Thema: Zehn Fragen an die Vorstandskandidaten des BDPh
Richard Am: 03.09.2013 09:14:43 Gelesen: 40298# 70@  
Gestern Abend hat sich das fünfte Mitglied des Teams Bergmann, Franz-Josef Pütz mit seinen umfangreichen Antworten gemeldet. Herzlichen Dank allen Mitgliedern des Teams Bergmann und Uwe Decker vom Team Decker für ihre Antworten.

Im ersten Beitrag dieses Themas [#1] wurde inzwischen ergänzt, an welche Stelle des mittlerweile 70 Beiträge umfassenden Themas sich die einzelnen Kandidaten vorgestellt haben, jeweils mit einem Link auf den Beitrag.

Hier die Antworten von Franz-Josef Pütz vom Team Bergmann:

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Warum glauben Sie persönlich, zur Leitung oder Mitwirkung im Vorstand einer Organisation mit 40.000 Mitgliedern befähigt zu sein?

Es geht nicht um die Mitwirkung im Vorstand „irgendeiner“ Organisation, sondern um den Bundesvorstand der Organisation, die für mein Hobby steht, zu dem ich bereits 1956 als Erstklässler einen „neugierigen“ Zugang gefunden habe. Daraus ist Freude geworden, und ich habe durch die kleinen, gezähnten Bilder vieles über Menschen, Völker, Kulturen, Geschichte, Geografie etc. gelernt. Mit dieser Prägung wurde aus dem Sammeln ganz allmählich und über Jahrzehnte der Zugang zur „Philatelie“ und zu deren Attraktivität, z. B. durch die Konzentration auf spezielle Gebiete, Themen, Besonderheiten usw. Der Ratschlag manch älterer Sammler, die Literatur, Ausstellungen usw. haben den „Blick hinter die Kulissen“ geweitet; Recherchen haben die Faszination für die „weißen Flecken“ der eigenen Sammelgebiete erhöht.

Meiner Meinung nach ist als „erste Eigenschaft“ für ein Vorstandsamt die emotionale und positive Einstellung wichtig. Als 1. Vorsitzender des Briefmarkensammler-Vereins BERLINER BÄR, als Schriftführer im Vorstand des Philatelisten-Verbandes Berlin-Brandenburg, als Aussteller und Juror und vor allem als Mitglied mehrerer BDPh-Arbeitsgemeinschaften ist diese Einstellung wohl deutlich nachgewiesen.

In meiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Soldat der Bundeswehr war ich an Positionen mit hoher Verantwortung, u. a. zweimal im Ausland, eingesetzt. Führungsfunktionen haben sich mit Spezialverwendungen, u. a. im Generalstabsdienst, abgewechselt. Nachberuflich habe ich als Geschäftsführer ein Bildungswerk geleitet. Ehrenamtlich war ich u. a. Landesvorsitzendes im Verband der Reservisten. Von daher habe ich sicherlich ein hohes Maß an fachlicher Kompetenz in Organisationsfragen, vor allem aber Team- und Führungsfähigkeit.

Im Ehrenamt muss ich mich nicht mehr selbst beweisen, sondern ich kann meine Fähigkeiten mit Gelassenheit anbieten.


Welche Erfahrungen in Organisation und Werbung haben Sie?

Aus meinem Werdegang im Beruf und in Ehrenämtern ergibt sich die besondere Erfahrung in Großorganisationen und in verantwortlicher Funktion bei Großveranstaltungen.

Lassen Sie mich für „Werbung“ den Begriff „Information und Kommunikation“ setzen, denn ich habe an der Akademie der Bundeswehr für genau diese Aufgabe die Ausbildung des gesamten Personals für die Öffentlichkeitsarbeit unserer Streitkräfte geleitet.

„Werbung“, „Publicity“ oder „Public Relations“ haben jeweils etwas andere Nuancen in den Zielrichtungen. Mit „Information und Kommunikation“ verbinde ich einen weitaus breiteren Ansatz in der Darstellung des BDPh nach innen und vor allem nach außen.

Es wird darum gehen, alle Mittel im elektronischen und Print-Bereich effektiv in der Außendarstellung für die Ziele des BDPh einzusetzen. Die begrenzenden Faktoren Personal und Finanzmittel dafür müssen aber sehr sorgsam abgewogen werden, um die „inhaltliche Arbeit“ der Vereine durch Vorträge, Wettbewerbsausstellungen und Briefmarkenschauen sicherzustellen.


Welche Ideen haben Sie, dem anhaltenden Mitgliederschwund zu begegnen?

