Thema: Schweiz Dauerserie Sitzende Helvetia
Heinz 7 Am: 21.04.2014 11:58:14 Gelesen: 453315# 133@  
@ briefmarkenwirbler24 [#124]

"...dann eventuell Briefe"

Lieber Kevin,

Du kennst mich schon, und weisst, dass ich gerne Briefe zeige. Sie helfen uns, zu verstehen, wofür die Marken hergestellt wurden. Früher wurde alle Marken aus postalischer Notwendigkeit herausgegeben, erst später (aber auch das schon relativ früh!) gingen die Postverwaltungen auch dazu über, zusätzliche Briefmarken herauszugeben, die sie eigentlich nur wegen der Briefmarkensammlern herausgaben (Gedenk- und Sondermarken). Die Diskussion, welche Postverwaltungen weltweit "seriös" waren und welche mit unnötigen Ausgaben die Sammler aus Profitgründen zur Kasse baten, ist schon sehr alt, wie ein Blick in frühe Zeitschriften zeigt.

Der 15 Rappen-Wert der Schweiz kommt als Einzelfrankatur durchaus vor, und wird auf Brief doppelt so hoch bewertet, als auf loser Marke (gemäss Katalog "Zumstein 2013").



Dieser Brief gefällt mir natürlich vor allem wegen dem Stempel, den Ihr bereits kennt (siehe Beitrag 105+114). Ich versuche, den Brief zu erklären.

Es war ein Nachnahme Brief von Aeugst nach Affoltern; das ist Nahverkehr und kostete nur 5 Rappen (Briefgebühr) plus 10 Rappen (Nachnahme-Gebühr). Beim Empfänger wurde CHF 1.80 Gebühr erhoben plus die 15 Rappen für die Frankatur. Du siehst oben den Text: "Nachnahme 1 fr. 80 Cts". Der Pöstler hat mit blauem Stift darunter "15" notiert; das ergibt die Summe von CHF 1.95, die einzuziehen war. Diese Zahl wurde mit grossen Ziffern auf der Briefvorderseite vermerkt.

Die Adresse kann ich nicht zweifelsfrei lesen, ich tippe auf "Herrn Josef Wyler in Affoltern" (nur Vorname unsicher), Abgangsstelle war das Gemeindeammann-Amt in Aeugst (abgekürzt: "GAmanamt Aeugst" - der Strich über dem "N" bedeutet eine Verdoppelung "nn" statt "n").

Ich hoffe, Kevin, du siehst, warum viele Sammler Freude haben, anhand von Briefen die Umstände/die Geschichte dahinter zu verstehen. Darum spezialisieren sich viele Sammler auf "Postgeschichte". Da kann man mit Fleiss, Geduld und Wissen manchmal ganz tolle Sachen finden, die dem reinen Markensammler oft gar nicht bewusst sind, siehe z.B. [#706] und [#14].

Ich finde beides faszinierend: Markensammeln UND Postgeschichte. Bei den Marken gefallen mir besonders ungestempelte Marken sehr, aber natürlich sind auch schöne Stempel super.

Herzliche Grüsse - Heinz
 
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