Thema: Weissrussland: Briefmarken und ihre Geschichten
Wim Ehlers Am: 29.09.2013 17:37:10 Gelesen: 17099# 9@  
Post aus Minsk

Weiter geht es mit den Marken aus Weissrussland und den Erklärungen von Wladimir dazu.



MiNr 4 aus Weissrussland zeigt die Staatsflagge und das Territorium

Nun die Erklärung von Wladimir:

Erstmals als Farben der weißrussischen Nationalisten 1917 erwähnt, wurde die weiß-rot-weiße Flagge während des Chaos beim Zerfall der Sowjetunion der Gesellschaft als Staatsfahne vorgegaukelt, immer heftig umstritten und endlich infolge der Volksabstimmung (75,1 Prozent gegen 20,5 Prozent) am 14.Mai 1995 als Staatssymbol abgeschafft.

Die weißrussischen Völkischen behaupteten beharrlich, diese Flagge habe ihre Wurzeln schon im Mittelalter, und suchten lange und vergebens nach Belegen. Letzten Endes einigten sich die meisten Geschichtsforscher, diese Farben wurden erstmals 1917 in Petrograd vom Studenten Klaudyjusz Duż-Duszewski bei einem Fahnenfest vorgeschlagen.

Im Frühjahr 1918 nach dem Einmarsch der kaiserlichen Truppen in Minsk, versuchten die weißrussischen Nationalisten eine Art Regierung unter der deutschen Obhut zu schaffen. Damals und später, während der polnischen Okkupation 1919-1920, benutzten sie diese Farben und das Wappen Pahonja. Die Reste der selbsternannten Regierung verweilten dann im Exil, wo sie aus dem von Deutschland besetzten Prag den Einmarsch der Wehrmacht in die UdSSR begrüßten und ihre Dienste bei der Schaffung einer Besatzungs-Administration vorschlugen. Die Organe der weißrussischen Kollaborateure (von der weißrussischen Selbsthilfe bis zu den Einheiten zur Partisanenbekämpfung und einer Brigade Waffen SS, aber jedenfalls ohne Schaffung von Regierungsorganen) benutzten nach der Einwilligung des Generalkommissars für Weißruthenien Wilhelm Kube diese Farben.

Ende der 80er Jahre, im Wirrwarr der Perestrojka wurden Versuche unternommen den Kollaborateuren und den mit ihnen assoziierten Farben "Persilscheine" auszustellen. In der Zeit der allgemeinen Ratlosigkeit nach dem Ende August gescheiterten Staatsstreich in Moskau wurde unter dunklen Umständen der Beschluss des Obersten Rates der Republik vom 19.September 1991 durchgesetzt, der die weiß-rot-weiße Fahne zur Staatsflagge machte. Diese Flagge wurde im Volke negativ empfunden. Erstens, war das die Flagge der Kollaborateure. Dazu kam noch, dass damals die stärkste Krise das Land erschütterte (mit den Monatslöhnen durchschnittlich 30 bis 40 Dollar). Dieses Elend wurde nun auch mit der neuen Symbolik assoziiert. Man spottete auch, diese Fahne verkörpere unsere Ideale in der Gestalt des Bauchspecks mit zwei weißen Streifen für Speck und einer roten fürs Fleisch. Letzten Endes äußerte sich das Volk im Referendum am 14.Mai 1995 für die Wiederkehr zu der modernisierten Staatssymbolik der Sowjetzeit.

Beste Grüße
Wim
 
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