Thema: Wir gründen den "Deutschen Briefmarken Sammler Bund" DBSB
Briefmarkentor Am: 12.04.2014 21:20:59 Gelesen: 20823# 6@  
@ Richard [#1]

Hallo Richard,

einige grundsätzliche Fragen sind doch gar nicht geklärt. Was soll eine Interessenvertetung eigentlich leisten? Ist eine solche Vertretung überhaupt notwendig? Und weshalb muss dafür ein rechtlich so kompliziertes Konstrukt wie der eingetragene Verein gewählt werden?

1. Leistungen:

Ich habe hier einmal die satzungsmäßigen Aufgaben des BDPH aufgeführt:

a) Herbeiführung eines freiwilligen Zusammenschlusses aller Philatelisten-Vereine in der Bundesrepublik Deutschland und ihre Zusammenfassung in Verbänden.
b) Darstellung und Förderung der Philatelie als Bestandteil des kulturellen Lebens.
c) Förderung der Kunst auf Postwertzeichen unter anderem durch Zusammenarbeit mit der Bundesregierung und der Deutschen Post AG auf dem Gebiet der Postwertzeichenauswahl und -gestaltung im Programmbeirat bzw. Kunstbeirat.
d) Förderung, Vertiefung und Verbreitung von Kenntnissen auf den verschiedensten Wissensgebieten.
e) Förderung der Forschung und des Fachschrifttums im Bereich der Philatelie und Postgeschichte.
f) Förderung der Heimatpflege und Heimatkunde durch philatelistische Forschung und die ständige Ermittlung genauer Daten auf dem Gebiet der Postgeschichte sowie deren Veröffentlichung.
g) Durchführung von Philatelistentreffen, des Deutschen Philatelistentages und anderen Veranstaltungen zur Verbreitung der Philatelie.
h) Beratung der Mitglieder durch allgemeine Aufklärung über Missstände und deren Bekämpfung im Bereich der Philatelie.
i) Förderung der Jugendpflege und Jugendfürsorge, insbesondere durch Unterstützung des gemeinnützigen Jugendverbandes der Deutschen Philatelisten-Jugend e.V.
j) Zusammenarbeit mit anderen Organisationen oder Verbänden auf nationaler und internationaler Ebene und Förderung der Toleranz auf dem Gebiet der Philatelie im Sinne des Völkerverständigungsgedankens.

Welche Punkte davon sind für einen Briefmarkensammler sinnvoll, welche für einen Philatelisten? Sind diese Aufgaben noch nötig, welche Aufgaben fehlen? Ließen sich Teilbereiche eventuell durch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit von Prüfern und ARGEN abdecken?

2. Interessensvertretung:

Wenn zur Zeit tatsächlich rund 42.000 Briefmarkensammler im BDPH/Vereinen organisiert sind, entspricht dies bei angenommenen 3.000.000 Gleichgesinnten gerade einmal 1,4%. Ich persönlich schließe daraus, das nur eine verschwindend geringe Anzahl von Sammlern wirklich an einem Zusammenschluss interessiert ist. Unterstelle ich dann, das ein Großteil der Mitglieder im BDPH/Vereinen nur aus Gewohnheit Mitglied sind, ohne Leistungen tatsächlich in Anspruch zu nehmen oder aktiv mitzuarbeiten, wird dieser Anteil der Interessenten noch wesentlich kleiner ist.

3. Rechtsform:

Das Konstrukt des eingetragenes Vereines ist eine Rechtsform aus dem 19. Jahrhundert, welches bei der Verwaltung durch Formalien und vor allem durch steuerrechtlich Stolpersteine sehr viel Aufmerksamkeit, Zeit und Geld erfordert, die dann bei der eigentlichen Arbeit fehlen. Gibt es heuer nicht andere, schlagkräftigere Möglichkeiten der Zusammenarbeit? Als besonders positives Beispiel kann man hier den Philaseiten-Tauschtreff in Essen anführen. Bei diesem schaffen es Sammlerfreunde fern aller Vereinsmeierei, regelmäßig Treffen zu organisieren.

Mein Fazit:

Nur eine kleine Anzahl von Briefmarkensammler, die wahrscheinlich in der Mehrzahl Philatelisten sind, halten eine übergeordnete Interessenvertretung für erforderlich. Bevor ihr einen zweiten Verband gründet, der auch über zu wenige Mitglieder stöhnt, prüft doch erst einmal, ob es einen "Markt" für diesen gibt. Und passt auf, das in einer Parallelwelt nicht längst bessere und effektivere Strukturen entstehen, die von immer mehr Briefmarkensammlern akzeptiert und genutzt werden.

Viele Grüße

Marko
 
Quelle: www.philaseiten.de
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