Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 28.06.2008 23:44:35 Gelesen: 1202039# 38@  
Jubiläum Die Briefmarkenfreunde Norderstedt gibt es seit 25 Jahren - ein Blick in die Alben - Was Goethe so wertvoll macht - Keimzelle ist die Sammlung zur Postgeschichte. Landbriefträger Krüger legt bei jedem Wetter jeden Tag 40 Kilometer zurück.

Von Michael Schick

Hamburger Abendblatt, Norderstedt (27.06.08) - Briefmarken sind nicht nur begehrte Sammelobjekte. Sie spiegeln auch Geschichte wider. Das zeigt ein Blick in die Alben der Norderstedter Sammler, die inzwischen selbst auf eine 25-jährige Vereinsgeschichte zurückblicken können und zum Geburtstag ihre Chronik geöffnet haben. "Angefangen hat alles mit der Entwicklung der Post in Norderstedt und den vier Vorläufergemeinden", sagt Rolf Pfendt von den Briefmarkenfreunden.

Detlef Ehlers, langjähriger Rektor der Volksschule Lütjenmoor, hatte die Ur-Sammlung angelegt, die Vereinsmitglieder haben sie komplettiert. Auf dem flachen Land, und dazu zählten Garstedt, Harksheide, Glashütte und Friedrichsgabe durchaus, gab es im 19. Jahrhundert kaum postalische Einrichtungen, verrät die Chronik. Wer hier wohnte, musste in die Stadt, um seine Briefe abzugeben oder abzuholen. "Doch das Bedürfnis nach Korrespondenzen war gering, denn die wenigsten Landbewohner konnten lesen und schreiben", heißt es weiter. Die Obrigkeit bediente sich bezahlter Laufburschen, um ihre Schriftstücke zu verteilen. Diese Dienstbriefe wurden nicht gestempelt, sie gingen als sogenannte Circulaires, Rundschreiben, von Gemeinde zu Gemeinde. So schickte die Landvogtei Pinneberg am 3. März 1854 einen laufenden Boten los, um die Vögte in Winzelsdorf, Bönningstedt und Garstedt per Circulaire aufzufordern, ihre Straßen instandzusetzen. "Laufreise ohne Aufenthalt geht ab den 3. März, abends 8 Uhr zu Rellingen gleich bevor dort den 3. März abends 10 Uhr", heißt die Anweisung auf dem Dokument, das die Heimatsammlung "Die Post in den Vorläufergemeinden Norderstedts im 19. Jahrhundert enthält.

Von 1853 bis 1863 verteilte Postbote Krüger Briefe und Postkarten in der Tangstedter Heide, dem Vorläufer des heutigen Glashütte. Bei Wind und Wetter startete Krüger in Ahrensburg, um die Post beim Bauernvogt, beim Gastwirt oder in der Schule abzugeben. Bis zu 40 Kilometer legte der Mann dabei zurück. Am 12. Juni 1880 wurde im Gasthaus zur Glashütte eine kaiserliche Postagentur eingerichtet. Der Leiter war Gastwirt und Gemeindevorsteher Rudolph Dabelstein, der die Post für 838 Einwohner ausgab.

Der älteste Stempel aus dem Gebiet des heutigen Norderstedt stammt vom 27. Januar 1881 - er prangt auf einer "kostenpflichtigen Dienstsache an den wohlehrwürdigen Pastor Peter in Bergstedt". Drei Jahre später nahm Landbriefträger Claus-Joachim Harry Jürs den Dienst als Landbriefträger in Garstedt auf. Von seiner Wohnung in Glashütte aus ging er zur Poststelle an der Ecke Langenhorner Chaussee/Tangstedter Landstraße. Nachdem er seine Sendungen geordnet hatte, führte sein Weg durch das Ohemoor ins Dorf Garstedt, bis zur Grenze nach Hasloh und von dort nach Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte, wo sein Arbeitstag endete. Um seine zwölf Kinder durchzubringen, schlug Jürs Nebenverdienste nicht aus. Für 30 Mark soll er seinen beachtlichen Vollbart geopfert haben.

Nicht ganz so weit zurück reicht das Spezialgebiet von Rolf Pfendt (75): Er hat sich den Nachkriegsmarken aus Thüringen verschrieben und sammelt seit gut 60 Jahren. Schuld hat seine Mutter. Die schenkte ihrem Sohn Weihnachten 1945 einen Satz Thüringer Marken, den Grundstock seiner Sammlung, die inzwischen auch Stücke von beachtlichem Wert enthält. Der fehlerhafte Geheimrat Goethe zum Beispiel würde bei einem Verkauf rund 1400 Euro bringen. "Das ist ein Unikat, das durch den Versuchsdruck braun statt grau und den Plattenriss quer übers Gesicht so wertvoll wird", sagt der Sammler der seit 60 Jahren dabei ist.

90 Mitglieder hat der Verein. Sie kommen nicht nur aus Norderstedt, sondern auch aus Quickborn, Henstedt-Ulzburg und Ellerau. "In der Region sind wir einzigartig", sagt Pfendt, der regelmäßig mit den Kollegen fachsimpelt. "Viele sind lange dabei, das Sammeln hat Freundschaften gestiftet", sagt der Norderstedter.

http://www.briefmarkenfreunde-norderstedt.de

(Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2008/06/27/899548.html)
 
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