Thema: Ein Plädoyer für Literatur - Dummheit ist heilbar
Wim Ehlers Am: 01.12.2013 19:37:01 Gelesen: 31158# 14@  
@ doktorstamp [#1]

Lieber Nigel,

schon als ich Deinen Eröffnungsbeitrag gelesen hatte, störte mich Dein Zusatz "Dummheit ist heilbar", den ich für völlig daneben ansehe. Wenn wir als Generation 60+ auf "Philatelistische Literatur" verweisen, haben wir meist ein langes Sammlerleben hinter uns und uns nicht von Anfang an mit der Forschung in der Philatelie befasst. Ein extremes neues Beispiel, wohin das führen kann, finden wir ja in der aktuellen Forendiskussion in unterschiedlichen Themen darüber, ob die Papierfasern senkrecht oder waagerecht bei den Marken verlaufen.

Damit nun der "einfache Briefmarkensammler" nicht von Deinem und den folgenden Beiträgen, die ich teilweise für arrogant halte, ganz vor unserem Hobby zurückschreckt, will ich an dieser Stelle ein "Plädoyer für Briefmarkensammler" und nicht für "Philatelisten" posten.



Auf diesen drei Fotos zeige ich, was sonst noch aus Briefmarken gemacht werden kann, ausser sie in Alben zu stecken. Zu sehen sind diese Exponate auf der Internationalen Briefmarkenmesse in Essen auf einem Stand der niederländischen Sammlervereine.

Alle-Welt-Sammler

Damit beginnt in aller Regel der Einstieg - oft als Kind oder Jugendlicher - in das Hobby Briefmarkensammeln. Egal aus welchen Quellen wird zunächst alles genommen, was nach einer Briefmarke aussieht. Was daraus wird ist sehr unterschiedlich und wird durch individuelle Neigung fortgesetzt: Es entwickeln sich zunächst Ländersammlungen oder Motivsammlungen.

In meinem Umfeld sammelt beispielsweise ein Lehrer nur jeweils eine Marke von einem Land der Welt. Historisch kann das höchst interessant sein, wenn wir an die vielen neuen Staaten alleine der letzten 50 oder gar 100 Jahre denken (Kolonien, Neuordnung in Afrika und Asien, Zerfall der UdSSR usw.). Auch heute noch beobachtet er das politische Weltgeschehen und ist schnell dabei, wenn sich irgendwo ein neuer Staat bildet. Philatelistische Literatur benötigt er nach seinen Angaben überhaupt nicht, nicht einmal Kataloge. Im Zweifel geht er in seine Stadtbücherei und findet dort eventuell notwendige Erklärungen.
Ist diese Art des Briefmarkensammelns deswegen minderwertig?

Länder-Sammler

Was ist eigentlich an unseren Hobby-Kollegen auszusetzen, die Freude daran haben, ihre Ländersammlungen durch Abos, Kauf oder Tausch nach und nach zu füllen? Ähnlich werden wir wohl alle einmal angefangen haben. Und heute nach ist dies doch die am weitesten verbreitete Form des Briefmarkensammelns. Wenn man mag, beschäftigt man sich mit dem Hintergrund der Ausgabe einer Briefmarke und ergoogelt sich immer tiefer in die Geschichte, Kultur, Landschaften, Persönlichkeiten usw. eines Landes.

Ob nun jemand auch noch auf die Suche nach dem Besonderen geht (Wasserzeichen, Plattenfehler, Farbnuancen, Druckzufälligkeiten usw.), dürfen wir getrost den Sammelnden überlassen. Philatelistische Literatur ist auch hier nicht nötig!

Motiv-Sammler

Nach der "Alle-Welt-Sammlung" entscheiden sich immer mehr für Motive ihres Interesses. Auch hier hilft "Philatelistische Literatur" nicht wirklich. Vielmehr sind z.B. bei Fauna und Flora entsprechende Bestimmungsbücher oder Lexika, bei Sport oder bei Luftfahrt entsprechende fachspezifische Nachschlagewerke hilfreich. Auch Kataloge müssen nicht angeschafft werden, die gibt es in einigermaßen gut sortierten Stadtbüchereien kostenlos zur Einsicht oder zur Ausleihe.

Liebe Briefmarkensammler, liebe Philatelisten,

diese Darstellung meiner Gedanken zum Eröffnungsbeitrag von Nigel sollen nicht nur für Toleranz untereinander werben, sondern für Akzeptanz der Verschiedenheit des Sammelns von Briefmarken.

Beste Grüße
Wim
 
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