Thema: Schweiz Dauerserie Sitzende Helvetia
Heinz 7 Am: 21.04.2014 13:09:07 Gelesen: 449185# 135@  
@ Gernesammler [#134]

Danke, Rainer!

"Max", ja, natürlich - jetzt erkenne ich es auch! Die alte Schrift zu lesen ist nicht immer einfach, und auch nach vielen Jahren Üben kann ich vieles noch nicht lesen. - Danke sehr für den Hinweis!

Und natürlich auch danke für das Lob für den Brief. So ermuntert zeige ich Euch gerne einen ähnlichen Beleg, auch wieder sehr interessant, wie mir scheint:



Brief bzw. Nachnahme-Formular von der Gemeinderatskanzlei ("Gemeinderathscanzlei") Affoltern a/A. (am Albis) an "Herrn Rudolf Schneebeli Familie, Knonau".

Der Nachnahmebetrag betrug "fr. 2." also 2 Franken, wozu wieder die 15 Rappen für die Zustellung (Nahverkehr) und die Nachnahme-Gebühr hinzukamen (=total CHF 2.15).

Nun kann man sich fragen, was damit wohl bezahlt wurde? Die Notiz unten zeigt den Grund: ich lese da "Armensteuer". Und tatsächlich, wenn ich das kleine Formular aufklappe, dann steht hinten (gedruckt):

"Dieser Betrag wird hiemit per Nachnahme erhoben. Affoltern a. A., im Oktober 1880. Der Steuerbezüger: Rud. Burkhard, Gemeinderath".

Die Familie Schneebeli war also offenbar sehr arm und musste darum wohl nur eine Minimal-Steuer bezahlen. Ganz steuerbefreit waren die armen Leute aber doch nicht. Und ich denke, dass für viele arme Leute diese Briefe eine Schande waren. Mindestens der Pöstler war also genau im Bild, dass die Familie arm war, und wenn er nicht diskret war, wusste es wohl bald das halbe Dorf. Vielleicht hat man sogar aus "erzieherischen Gründen" das ganz bewusst so gemacht?

Postgeschichte ist untrennbar mit allgemeiner Geschichte verknüpft - Wir können viel lernen durch die Philatelie!

Herzliche Grüsse - Heinz
 
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