Wenn ich dazu den „Stein der Weisen“ hätte, wäre ich sicherlich bereits in einem der vielen anderen Verbände, die mit diesem Problem kämpfen, an die Spitze gewählt worden.

Die Gründe im BDPh dafür sind vielfach behandelt worden. Es geht nicht nur um den demografischen Trend und das veränderte Freizeitverhalten oder die Beschäftigung unserer Kinder und Teens mit elektronischem Equipment aller Art. Aus meiner Sicht ist ein wichtiger Faktor der Wunsch nach Individualisierung, Selbstbestimmung und die Ablehnung von festen Bindungen.

Hier kann aber auch eine Chance liegen, z. B. für die Arbeitsgemeinschaften, die für Vorhaben und Projekte eher attraktiv sind und eher eine Bindung auf Zeit zulassen als ein „breit aufgestellter“ Briefmarkenverein.

Insgesamt sind die bisherigen Aktivitäten zahlreicher Vereine, der Argen, der Mitgliedsverbände etc. in einem geschlossenen Papier zusammenzustellen, zu bewerten und zu gewichten. Ich erinnere an gute Überlegungen von Herrn Böttger und Herrn Dr. Penning. Man muss das Rad nicht immer neu erfinden. Meines Erachtens fehlt es an der Nachhaltigkeit mancher Projekte, und das Nebeneinander der Mitgliedsverbände ist für ein geschlossenes, bundesweites Engagement möglicherweise auch nicht immer förderlich. Dazu sage ich nur, dass „Kommunikation und Information“ im Bund intern dazu dienen müssen, überzeugende Angebote einzelner Mitgliedsverbände auch bundesweit umzusetzen. Umsetzen heißt dann auch „durchsetzen“.

Für alle Aktivitäten auf Bundesebene ist jedoch die Unterstützung der Mitgliedsverbände und deren Vereine notwendig. Dort kennt man das Umfeld, die Möglichkeiten und Grenzen. Ohne die Basis verpufft die beste Motivation „am Kopf“. Attraktivität geht nicht ohne Ortsvereine und deren Angebote. Von daher ist eine Verankerung des Bundesvorstandes an der Basis lebenswichtig.


Was wollen Sie in der Jugendarbeit, deren Finanzierung und dem Verhältnis von DPhJ und BDPh beibehalten und was ändern?

Dazu muss ich mich sowohl im BDPh als auch in der DPhJ dezidiert kundig machen, um den Mitgliederbestand, die Organisationsstruktur, das Zusammenwirken und das Finanzvolumen zu „durchleuchten“.

So weit ich das beurteilen kann, haben Frau Janssen und Herr Dombrowsky in der BDPh-Fachstelle „Jugend, Schule und Bildung“ höchst respektable Arbeit geleistet. Diese Arbeit muss unter dem Aspekt „Nachwuchs“ verstärkt werden.

Ich sehe vor allem Chancen für den „Nachwuchs“ in unseren Vereinen und vor allem in den Arbeitsgemeinschaften bei der Gewinnung von „Gleichgesinnten“ im Altersband der 50- bis 75-jährigen beiderlei Geschlechts. Die Kinder sind dann meist aus dem Haus, beruflich ist man saturiert, und für die Freizeit sucht man nach neuen, „alten“ Beschäftigungen. Die „Philatelie“ muss daher in diesem Altersband mehr Chancen nutzen. Ich nenne z. B. die Mitgliedschaft in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO). Die Ortsvereine müssen in ihren Kommunen die Möglichkeiten nutzen, im Konzert anderer Vereine deutlich wahrgenommen zu werden. Unser Hobby muss attraktiv sein, zu den Menschen gebracht werden und nicht im Tauschlokal verkümmern.


Wie schätzen Sie - sollten Sie gewählt werden - Ihren zeitlichen Aufwand im BDPh Vorstand mit allen freiwilligen oder verpflichtenden Tätigkeiten ein und sind Sie gesundheitlich, organisatorisch und in Bezug auf Ihre Firma und/oder Familie in der Lage, dieses Amt mit aller Kraft vier Jahre lang auszuführen?


Gestatten Sie mir die Banalität „Man ist so jung, wie man sich fühlt“. Von daher hoffe ich, mit Gottes Segen so „jung“ und fit zu bleiben wie bisher. Meine Ehefrau hat seit vier Jahrzehnten mit mir die Last und auch die Freude herausragender beruflicher und ehrenamtlicher Aufgaben geteilt. Das wird sich nun nicht ändern.


Welche Antworten geben Sie Sammlern auf die Frage "Wozu brauchen wir noch einen Verband?"

Bei dieser Frage darf ich auf Franz-Karl-Lindner verweisen, der dazu eine umfassende Antwort-Liste angeboten hat.

