Thema: Peru: Stempel und Porto bestimmen
saintex Am: 02.11.2013 14:24:39 Gelesen: 6896# 4@  
@ Franz-Karl Lindner [#3]

Deine Fragen zu dem peruanischen Brief aus dem Jahr 1948 sind aus meiner Sicht wie folgt zu beantworten:

1. Stempel

Du hattest in Deinem einleitenden Posting vom 19.10.2013 bereits darauf hingewiesen, dass Absender des Briefes der peruanische Blindenverband (Unión Nacional de Ciegos del Perú) war, was sich im übrigen auch aus der Absenderangabe auf der Vorderseite des Briefes oben links ergibt. Ausweislich der Absenderangabe hatte der Verband damals (wie übrigens auch heute noch) seinen Sitz in Lima, Plaza Francisco Bolognesi Nr. 477-479.

Schaut man nun auf einen Stadtplan von Lima im Internet, sieht man, dass von der im Stadtzentrum von Lima gelegenen Plaza Francisco Bolognesi in nordwestlicher Richtung die Avenida Arica abgeht. Damit erklären sich dann auch die Stempel auf Deinem Brief. Der Stempeltext in dem Poststempel, mit dem die Briefmarken entwertet wurden, lautet:“SUCURSAL+LIMA+AV. ARICA“. Den spanischen Begriff Sucursal hatte @bignell bereits zutreffend übersetzt. Der Entwertungsstempel war demnach in der in der Avenida Arica gelegenen Postfiliale bzw. Zweigpostamt im Einsatz, in dem der Absender den Brief aufgegeben hatte, nachdem es sich wohl um das nächstgelegene Postamt handelte.

Der rückseitige ovale violette Stempel wurde ausweislich des Stempeltextes ebenfalls in der Postfiliale angebracht und hatte offensichtlich die Funktion, das Datum der Briefaufgabe zu dokumentieren. Der Stempeltext lautet:“CORREOS Y TELEGRAFOS/LIMA MAY 29 1948 PERU/…? Av.Arica No. 18(?)”. Die Abkürzung vor Av. Arica ist für mich leider nicht lesbar, auch die Hausnummer (?) ist schwer zu entziffern.

Bei der weiteren Beförderung erhielt der Brief rückseitig dann noch einen Durchgangsstempel eines weiteren Postamtes in Lima.

2. Frankatur

Der Brief ist vorderseitig mit zwei Marken Peru Mi.-Nr. 401 (Stauwerk La Achirana) zu jeweils 30 centavos und rückseitig mit einer Marke Peru Mi.-Nr. 400 (Tarma) zu 25 centavos frankiert, was ein Gesamtporto von 85 centavos ergibt. Bei diesen Freimarken handelt es sich um Luftpostmarken, so dass der Brief von Peru nach Argentinien mit der Luftpost befördert wurde, obwohl der Brief vorder- und rückseitig keinen Luftpostvermerk trägt.

Für die Frage, ob der Brief mit 85 centavos portogerecht frankiert ist, ist also auf die in Peru im Mai 1948 gültigen Luftposttarife abzustellen. Dabei setzten sich die peruanischen Luftposttarife bis ca. 1950, ebenso wie früher in Deutschland, aus dem normalen Auslandsporto und dem Luftpostzuschlag zusammen. Im P.O. Bulletin No.459/1947 sind die ab 1.9.1947 geltenden Tarife für Luftpostsendungen ins Ausland als Gesamttarife (Auslandsporto + Lp.-Zuschlag) bekanntgemacht[1]. Das Gesamtporto für einen Luftpostbrief bis 10 Gramm nach Argentinien betrug danach ab 1.9.1947 85 centavos und setzte sich zusammen aus 15 centavos Briefporto[2] für einen Brief bis 20 Gramm und 35 centavos Lp.-Zuschlag je 5 Gramm. Mit 85 centavos ist Dein Luftpostbrief bei einem Gewicht bis 10 Gramm also portogerecht frankiert.

Aus diesen Portoinformationen ergibt sich jedoch auch, dass eine Portoermäßigung für Blindensendung o.ä. offensichtlich nicht zur Anwendung kam.

3. Grund für die Frankatur auf der Rückseite

Auch mir fällt als Grund für die rückseitige Frankatur nur die Verwendung der 25 centavos Marke als Siegelmarke ein.

Quellenangaben:

[1] Die ab 1.9.1947 gültige Portotabelle für Luftpostbriefe aus Peru ist abgedruckt bei Herbert H. Moll, Peruvian Civil Aviation,Herausg.: American Air Mail Society 2000 Seite 69
[2] Bei dem Brieftarif von 15 centavos handelt es sich um den peruanischen Inlandstarif. Dieser galt jedoch auch für die Mitgliedsstaaten des UPAE, mithin auch für Argentinien; Herbert M. Moll a.a.O. Seite 68

saintex
 
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