Thema: Wie bringt man die Jugend zum Briefmarken sammeln ?
abrixas Am: 11.03.2014 13:54:09 Gelesen: 45986# 63@  
Nur mal so aus meiner Erinnerung:

Ich war mal bestenfalls 6 Jahre alt. Da kam ein Päckchen aus der "Ostzone" mit Honigbonbons und auf der braunen Verpackung entdeckte ich eine Briefmarke und zwar die MiNr.379 der DDR. Zwei Jahre später, als ich von der Krankenkasse auf Erholungsferien (oder wie das damals hieß) ins Tegernseer Tal geschickt wurde, fiel mir - ich weiß nicht warum - die Bund MiNr. 240 auf, die ein mitgenesender Knabe auf einem Brief seiner Eltern erhielt. Ich erbettelte - ohne Widerspruch - diese Briefmarke.

Etliche Jahre später erhielt ich von einem Onkel dessen Briefmarkenalbum. Es war quasi ein Fotoalbum (damals Photoalbum mit braunen Kartonseiten) in dem die ursprünglich postfrischen Marken eingeklebt wurden - so wie als Porto auf Briefen. Mein Großvater erzählte mir von seiner wertvollen (?) Briefmarkensammlung, die im Zuge der Vertreibung aus dem Sudetenland verschütt ging. Er war dann in einer bayerischen Stadt Direktor einer Fabrik, und somit erhielt ich als Direktorsenkel alle Briefmarken, die als Tagespost eintrudelten (Vitamin B hieß das geraume Zeit lang ).

Ich habe mich auch als Jungspund (oder Steppke oder wie man das landauf, landab nennen mag) mit den Fabrikheizer angefreundet. Dessen Aufgabe war unter anderem, so nebenbei, die dicken Umschläge (inklusive Einschreiben o.ä.) zu verheizen. Mir gelang es damals ihn dazu zu überreden, mir die Umschläge vor der Verbrennnung zur Durchsicht zu überlassen. Ich habe damals diese heute unwiederbringlichen Belege, durchgesichtet, alle Briefmarken darauf säuberlich augeschnitten und abgelöst (viele Bund-Posthörner, auf Zeitungspapier getrocknet und den ent"marke"lten Rest zum Verheizen zurückgegeben. Im Rückblick könnte ich mir heute noch die Haare raufen. Aber ich war damals philatelistisch nicht aufgeklärt! (Über die "andere" Aufklärung will ich mich nicht auslassen - das wäre zu weit- und ausschweifend).

Viele Jahre später, nach der markenlosen Sturm- und Drangperiode trat ich in den örtlichen Briefmarkensammlerverein ein. Philatelistische Betreuung durch Alt-Mitglieder fand dort nicht statt. Der Vorstand profilierte sich mit seiner Bayernsammlung, und die alten Knacker stürzten sich auf die zeitweilig erscheinenden Jugendlichen und deren mitgebrachten Alben deren Väter und Großväter und tauschten die "Rosinen" gegen schöne bunte "Briefmarken" der Emirate und andere Marken, die heute jeder Philatelist als rundablagentauglich einstufen würde. Kurz: Das dunkle Kapitel der Nachkriegssammler. Ich weiß nicht in wie vielen Vereinen derartiges sich ähnlich abspielte.

Und heutzutage ist Jugendarbeit ein "notopic". und - ehrlich gesagt - ich habe als Rentner heute auch keinen Bock mehr darauf, mich auf dieses Terrain zu begeben.
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/2981
https://www.philaseiten.de/beitrag/81878