Mir wird es ein Anliegen sein, in Abstimmung mit dem Präsidenten und dem Vorstand die Vertretung des BDPh in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur in der Bundeshauptstadt – gemeinsam mit dem Philatelisten-Verband Berlin-Brandenburg – zu verstärken. Im großen Heer der Lobbyisten darf der BDPh sich und seine Leistungen nicht verschweigen. Und ein ertragreiches „Sponsoring“ geht nicht ohne „Klinkenputzen“ bei denen, die noch geben können.


Wie wichtig sind für Sie die Neuen Medien, wie Internetforen oder Facebook, und welche Bedeutung werden sie für die künftige Ausrichtung des BDPh haben?

Ich begrüße es sehr, dass Philaseiten jedem einzelnen Kandidaten zum BDPh-Vorstand die Möglichkeit gibt, sich in diesem Forum persönlich und individuell zu äußern. PhilaSeiten und andere Foren bieten vielerlei Chancen, sich zu Fragen des gemeinsamen Hobbys auszutauschen, neue Kontakte zu knüpfen und Ideen nach vorne zu treiben. Die „Neuen Medien“ haben eine ungeheuere Bedeutung für die soziale Kommunikation. Immer mehr ältere Menschen nutzen diese, um „am Ball zu bleiben“, Kontakte zu halten und zu knüpfen und sich zu informieren. Nicht zuletzt bieten die „Neuen Medien“ die Chance, philatelistisches Material weltweit an den Mann oder die Frau zu bringen. Für den BDPh werden sie in der Zukunft ein ganz entscheidendes Arbeitsfeld sein müssen.


Haben Sie sich in der Vergangenheit in den philatelistischen Internetforen beteiligt, in denen immer mehr "die Musik spielt", und falls nicht, warum nicht und wollen Sie dies ändern?

Ich nutze PhilaSeiten selbst und freue mich über das breit angelegte und leicht zugängliche Angebot umfassender, philatelistischer Themen. Leider habe ich noch keine Beiträge eingestellt, verspreche aber mich zu bessern.

Mit aller Begeisterung muss ich jedoch auch sagen, dass manche Beiträge in anderen Foren in sprachlicher wie intellektueller Hinsicht für mich wenig anziehend sind.


Sollte die Zeitschrift "Philatelie" als Aushängeschild des BDPh inhaltlich anders strukturiert werden, welche Themen sollten ausgebaut und welche in ihrer Bedeutung verringert werden?

Ich schätze die Arbeit von Wolfgang Maassen und seinem Team außerordentlich, zumal ich auch Mitglied in dem von ihm als Präsident geführten philatelistischen Journalisten-Verband AIJP bin. Die „Philatelie“ bietet m. E. einen gelungenen Mix von traditioneller Philatelie, Postgeschichte, modernen Themen, Buchbesprechungen und einer Vielzahl unterschiedlicher Rubriken. Die inhaltliche Qualität ist im Vergleich zu manch kommerziellem Produkt herausragend. Ich sehe derzeit keinen Anlass, revolutionäre Veränderungen zu verlangen. Jedoch nichts ist so gut als das man es nicht noch verbessern könne. Das sollte im konstruktiv-sachlichen Gespräch abgeklärt werden. Eine „Vorstandsjubelpostille“ oder ein „Stempel-Mitteilungsblatt“ wäre für mich ein Graus.

Daher werde ich alles tun, für die „Philatelie“ Qualität und Ausgaben pro Jahr zu halten. Dabei ist die Firmenwerbung unbedingt notwendig und für mich ebenfalls notwendige Information und kein unnötiger Ballast.


Sie bewerben sich für den Vorstand innerhalb eines Teams. Worin liegt für Sie der Sinn, nur als Team zur Wahl zu stehen? Nach der Satzung des BDPh ist jedes Vorstandsamt einzeln zu wählen. Lehnen Sie für den Fall Ihrer Wahl die Annahme des Amtes ab, wenn nicht das komplette Wunschteam gewählt wird?

Ich stehe für das „Kompetenz-Team“ von Dr. Bergmann, trete jedoch nicht gegen die Sammlerfreunde/in der Gruppe um Herrn Decker an. Eine „Blockwahl“ lehne ich ab; jede/r Kandidat/in muss mit den anderen Bewerbern um der Sache willen kooperieren. Natürlich bin ich mir bewusst, dass es möglicherweise auch „sachfremde Koalitionen“ geben kann. Das kenne ich aus der Politik und kann damit leben. Ich konkurriere selbstbewusst für mich und bitte in diesem Sinne um das Vertrauen der Delegierten der BDPh-Hauptversammlung.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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