinnen auch jedes Jahr ca. 2.000 Mitglieder über die Vereine, ArGen und über direkte Werbung. Das Problem ist, wir verlieren jedes Jahr 4.000 Mitglieder über Austritte, Tod oder weil Vereine sich auflösen. Und ja, jeder Landesverband versucht die Vereine zu retten, indem er ihnen Auffanglösungen oder den Beitritt in einen anderen Verein ans Herz legt.

Lange Rede, kurzer Sinn: Der noch amtierende Vorstand hat bisher kein Patentrezept gefunden, wie man Mitglieder "automatisch" wirbt. Wir bieten unsere Unterstützung an, sei es finanziell oder mit Material. Wenn die Unterstützung nicht abgefragt wird (und das wird sie! Wir lassen eine Werbebroschüre nachdrucken, von den in den letzten zwei Jahren 5.000 Exemplare verteilt wurden), dann müssen wir das akzeptieren. Das ist auch ein Problem für den neuen Vorstand. Und auch er wird es nicht lösen können.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
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