Thema: Schweiz: Preise für Alt-Schweiz zu wertvoll oder zu teuer ?
ziffer-freak Am: 14.06.2014 19:16:25 Gelesen: 9887# 15@  
@ bayern klassisch [#14]

Richtig, das war die damals übliche Praxis! Um also einen Brief von München von München nach Basel zu senden, wurden die Taxen (wahrscheinlich schon vom Absender) franko Grenze bar beglichen (weil Bayern damals noch keine eigenen Marken hatte), und mit der Taube die letzte "Etappe" (im Ortskreis Basel) freigemacht (dadurch sparte der Absender 2 1/2 Rappen, da für unfrankierte Briefe die doppelte Gebühr anfiel).

Der Empfänger war wohl nicht sehr vermögend, denn zur damaligen Zeit (seit der Vorphilatelie) war es üblich, dass der Empfänger sämtliche Gebühren für die Beförderung und Zustellung zu tragen hatte! Einen bereits vom Absender vollständig freigemachten Brief zu erhalten war sehr unüblich, und wurde vom Empfänger meist als grosse Beleidigung betrachtet! (Das war übrigens auch der Grund, dass die anfängliche Akzeptanz bei Einführung der "Franko-Zettelchen" in England 1840 nur äusserst gering war! Genf verkaufte seine ersten Marken deshalb aus "Werbezwecken" sogar mit 20% Rabatt!)

Besonders interessant aber ist, wie die Taube ihren Weg überhaupt erst nach München fand, denn sie musste ja bereits dort auf den Brief gekommen sein! Im heutigen Jargon dürfte man sowas einen "Forwarded-Brief" nennen, aber nach den damaligen Gegebenheiten (um 1845) war das erst gerade mal nach ein paar wenigen Destinationen wie England, Brasilien, Genf, Zürich und Basel möglich! Also ist es auf jeden Fall ein ganz besonderer Beleg von grosser postgeschichtlicher Bedeutung, und sein Marktwert dürfte (auch wenn die Marke sogar mangelhaft ist) wahrscheinlich weit über dem Katalogwert liegen!

Lieber Gruss
Andy
 
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